Tag der Deutschen Einheit in Potsdam (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo
Heute besuchte ich die in Potsdam stattfindenden Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit. Bei 17°C erschien mir meine Barfüssigkeit auch nicht problematisch, zumal es trocken bleiben sollte. Erstaunlicherweise blieb es das wirklich, obwohl mich zeitweise ausgesprochen dunkle Wolken doch etwas nervös machten. Es kam auch den ganzen Tag kein Sonnenstrahl durch, wodurch ein Beobachten der heutigen Sonnenfinsternis für mich leider unmöglich blieb.
Nach Potsdam sollte man heute keinesfalls mit dem Auto fahren, da viele Straßen abgesperrt und Parkplätze Mangelware seien, hieß es im Radio. Ich fuhr trotzdem mit dem Auto hin, freute mich über die leeren Straßen und fand auch gleich reichlich Platz zum Abstellen meines Autos in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Hier fotografierte ich erst mal einen abgestellten Zug der Lausitzbahn aus Görlitz, wobei ich von einem Radfahrer skeptisch beäugt wurde, der sich offensichtlich über meine nackten Füße mächtig wunderte, aber nichts sagte.
Als ich am Hauptbahnhof vorbeiging fiel mir auf, dass dort alle Straßenbahnen wenden mussten. Man hatte die Lange Brücke sogar für die Straßenbahn gesperrt.
Ich ging dann über die Brücke, auf der bereits die ersten Buden standen, zur Havel hinunter, wo Rennboote vorgeführt wurden und dann über den Alten Markt, den man extra in letzter Minute fertiggestellt hatte. Vor kurzem war hier noch alles abgesperrt. Der Platz wurde auf das historische Niveau tiefer gelegt, jetzt war hier alles neu und die Rasenflächen mit sauberem neuem Rollrasen versehen. Ein Genuss!
Zahlreiche Stände und Vergnügungseinrichtungen ansehend ging ich dann am Lustgarten vorbei, ließ einen Abstecher zum Neuen Markt folgen, und wurde schließlich vor dem Filmmuseum von einem Mann in einer Uniform, die mich an Friedrich den Großen erinnerte, angesprochen. Ich durfte mich auf seinen Thron setzen und er fragte mich, was ich denn befehlen wolle, wenn ich jetzt mal König wäre. Phantasieloserweise bat ich dann wegen der dunklen Wolken um gutes Wetter. Ich hätte natürlich befehlen müssen, dass mehr Leute barfuß gehen sollen, weil das gesund und angenehm ist, aber leider fiel mir das erst hinterher ein. So sagte er auch nichts zu meinen Füßen. Manchmal bin ich einfach nicht schlagfertig genug.
Anschließend stürzte ich mich dann in das Gedrängel der "Ländermeile". Bis hier sprach mich niemand wegen meiner Füßen an, wobei aber schon einige verwunderte Blicke zu beobachten waren. Hier äußerte nun aber doch jemand Bedenken und meinte: "Das kann aber weh tun." In der Vermutung er würde an Scherben und Dreck denken, meinte ich, dass ich geübt sei und es mir nichts ausmachte, aber im Nachhinein denke ich er könnte auch befürchtet haben, dass mir jemand auf die Füße tritt. Das zu ertragen habe ich allerdings nicht geübt.
Im nächsten Moment, ich war vielleicht einen Meter weiter, sprach mich eine Frau an, ob das nicht zu kalt sei. Ich verneinte das. Gerne hätte ich beiden je eines meiner Faltblätter gegeben, aber die waren in meinem Rucksack und da wäre ich im Gedränge schlecht rangekommen.
Ich stellte fest, dass im Gedränge offensichtlich viel mehr Menschen meine Füße aufgefallen sind, als dort, wo man noch Platz hatte. Vermutlich liegt das daran, dass dort jeder auf den Boden sehen musste, um zu gucken wo man hintritt und dann ein paar nackte Füße sicher sehr auffallen. Zahlreiche Blicke führten jedenfalls plötzlich zu mir nach oben, die ich dann mit einem Lächeln quittiert habe. Meist wurde dann auch zurück gelächelt.
Irgendwo hörte ich, dass hinter mir jemand über meine Barfüssigkeit redete, ich drehte mich um, lächelte auch diesen Leuten zu, und auch die lächelten zurück. Ein anderer prophezeite mir dann, dass mir sicher jemand auf die Füße treten würde, aber das geschah nicht.
Sogar die Bremer Stadtmusikanten höchstpersönlich sprachen mich an. Die eine meinte, dass das ganz gesund sei und sie es auch gerne täte, ein anderer meinte er könne das nicht. Ich wurde dann noch gefragt, ob ich das auch im Winter machen würde. Erstaunlich, dass man mir so was zutraut. Die Bremer Stadtmusikanten hatten jedenfalls sogar Interesse an einem zweiten Faltblatt von mit, nachdem ich eines überreicht hatte. Da war etwas mehr Platz.
Ich war dann noch an den Ständen sämtlicher Bundesländer, habe mir viele Prospekte genommen und mein Rucksack wurde immer schwerer. Am Kanal entlang erreichte ich dann den Platz der Einheit, der auch schon vor 1990 so hieß. Hier war ein riesiges Polizeiaufgebot. Ein Polizeiauto stand quer auf den Straßenbahnschienen, die Züge stauten sich schon, verschiedene Linien endeten hier, weil sie nicht über die Lange Brücke fahren konnten, Schienenersatzverkehr gab es, da war einiges los. Heute Abend müssen die Züge wieder über die Lange Brücke fahren, denn sonst kommen sie nicht in ihren Betriebshof. Ich sah mir das alles an, ging da hin und her, aber wie zu erwaren war kümmerte sich niemand, auch nicht die Polizei, um mich. Wir sind halt nicht in Zofingen.
Auf dem Alten Markt bestieg ich dann noch das normalerweise nicht zugängliche wiederaufgebaute Fortunaportal. Es ist zur Zeit noch das einzige, was an das in den 50er Jahren gesprengte alte Stadtschloss erinnert, das demnächst wieder aufgebaut werden soll. Dann soll da der Brandenburgische Landtag einziehen. Auf der Wendeltreppe im Fortunaportal muss beim Aufstieg die Frau hinter mir meine Füße direkt vor der Nase gehabt haben, aber gesagt hat sie auch nichts.
Ich ging schließlich wieder über die Lange Brücke zurück, dann aber durch den Hauptbahnhof mitten durch. Alle Geschäfte hatten geöffnet, da war einiges los, teils auch mächtiges Gedrängel, aber keine weiteren Bemerkungen zu meinen Füßen. Ich wundere mich, dass es dazu nur auf der "Ländermeile" zu Gesprächen kam.
Viele Grüße
Ulrich