Barfüßiger Fahrradurlaub - Endspurt (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 27.09.2005, 11:29 (vor 6938 Tagen)

Samstag, 17.9.2005: Nun hieß es Abschied nehmen von meinen Gastgebern in der Großen Kreisstadt Sinsheim. Noch 2 Tage Urlaub, dann begann wieder der beschuhte Ernst des Lebens. Während es am Vortag fast nur geregnet hatte, war nun der Himmel blau, als ich kurz nach 10 Uhr losradelte. Es war kühler als an den Tagen zuvor, was sich dadurch auszeichnete, daß mir recht winterlich gekleidete Radfahrer entgegen kamen, darunter ein Junge mit Handschuhen und Mütze. Er schien ziemlich überrascht zu sein, als er mich sah: barfuß, kurze Hose, Träger-T-Shirt, keine Handschuhe, keine Mütze!

Über Eppingen erreichte ich die Melanchthonstadt Bretten [image], wo ich einen Aldi-Markt aufsuchte. Keine Reaktion seitens des Personals, aber eine Bemerkung eines Jungen: "Der ist ja ganz nackt!" Vermutlich hatte er das falsche Wort erwischt. Über spezielle Radwege gelangte ich über Durlach nach Ettlingen, wo ich unweit von Schloß und Albtalbahnhaltestelle "Erbprinz" eine Pause machte. hier und in der Ettlinger Altstadt kaum Reaktionen, wohl aber später in der Innenstadt von Rastatt, die ich über Muggensturm erreichte.

Dann ging es weiter nach Kehl. Kurz vorher kam ich mit einem anderen Radfahrer ins Gespräch, er war auf dem Rennrad unterwegs. Er war erstaunt, daß ich mit dem Gepäck bereits in Sinsheim gestartet war und noch erstaunter, daß ich noch am nächsten Tag in der Schweiz sein wollte. Zu meiner Barfüßigkeit aber sagte er kein Wort, obwohl er selber Schuhe trug.

In Kehl radelte ich in Richtung Rheinufer, wo ich eine Pause machte. Dort gibt es übrigens eine parkartige Anlage, sogar mit Sandstrand und Strandkörben. In einem Strandkorb saß sogar ein Mann, der keine Schuhe trug (übrigens der einzige Barfüßer an diesem Wochenende außer mir), ansonsten aber eher winterlich gekleidet war (es war auch ziemlich windig, jedoch sonnig mit einzelnen Quellwolken). Danach radelte ich am Rheinufer südwärts, bis in die Gegend von Neuried.

Hier mußte ich über ein Kieskuhlengelände. Da es dunkel war, fand ich nicht den richtigen Weg über das Gelände. Ich mußte schieben, war aber nicht böse drum, da der Boden angenehm unter den Füßen war. Unweit davon fand ich ein Waldstück, wo ich im Schlafsack übernachten konnte, die letzte Nacht unter freiem Himmel.

Es war in der Nacht klar geblieben und stark abgekühlt. Erst gegen 8.00 Uhr radelte ich weiter. Das war übrigens das einzige Mal im Urlaub, daß ich wirklich fror, aber ich war zu faul, mein Gepäck zu durchwühlen, um in den untersten Schichten ein kurzärmeliges T-Shirt hervorzukramen. Auch meine Füße kühlten stark ab. Aber dank der Sonne war es nach etwa einer Stunde vorbei. Bis Breisach benutzte ich übrigens Straßen ohne Bäume, da mich hier die Sonne besser erreichte. In einzelnen Dörfern erntete ich giftige Blicke von gut gekleideten Leuten. Vermutlich wollten sie zur Wahl oder kamen daher.

Nach einer Pause in Breisach folgte ich dem Rheinradweg nach Weil am Rhein. Der Himmel bezog sich immer mehr. Auch hatte ich das Gefühl, als ob die Luft immer kälter wurde, je weiter südlich ich kam. Die Kleidung der Radfahrer wurde auch immer bedeckter. Das gleiche traf auch für die Leute in Basel zu, dort zeigte ein Thermometer 13°C an. Am Birskopf machte ich noch eine Pause, bevor ich weiterradelte.

Nun mußte ich mich auch noch gegen den Wind ankämpfen, erst hinter Sissach hinderte mich der Wind nicht mehr. Nun noch der Hauensteinpaß, die Stadt Olten, wo man mich ansah, wie wenn ich von einem fremden Planeten kommen würde. Noch 10 km, ich war in Zofingen, es war 18 Uhr, und 11°C. 16 Tage komplett barfuß hatte ich hinter mir, das erst mal in meinem Leben. Und genauso lange hatte ich Schuhe nicht einmal in Reichweite. Nein! Diesen Satz muß ich korrigieren: Ich hatte keine EIGENEN Schuhe in Reichweite, da ich mich weder in menschenleerem Raum bewegte, noch lediglich mit Barfüßern zu tun hatte. Sollte ich wieder einmal längere Zeit im Sommer unterwegs sein, ich würde wieder die Schuhe zu Hause lassen, soweit spezielle Dinge mich nicht zu anderen Entscheidungen nötigen.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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