Augustpresse, die letzte (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Stammposter, Sunday, 25.09.2005, 10:36 (vor 6940 Tagen)

Hallo zusammen,
bald ist schon der September vorüber, aber hier kommt erst mal noch der Rest der Augustpresse:

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Ein Schritt in die Freiheit
Unsere Füße sind eindeutig das am wenigsten geliebte Körperteil. Völlig zu Unrecht allerdings [...]
Es ist schon paradox: Je mehr wir unsere Welt zivilisieren, desto begehrlicher erscheint uns das Natürliche. Selbst, wenn es eine künstliche Illusion bleibt: Es gibt CDs mit quakenden Fröschen, Joghurts mit synthetischem Erdbeergeschmack, Schnee, der aus der Dose kommt. Und jetzt simuliert die High-Tech-Sportmarke Nike sogar das Barfußlaufen.
Die Sohle ihres Modells "Free" sieht aus wie eine Marshmallow-Wabe, kann in alle Richtungen gebogen und gerollt werden und läßt den Füßen dadurch freien Lauf. Unbeengt patscht man voran, während die meisten Fußbekleidungen unsere hochsensiblen Bodentruppen eher lahmlegen.
Was das Laufen in einem Minimalschuh wie dem "Free" bewirken kann, wurde an der Deutschen Sporthochschule in Köln untersucht: Die Fußgelenke werden beweglicher, die Flexibilität im Mittelfuß wird erhöht, die Schienbeinmuskulatur und ein Teil der Wade gekräftigt. Kurzum: barfuß laufen, auch wenn nur so als ob, macht aus unseren Füßen bewegliche Kraftpakete. Und was haben wir davon? Starke Füße verletzen sich seltener und bringen mehr Leistung.
Ein bißchen Fitness-Training könnten unsere Fundamente wirklich gebrauchen. Denn besonders vital sind sie nicht gerade: Jeder dritte Deutsche hat Fußbeschwerden. Kein Wunder, die meiste Zeit müssen sie im Dunkeln verbringen, eitel und rücksichtslos quetschen wir sie in enge Schühchen und lassen sie auf schwindelerregenden Absätzen verkrampft in der Luft hängen [...] So machen wir aus unseren treuen Begleitern unweigerlich schmerzende Spreiz- oder Senk-Füße. Sie bekommen Hühneraugen, Hammer- und Ballenzehen. Und das bedeutet nicht nur ein paar Schmerzen - Probleme mit der Basis wirken sich häufig auch auf den ganzen Bewegungsapparat aus.
Mal ehrlich, wann haben Sie Ihren beiden Meisterwerken aus je 29 Muskeln, 26 Knochen, 37 Gelenken, 107 Sehnen und Bändern das letzte Mal länger Ihre Aufmerksamkeit geschenkt? Also länger als es gedauert hat, die Nägel zu stutzen und den Lack trocknen zu lassen. Haben Sie die beiden da unten jemals mit teuren Cremes verwöhnt (wie Ihr Gesicht), sie im Fitness-Center trainiert (wie Ihre Bauchmuskeln) oder sie massieren lassen (wie Ihren Rücken). Nein, wahrscheinlich nicht. Füße sind eindeutig das am wenigsten geliebte Körperteil. Dabei spielen sie eine tragende Rolle: Mit ihnen laufen wir im Leben drei Mal um die Erde, täglich lasten 2,5 Tonnen Druck auf ihnen. Unser Dank: 37 Minuten Pflege im Jahr.
Vernachlässigte Fundamente erkennt man an häßlich rissiger Haut und einer dicken Hornschicht. Zumindest ab und an sollte man sie daher mal in ein Ölbad stellen oder ihnen etwas Creme gönnen. Das höchste der Gefühle ist natürlich eine Massage, die ganz nebenbei auch noch an anderen Stellen wirkt. So ist nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin die Fußsohle ein Miniaturbild des Körpers - das Gehirn sitzt zum Beispiel im großen Zeh, der Ischiasnerv in der Ferse. Bearbeitet man diese Zonen, werden die zugeordneten Organe besser durchblutet. [...]
Wer seine Füße lieber ganz natürlich glücklich machen will, der verzichtet einfach auf seine Schuhe. Machen Sie sich zu Hause oder im Park so oft es geht unten herum nackt. Engagierte Liebhaber können ihre Füße auf extra dafür angelegten "Barfußwanderwegen" über Stock und Kieselstein, Schlamm und Rindenmulch waten lassen (www.barfusspark.info)
Wahrscheinlich ist so eine volle Dosis barfuß auch besser, als ständig mit Gesundheitsschuhen herumzulaufen. Denn in den meisten Modellen sieht man leider aus, als hätte man gerade eine Stilberatung von "Öko-Test" bekommen. Wirklich untragbar scheinen die orthopädisch wertvollen Schuhe des Schweizer Herstellers MBT. Die klobigen Treter mit Breitreifen-Optik [...] sollen ein Barfußgefühl imitieren - allerdings mit einer ganz anderen Technik: Eine konvex von vorn nach hinten gebogene Sohle zwingt schon beim bloßen Stehen, zu balancieren, was den ersten Trainingseffekt bewirkt. Das betonte Abrollen in einer flüssigen Bewegung lindert Rücken-, Hüft- und Fußbeschwerden. Netter Nebeneffekt: Sie sollen Schritt für Schritt auch Bauch, Bein und Po straffen.
Daß es gesund und dabei doch recht schick gehen kann, belegen die Ballerinas von Geox aus Ziegenleder mit atmungsaktiver Sohle. Und auch die guten alten Holzsandalen von Scholl können sich wieder sehen lassen. In dem perfekt ausgeklügelten, anatomisch geformten Fußbett aus bruchsicherem Buchenholz und der gepolsterten Zehenbarriere können sich die Füße in vier Zentimeter Höhe in einer gesunden Position entspannen. Das kühle und trockene Holz ist außerdem eine ideale Fußklimaanlage.
Selbst die allgegenwärtigen Flip-Flops sind nach Meinung von Orthopäden nicht übel für die Füße: Die Haut bekommt viel Luft und leidet unter wenig Reibung. Die weiche Sohle sorgt zudem für eine gute Polsterung. Also: Befreien Sie Ihre Füße!
[Welt am Sonntag, 21. 08. 2005]
Ein eigentlich schöner Artikel, erschienen im leider kalten und regnerischen August

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Schneidezahn ging beim Tauziehen verloren [...]
Als erster Wettbewerb stand Tauziehen beim Sportfest in Kästorf auf dem Programm. Zwölf Mannschaften hatten sich angemeldet, zum großen Wettbewerb mit dem Strick, elf Mannschaften waren erschienen.
Nachdem der Vorsitzende des SSV Kästorf, Ingo Düsterhöft, die Sportwoche eröffnet hatte, wurden noch einmal für alle die Bedingungen erläutert. Aus Sicherheitsgründen mussten alle Teilnehmer in der Sandbahn barfuß antreten und zwingend Handschuhe tragen. Jede Mannschaft trat mit fünf Teilnehmern an beziehungsweise vier Frauen und zwei Männern. Die Einteilung erfolgte in vier Gruppen zu je drei Mannschaften - alle mussten gegeneinander antreten.
Nach langen und spannenden Wettkämpfen gewann des Team "SSV II. Herren" den Endkampf gegen das Team "Im Winkel". Die Mannschaft "Jacob-Büchel-Straße" erreichte den 3. Platz. Es sah so leicht aus, als die Teilnehmer am Tau zogen. Die Kraftanstrengung war aber wohl sehr groß, wenn auch nur für 5 bis 45 Sekunden, bis der Sieger feststeht. Das Team der A-Jugend wurde im Vorkampf von der I.-Herren-Mannschaft regelrecht aus der Bahn gezogen. Dass Tauziehen nicht ganz ungefährlich ist, beweist die Tatsache, dass ein Teilnehmer durch eigene Unachtsamkeit einen Schneidezahn im Wettkampf verloren hat. [...]
[Wolfsburger Nachrichten, 22. 08. 2005]

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Home Story
Wir sitzen hier und schreiben, oder wir lassen schreiben. Man gewöhnt sich daran. Ist ja unser Job. Doch manchmal wird auch über uns geschrieben. Oft sind es linke Vereinszeitungen, die uns des einen oder des anderen Verrats bezichtigen [...]
Doch manchmal liegt es nicht an der Sprache, dass wir nichts verstehen. In der vergangenen Woche sorgten zwei Veranstaltungen der Jungle World für Aufsehen. Eine in Berlin und eine in Leipzig mit dem Motto: »Masse statt Klasse? Die Linke und die Linkspartei«. In Leipzig war offenbar auch ein Journalist des Stern anwesend - und gleichzeitig abwesend. Anscheinend zum ersten Mal aus seinem staubgesaugten Redaktionsgebäude getreten, schildert er völlig geschockt, wie er in die »Katakomben« des linken Diskurses hinabsteigt: »Drei Männer sitzen auf dem Podium, tief unten im Kellergewölbe der Moritz-Bastei in Leipzig - und eine Frau ... Es sind Linke - Altlinke, Extremlinke [...] Es sind vor allem Studenten, die gekommen sind, manche barfuß.« Die grantigen »Linkssektierer« hätten sich auf die charmante Vertreterin der Linkspartei, Katja Kipping, eingeschossen, von deren »Sex-Appeal« der gute Mann überwältigt scheint.
Dass die Jungle World mit keinem Wort erwähnt wird, na gut [...] Und alle hatten Schuhe an, wirklich!
[Jungle World, 23. 08. 2005]
Alle hatten Schuhe an - wie unsympathisch! Warum plaudern die diese Peinlichkeit nur öffentlich aus? :-))

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Mit dem Profi 14 Kilometer durchs Watt
Wesselburenerkoog - Mehr und mehr Menschen versammeln sich am Treffpunkt, um an der Wattwanderung "Isern Hinnerk" zu den Seehundbänken teilzunehmen. Ihre Dialekte und Autokennzeichen verraten: Sie sind von weit her gekommen.
So ist das fast immer, wenn Nationalpark-Wattführer Dierk Reimers wettergegerbt und erfahren über die Risiken und Nebenwirkungen der Wanderung aufklärt. Doch die Gefahren scheinen nicht über einen kleinen Schnitt an einer scharfen Muschel hinaus zu gehen.
Dann zieht die Gruppe los. Über den Deich und barfuß weiter in die Salzwiesen. Hier wachsen noch Pflanzen, aber der Boden ist an einigen Stellen schon weich und schlammig. Die erste Berührung mit dem knöcheltiefen Schlick kostet Überwindung. Man gewöhnt sich dran.
Zwischendurch hält Reimers an und weist auf den Geruch einer bestimmten Pflanze hin oder erzählt etwas über die Entstehung der Küstenlandschaft. Er ist hier aufgewachsen und schon seit seiner Kindheit im Watt unterwegs. Führungen sind aber erst seit den 90er Jahren erlaubt und das Betreten des Nationalparks ist nur mit professionellen Wattführern gestattet. "Wir stören hier ja auch keinen", sagt Reimers.
Mittlerweile ist das offene Watt erreicht. Reimers erkundigt sich, ob die Kinder bereits müde sind, denn schon nach einigen hundert Metern würde er keinen mehr alleine zurückgehen lassen. Zu schnell verliert man die Orientierung. Normalerweise erlaubt er die Teilnahme an dem Vier-Stunden-Marsch erst ab zwölf Jahren, aber bei gutem Wetter macht er da gerne eine Ausnahme.
Die kleinen Wattwanderer scheinen noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte zu sein. Sie halten die ganzen 14 Kilometer ohne Jammern durch. "Hier wird es Kindern eigentlich nie langweilig, dafür gibt es zu viel zu entdecken."
Von Zeit zu Zeit hält der Wattführer an und zieht mit seiner Forke einen Kreis, damit alle etwas sehen können. Er zieht Muscheln und Würmer aus dem Watt oder erklärt das Phänomen Ebbe und Flut.
Ziel der Wanderung sind die Seehundbänke. Seehunde bekommt die Gruppe allerdings nur von weitem zu sehen. Dafür Kormorane, Alpenstrandläufer und Austernfischer. Besoners faszinierend ist der Knut, ein kleiner Vogel mit weißer Brust und braunen Flügeln. Wenn ein Schwarm dieser Vögel am Himmel die Richtung wechselt, verschwindet er plötzlich oder taucht aus dem Nichts auf. "Wie eine Windhose", findet einer der Teilnehmer.
Es ist Zeit, den Rückweg anzutreten. Schon in wenigen Stunden wird das Watt wieder meterhoch überflutet sein [...]
Vier Stunden nach Abmarsch erreicht die Gruppe den Übergang zu den Salzwiesen. Zurück über den Deich und dann ist die Wanderung am Ende. Einige Kinder haben sogar noch die Kraft, den Schafen hinterherzurennen. [...]
[Dithmarscher Landeszeitung, 25. 08. 2005]

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Studie: Erste Schuhträger vor 40.000 Jahren
Der amerikanische Anthropologe Trinkaus lüftet das Geheimnis um den ersten Schuhträger: Eine Untersuchung archäeologischer Funde brachte ans Tageslicht, dass vor 40.000 Jahren zum ersten Mal robustes Schuhwerk getragen wurde.
Die Frage, wann der Mensch zum ersten Mal in einen Schuh schlüpfte, düfte geklärt worden sein: Erik Trinkaus, Professor der "Washington University" im US-Bundesstaat St. Louis, fand anhand zahlreicher Knochen-Untersuchungen heraus, dass der Mensch vor ungefähr 40.000 bis 26.000 Jahren zum ersten Mal robustes Schuhwerk trug.
Veränderungen in der Anatomie
Dies hatte vor allem Auswirkungen auf die Anatomie der Zehen: Durch stabile Schuhe waren die Füße weniger Belastungen ausgesetzt, wodurch sich die Zehen im Laufe der Evolution zurückentwickelten und schwächer wurden. Lediglich der große Zeh blieb so wie er ist, so Trinkaus im "Journal of Archaeological Science".
Während frühe Menschen in kälteren Klimazonen bereits vor 500.000 Jahren leichte Schuhe anfertigten, um sich vor der Kälte zu schützen, so wurde robustes Schuhwerk erst wesentlich später erfunden. Die Schwierigkeit, das genaue Datum zu datieren, war bislang auf den Umstand zurückzuführen, dass tierische und pflanzliche Materialien sehr vergänglich sind. Professor Trinkaus suchte jedoch nicht nach Überresten der Schuhe, sondern untersuchte die Fußknochen moderner Menschen (Homo Sapiens) und Neanderthaler (Homo Neanderthalensis).
Kein Prozess der Evolution
Der Forscher fand heraus, dass altsteinzeitliche Menschen wesentlich dickere und stärkere Zehen hatten, da sie keine Schuhe trugen. Um seine Theorie zu untermaueren, ließ Trinkaus die Fußknochen amerikanischer Indianer, die überwiegend barfuß liefen, mit denen von alaskischen Inuits vergleichen. Trinkaus kommt zu dem Schluß, dass die Rückbildung der Zehen kein evolutionärer Vorgang gewesen ist, sondern auf die schwindenden Belastungen der Zehen durch robustes Schuhwerk zurückzuführen ist.
[Krone.at, 26. 08. 2005]

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Irgendwo im Nirgendwo [...]
Sie sind barfuß, die Kleider sind fleckig und eingerissen. Die Gesichter ernst, manchmal düster, gezeichnet von harter Arbeit und zermürbender Armut. Auch die der Kinder. Und doch strahlen die Menschen vor Walker Evans’ Kamera Würde aus. In ihrer Haltung spiegelt sich eine ungebeugte Durchsetzungskraft wider, ein unnahbarer Trotz.
Walker Evans (1903-1975) hat mit seinen Bildern des ländlichen Lebens während der großen Wirtschaftskrise der 30er Jahre in den USA Fotogeschichte geschrieben. Betont sachlich, in klaren Schwarzweiß-Strukturen und plastischer Lichtführung hielt er das Landleben fest: Karge Holzkirchen, rußige Häuser, Werbeplakate, die ein kleines Glück versprechen, armselige Behausungen und ihre Bewohner. Da ist nichts sentimentalisiert oder dramatisiert. Die Dinge, die Menschen sprechen für sich selbst.
Die Bilder erschienen 1941 in dem Buch "Let us now praise famous men" (Lasst uns nun berühmte Männer loben). Es machte Evans weltberühmt. [...]
Das Braunschweiger Museum für Photographie zeigt nun Arbeiten [...]
[Braunschweiger Zeitung, 27. 08. 2005]

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Im Barfuß-Sprint übers Stoppelfeld
Volksfest in Markgröningen mit Schäferlauf, Sacklaufen und Hahnentanz [...]
Die alten Sieger sind die neuen - und das ist zumindest eine kleine Sensation. Zum dritten Mal hintereinander haben Elke Nagel und Stefan Giray beim Schäferlauf in Markgröningen den Barfuß-Sprint über das Stoppelfeld gewonnen. "Seit ich denken kann, hat es das nicht gegeben", freut sich Wolfgang Milde, der die Veranstaltung seit Jahren moderiert.
Elf Schäfermädchen ließ die 18-jährige Nagel aus Winzingen (Kreis Göppingen) hinter sich, ebenso Stefan Giray (25) aus Meckenbeuren (Bodenseekreis), der mit erheblichem Vorsprung vor neun anderen Schäfern über das etwa 150 Meter lange Feld stürmte. Rund 5000 Zuschauer [...] waren restlos begeistert.
Rätselhafte Begeisterung
Warum es gerade die Wettbewerbe auf dem Stoppelfeld sind, die die Zuschauer während des viertägigen Volksfestes Jahr für Jahr so magisch anziehen, kann Frank Blessing, Hauptamtsleiter im Bürgermeisteramt der Fachwerkstatt, nicht so recht erklären. "Sicherlich ist es der Wettkampfcharakter", sagt er. Und fügt hinzu: "Außerdem sind die Markgröninger einfach wahnsinnig stolz auf diese Tradition." [...]
Für Nagel und Giray bedeutet der dritte Sieg im Wettlauf der Schäfer und Schäfertöchter, dass sie künftig zwar noch mitlaufen, aber nicht mehr gewinnen dürfen. Dafür bekamen sie neben Krone und viel Applaus auch in diesem Jahr wieder jeweils ein Schaf als Siegesprämie. Schließlich geht es bei dem Volksfest, früher ein bedeutender regionaler Wollmarkt, vor allem um die Schäferei - und die hat mit der idyllischen Verklärung aus dem Zeitalter der Romantik nicht viel zu tun.
Knallharter Job
Schäfer sein ist damals wie heute ein Knochenjob und wer überleben will, muss knallhart kalkulieren können. Staatliche Zuschüsse decken nicht mal die Hälfte der Kosten und seit dem dramatischen Verfall des Wollpreises werden die anspruchslosen Tiere heute vor allem zur Fleischerzeugung und zur Pflege von Grünlandflächen genutzt.
[Pforzheimer Zeitung, 29. 08. 2005]

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Mit nackten Füßen auf den Gipfel des Münsterlandes [...]
Dass Barfußlaufen gesund ist und den Kreislauf in Schwung bringt, wusste schon Sebastian Kneipp. Dass die Fußreflexzonen aber förmlich in die Sohlen klatschen, wenn sie statt in engen Schuhen und dicken Socken zu stecken einmal so richtig angeregt werden, ahnte der Pfarrer noch nicht.
Also Schnürsenkel auf, Socken aus und rein ins Vergnügen: So viel Abwechslung hatten ihre Füße noch nie. Der 2,5 Kilometer lange Lienener Barfußpark kitzelt die Sohlen mit Gras und Splitt, umschmeichelt sie mit weichem Waldboden, knetet mit Kies und wärmt mit Sand und Rindenmulch.
Wohin mit den Schuhen? Am Eingang des Barfuß-Parcours am Dorfteich gibt es Schließfächer für Schuhe und Taschen. Und nach der Rückkehr locken erfrischende Bäder im Fußwaschbecken oder im Wassertretbecken. Kinder und Junggebliebene können auf dem Wasserspielplatz nach Herzenslust Matschen und Herumspritzen.
Mit solcherart verjüngten Füßen lässt es sich zwischen der reizvollen Münsterländer Parklandschaft mit ihren Wallhecken und den Höhenzügen des Teutoburger Waldes hervorragend wandern. Denn Lienen hat beides: birkengesäumte Pättkes, Täler und Hügel. Doch vorher empfiehlt sich ein gemütlicher Bummel durch den Ort, wo die Straßen von schmucken Fachwerkhäusern gesäumt werden [...]
[Neue OZ Online, 29. 08. 2005]

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Kai Hiltmann geht seit Jahrzehnten am liebsten ganz ohne Schuhe
Seine bloßen Füße empfinden manche als provozierend [...]
NACHBARN
In letzter Sekunde, man hat schon geklingelt, schießt dem Besucher ein Gedanke durch den Kopf: Darf man hier überhaupt Schuhe tragen? Man darf. Auch wenn Kai Hiltmann barfuß - zur Zeit mit Gips - zur Tür gehumpelt kommt und der Rest der Familie auf nackten Sohlen geht: ¸¸Diese Wohnung ist ja nicht steril." Er fügt an: ¸¸Wenn Sie sich in Ihren Schuhen wohl fühlen, können Sie sie natürlich anlassen."
Die Reporterin schaut auf ihre Pumps und ist beschämt. Die Barfußläufer, zu deren weltweiter Gemeinschaft Kai Hiltmann gehört, sind unüberhörbar der Meinung, dass solches Schuhwerk dem menschlichen Wohlbefinden gar nicht zuträglich sein kann: ¸¸Mit Schuhen geht einem eine ganze Erlebniswelt verloren", sagt der 43-Jährige aus Villingen-Schwenningen. Er ist erstaunt über das Interesse, das die Umwelt an seinen bloßen Füßen zeigt: ¸¸Eigentlich ist das doch der Normalzustand." Schließlich trage der Mensch auch Handschuhe nur, um sich vor Kälte oder vor Verletzungen zu schützen. Wer zudem einmal Ohrenschützer getragen habe, um Lärmschäden zu vermeiden, der wisse, wie abgeschnitten von der Umwelt man sich damit fühle.
Kai Hiltmann hat sein heutiges Leben als Barfüßler schrittweise erreicht. Als Teenager mochte er es zwar, ohne Schuhe über Wiesen zu laufen, vergaß die ganze Sache dann aber einfach. Erst mit 20, als Student, hat er wieder angefangen, barfuß zu gehen - erst nur den Weg zur Uni, dann immer länger. Heute sitzt der Ingenieur auch mit nackten Füßen an seinem Arbeitsplatz: ¸¸Das wird toleriert", sagt er. Der frühere Chef habe die Marotte nicht gemocht; der jetzige duldet sie. Zumal man im Unternehmen weiß: ¸¸Wenn ich mit Kunden zu tun habe, dann trete ich denen natürlich korrekt gekleidet und mit Schuhen gegenüber."
Hiltmanns Frau Nadija und Sohn Jonas teilen die Liebe zur zwanglosen Fortbewegung, sind aber nicht so festgelegt. Nadija, die aus einem Dorf stammt und von sich sagt, sie sei schon barfuß gegangen, als sie das Wort noch gar nicht buchstabieren konnte, entscheidet nach Tageslaune, ob sie Schuhe anzieht oder nicht. Der achtjährige Jonas, der neuerdings auch schon Reporterfragen beantworten muss, hat offensichtlich noch keine durchgängige Linie gefunden. Was ihm aber auf jeden Fall gefällt: Wenn er ohne Schuhe geht, kann er mit seinem Freund zusammen hinter der Ecke auf die Kameraden warten und sie "mit den Socken bombardieren".
Ein Blick ins Internet zeigt, wie groß weltweit die Gemeinde der Barfußläufer ist. Da werden gemeinsame Wanderungen organisiert, Tipps ausgetauscht und vor Verletzungsgefahren gewarnt. Aber auf seine Füße zu achten, das lernt ein Barfüßler mit der Zeit ganz von selbst, sagt Kai Hiltmann. Er erzählt von einer Kollegin, die im Urlaub in einem Bach in eine Scherbe getreten ist: "Das würde einem Barfußläufer nie passieren." Denn da gelte die Regel: Tritt nie irgendwohin, wo du den Untergrund nicht sehen kannst. Seinen gebrochenen Fuß hat sich Hiltmann übrigens beim Beachvolleyballspielen geholt: "Aber das wäre mit Schuh genauso passiert", glaubt er.
Wer ohne Schuhe reist wie die Familie Hiltmann, der kann auch Erfahrungen mit der Toleranz machen. In der Schweiz zum Beispiel, hat der 43-Jährige erfahren, wird Barfußlaufen als Traditionspflege ausgelegt. Anderswo empfindet man es eher als provozierend. In Südtirol hätte ihn ein italienischer Museumswärter ums Haar nicht zum Ötzi gelassen: "Die Italiener mögen das nicht", sagt Hiltmann, und auch von den Franzosen hört man Skeptisches. Bei einem USA-Trip hat der Villinger überdies am eigenen Leib bestätigt bekommen, was amerikanische Barfüßler im Internet über die Stimmung vor Ort berichten. Als Kai Hiltmann barfuß in eine Buchhandlung kam, um für einen größeren Betrag Bücher einzukaufen, ist er ohne Federlesen rausgeschmissen worden: "Die Buchhändlerin hat noch zu mir gesagt: Wenn Sie darüber diskutieren wollen, hole ich gleich die Polizei." Seine Dollars hat er damals anderswo ausgegeben.
Fünf Millimeter dick ist die Hornhaut, die sich im Laufe der Jahre unter Hiltmanns überaus gepflegten Füßen gebildet hat: "Mehr wird es auch nicht", meint er, schließlich bleibe ja auch der Tastsinn erhalten. Am Anfang musste er sich allerdings ein bisschen einlaufen, um die Füße zu stabilisieren: "Nach den ersten Tagen hatte ich Muskelkater an Stellen, von denen ich gar nicht wusste, dass man dort welchen kriegen kann." Anschließend aber geht man besser ohne Schuhe, meint Hiltmann, körpergerechter: "Nicht umsonst sagen auch Sportschuhhersteller: Der beste Schuh ist nicht so gut wie ohne Schuhe zu gehen." [...]
[Stuttgarter Zeitung, 29. 08. 2005]
Den Artikel hatte Kai (WN) netterweise ins Forum gestellt, die News - Suchmaschine hatte ihn nicht gefunden.

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450 Camper müssen jährlich ins Spital
In Österreich verletzen sich jährlich rund 450 Camper so schwer, dass sie ins Spital müssen. Am häufigsten sind Sturzverletzungen, es folgen Leinen, Heringe und Campingmöbel. Zu den Gefahren, die auf Zeltplätzen lauern, zählen nicht nur Abspannleinen und Heringe, über die man stürzen, und nasse Wiesen, auf denen man ausrutschen kann, sondern auch Campingmöbel, vor allem wenn sie zusammenklappen [...]
"Platz eins" nehmen Sturzverletzungen ein. Aber auch Brandwunden, Schnitte, Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Verletzungen des Knöchelgelenks, Prellungen sowie Quetschwunden gibt es als Folgen eines Camping-Unfalls, teilte Kisser mit. Die Ursachen seien vielfältig: "Urlauber können über Zeltbefestigungen, Bodenunebenheiten und Campingmöbel stolpern, oft natürlich auch bei Dunkelheit". [...]
Zu Schnittverletzungen sowie "Ausrutschern" können unzureichendes Schuhwerk - wie Badeschlapfen - , Nässe sowie barfuß gehen führen. [...]
[Vorarlberg Online, 30. 08. 2005]

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Spaß mit Strom
»Wenn du hier anfasst, bist du tot«, stand im Internet. Experimente mit Hochspannung sind nichts für Anfänger. Zum Glück gibt es in Deutschland ein paar Begeisterte, die sich auskennen. Wir besuchten das Jahrestreffen der »Tesla-Coilers« - und brachten auch ein eigenes Experiment mit [...]
Spaß mit Strom wollten wir haben, hier sind wir richtig. Als wir vor ein paar Wochen im Internet nach Experimenten gesucht hatten, waren wir vorsichtig geworden: »Wenn du hier anfasst, bist du tot«, stand da oft. Zum Glück stießen wir auf die Mailing-Liste der German Speaking Tesla Coilers (coil heißt Spule, Nicola Tesla ist die Galionsfigur der Szene). Ende Juli trafen sich die Hobby-Elektriker zu ihrem jährlichen Experimentier-Wochenende in Schwieberdingen, einem Dorf in der Nähe von Stuttgart. Auf ins Schwabenland!
Allerdings nicht ohne ein eigenes Experiment: Wir wollten positiv geladene Seifenblasen über eine ebenfalls positive Alufolie schweben lassen. Die Ladungen stoßen einander ab und halten die Blasen in der Luft, hatten wir in einem Buch für Lehrer gelesen (Physikalische Freihandexperimente, Aulis Verlag), das Risiko schien uns gering.
Für die nötige Hochspannung liehen wir uns einen Transformator des Herstellers Heinzinger aus. Doch der sah groß, schwer und gefährlich aus, lieferte bis zu 20 000 Volt - fast hundertmal so viel wie eine Steckdose. Uns wurde mulmig, und wir schauten uns nach etwas Harmloserem um. Leybold Didactic, ein Hersteller von Zubehör für den Physikunterricht, borgte uns einen handlichen Würfel, der 10 000 Volt Spannung bei 0,2 Milliampere Strom liefert. Zur Sicherheit bekamen wir noch einen Vorwiderstand von einem Megaohm. Was Zehntklässler nicht umbringt, kann uns auch nichts anhaben. [...]
Auch unsere Experten haben klein angefangen. »Man steigert sich langsam und überlebt«, sagt Betsch, der das Treffen organisiert hat. Mit vier Jahren traf ihn sein erster Stromschlag, als er mit einem Nagel in der Steckdose stocherte. Mit 13 schraubte er seinen ersten Trafo aus einem alten Fernseher. Heute ist er 22 und bei 10 000 Volt und 800 Milliampere angekommen, »schon ziemlich lebensgefährlich« [...]
Jetzt können wir endlich loslegen. Auf Styroporplatten aus dem Baumarkt rollen wir mehrere Bahnen Alufolie aus und verbinden sie mit Falzen und Klebeband zu einer Fläche. An die Alufolie schließen wir den Pluspol unserer Hochspannungsquelle an, mit dem Widerstand dazwischen, damit nicht so viel Strom fließt, falls etwas schief geht. Auch die Seifenblasen müssen wir mit positiver Ladung versorgen. Dazu pfriemeln wir ein Kupferkabel an den Pustering. Das andere Ende stecken wir ebenfalls an den Pluspol der Spannungsquelle. [...]
Leider klatschen unsere ersten Seifenblasen einfach auf die Alufolie, obwohl wir alles nach Anleitung gemacht haben. Da schwebt nix. Bei der Generalprobe in der Redaktion hat das besser geklappt.
Die Zuschauer, die sich nun im Halbkreis vor unserer Alufolie eingefunden haben, tuscheln. »Vielleicht fließt da ein Kriechstrom über die Kabelisolierung«, sagt einer. Stefan Kluge, der Physiker mit dem Zopf, der mehr wie ein Surfer aussieht, malt die Seifenblasen-Schaltung auf eine Serviette und diskutiert mit den anderen Jungs. Fazit: »Da verschwindet zu viel Ladung über die Experimentatorin in den Boden.« Jemand holt eine Bierkiste, das wichtigste Accessoire der Hobbyelektriker. Stefanie hockt sich drauf und ist besser isoliert.
Funktioniert immer noch nicht. Wir opfern den Vorwiderstand und damit ein bisschen Sicherheitsgefühl, aber Stefanie steht ja auf der Bierkiste, und die Experten sind dabei. »Ihr solltet die Ecken der Alufolie rund schneiden, da kann Ladung abhauen«, meint einer von ihnen. [...]
Trotz aller guten Tipps heben die Seifenblasen nicht ab. Das erste Röhrchen ist schon fast leer. Nun werden die Ideen radikaler. »Die muss sich barfuß auf die Alufolie stellen, dann kann keine Ladung verschwinden.« - »Ihr braucht mehr Spannung!« Stefan Kluge klemmt unser Lehrmittelgerät kurzerhand ab und holt eine Pappschachtel, in der ein Fernsehtrafo und 24 000 Volt stecken. Auf die Spannung sollen wir uns mit nackten Füßen stellen? Wir finden: Wer solche Vorschläge macht, soll das mal schön selbst ausprobieren.
Also schlüpft Kluge - er hat immerhin ein Physikdiplom - aus seinen Trekking-Sandalen und steigt auf die Alufolie. Wir stecken den Trafo ein. »Ah, das ziept.« Kluges Beinhaare sträuben sich, und auch auf seinem Kopf stehen Haare ab. Vielleicht ein gutes Zeichen für unsere Seifenblasen. Kluge pustet. Die Blasen schweben, schweben - und schweben! Das müssen wir selbst probieren. Schuhe aus und ab auf die Folie.
Diesmal sitzt Stefan Kluge am Stecker. 24 Kilovolt fließen unter die Füße. Frauen merken gar nichts: der Vorteil von rasierten Beinen. Jetzt nur keinen Fuß auf den Hallenboden stellen. Die Seifenblasen schweben nun vorschriftsmäßig. Wir werden noch ein bisschen experimentierfreudiger und knipsen die Spannung aus und wieder ein: Die Blasen hüpfen wie auf einem Trampolin. Die Coiler applaudieren. [...]
Zum Anschauen: Einige der Experimente im Film: [...]
Seifenblasen
Sie schweben über einer Alufolie, wenn beide am gleichen
Pol einer Hochspannung liegen. Wir klemmen sowohl den Pustering als auch
die Folie an plus 10 000 Volt. Doch erst als wir das Schulgerät durch
ein selbst gebasteltes ersetzen und uns barfuß auf 24 Kilovolt stellen,
funktioniert der Versuch. Nicht nachmachen! [...]
[Die Zeit, 31. 08. 2005, Experiment: http://www.zeit-wissen.de/media/2005/04/teslathon_seifenblase.mp4]

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Elf waldlerische »G«s sollen Urlauber anziehen [...]
Freyung. Ein großes »G« als Werbeträger: »G« - das steht in der neuen Imagebroschüre des Landkreises für die Besonderheiten im »Woid«, vom »viere Gschaut« des Hauptsponsors Modehaus Garhammer über »an Guadn« in den Bayerwald-Restaurants, das »Glosa«-Handwerk bis hin zum »buGlad« in den Hügeln des Bayerwaldes. [...]
Die Broschüre soll mehr sein, als »nur« Werbung für den Landkreis. Sie soll einen Blick auf die Menschen in der Region gewähren, soll zeigen, dass die Toleranz zwischen den Kulturen und Generationen hier funktioniert. Den Menschen ist der Prospekt gewidmet [...]
In der 28-seitigen Broschüre sind Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen vertreten: Wirtsleute, Guides im Nationalpark, Kinder vom Bauernhof, ein Ranger, eine Tierärztin, Manager, Bürgermeister, Angestellte von Euregio, Firmeninhaber - alle gemeinsam »Unternehmer« für ihre Region. [...]
? »Ganggal« werden die kleinen Rumtreiber genannt. Lebhafte Kinder, die ums Haus flitzen, wild über Wiesen springen oder barfuß im Heu toben, nennt man »Ganggerl«. Der Bayerischer Wald als »Ganggerl-Paradies«, egal ob auf dem Bauernhof oder in einer Hotel-Pension. Irgendwelche Tiere sind auch meist in der Nähe, und Kindergeschrei gehört als »Originalton Ganggerl« zum Leben von Menschen. [...]
? »Grost«, sagt der Walder in seiner Mundart, wenn er rasten möchte. Wenn man lange gewandert, geradelt oder geritten ist, sind Ratsch und Brotzeit die schönste Zeit. Auch die Pferde der Tourenreiter wissen eine Rast mit kühlem Trunk zu schätzen. [...]
[Passauer Neue Presse, 31. 08. 2005]

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Belesene Füße
Georg


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