Barfüßiger Fahrradurlaub - 1. Etappe (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 21.09.2005, 06:54 (vor 7010 Tagen)

Samstag, 3.9.2005: Endlich zwei Wochen Ferien!
Ziel: Höhlenbesichtigung in Wiehl und Barfußwanderung in der Wahner Heide
Verkehrsmittel: Fahrrad
Übernachtung: im Schlafsack ohne Zelt
Fußbekleidung: keine
Die Zeit zum Überlegen, ob ich "Notschuhe" mitnehmen sollte, war kürzer als die Zeit, die ich benötige, das hier aufzuschreiben. Die Antwort war ein kategorisches NEIN! Genauso war für Krawatten, lange Hosen, Hüte, Schirme usw. kein Platz, wohl aber für eine Regenjacke und für kühlere Tage auch ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln (wobei ich letzteres nicht einmal benötigte).

Morgens um 7 Uhr radelte ich los, bei blauem Himmel. Zunächst einmal durch die malerische Zofinger Altstadt. Würde ich sie jemals wiedersehen? Der Thutplatz war leider mit einem Zelt "verschandelt", es sollte offensichtlich eine Veranstaltung an diesem Wochenende sein. Ein Sekuritas-Mann paßte auf, daß nichts geklaut wurde. Und ein Stadtpolizist hatte offensichtlich mit dem Sekuritas-Mann gesprochen und begab sich nun zurück zur Wache, genau in meine Richtung. Sollte bereits jetzt mein Urlaub zu Ende sein und die Weichen in Richtung Zuchthaus gestellt sein? Nein! Der Polizist sagte nur "Guten Morgen," mehr nicht. Dieses war übrigens das einzige Mal im Urlaub, daß ich "Ärger" mit der Polizei hatte.

Über den Hauensteinpaß radelte ich in Richtung Basel. Auf dem Marktplatz gab es einige Blicke wobei sie wohl mehr meinem hochbeladenem Fahrrad galten als meiner Barfüßigkeit oder meiner Kleidung. Zwar sah ich in Basel niemanden ohne Schuhe, jedoch waren viele Leute recht sommerlich gekleidet, es war ja heißes Wetter.

Nach dem Grenzübertritt radelte ich am Rheinufer entlang. Anfangs hatte ich Glück, weil ich im Schatten von Bäumen fahren konnte. Dann aber mußte auch ich in der Sonne fahren. Bei Bremgarten war die Baustelle einer neuen Rheinbrücke, der Radweg mußte hier umgeleitet werden. Mir kamen 2 Radler entgegen, die sich deswegen verfahren hatten und fragten mich nach dem Weg? Kein Kommentar zu meinen nackten Füßen. Vor Breisach machte ich noch eine längere Pause. Erstmalig an diesem Tag sah ich Leute ohne Schuhe. Aber sie hatten sie nur ausgezogen, als sie am Rheinufer saßen.

Ich erreichte die hübsche Stadt Breisach [image]. An einem Brunnen ergänzte ich erst einmal meine Wasservorräte. Leute in einem Straßenrestaurant beobachten mich dabei, auch eine dreiköpfige Familie. Die ca. achtjährige Tochter, die ziemlich unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte, erhob sich plötzlich, ließ ihre Sandalen dort stehen und wollte in Richtung Brunnen gehen, worauf die Mutter rief: "Setz dich! Und zieh die Schuhe wieder an! Da liegen doch Scherben!" Ich sah übrigens keine Scherben, war sicher nur übertriebene Vorsicht der Mutter. Schade!

Der Weg hinauf zum Münster lag in der prallen Sonne, ich schob das Rad über angenehmes Kopfsteinpflaster. Auf dem Münsterplatz war die Hitze noch schlimmer, niemand sagte was zu meiner Barfüßigkeit. Ich radelte wieder hinunter Richtung Rhein, um dann über spezielle Radwege weiter nach Norden zu fahren. Der Weg führt auch am Freizeitpark Rust vorbei. Ich glaube im Forum gelesen zu haben, daß dort Barfüßer unerwünscht seien. Soll mir egal sein, denn so oder so hatte ich nicht das Verlangen, in den Freizeitpark zu gehen (nicht einmal wenn ich keinerlei Unkosten deswegen gehabt hätte). Irgendwie ist dieser Freizeitpark ein Fremdkörper in dieser reizvollen Landschaft. Die Anlagen eines solchen Parks stören in einer solchen Landschaft optisch mehr wie etwa ein Hochhaus oder ein Kernkraftwerk. Das Gekreische der Leute, die die Fahrgeschäfte benutzen, war schon von fern zu hören und ist zumindest für mein Ohr unangenehmer als das Zwitschern von Vögeln, das Rauschen von Wasser, das Läuten von Kirchenglocken oder das Fahrgeräusch von Straßenbahnen.

Irgendwann fand ich noch einen Badesee. Daß hier Leute barfuß liefen, überrascht wohl nicht. Ein Mädchen klemmte sogar die Flipflops aufs Fahrrad beim Verlassen des Geländes, in Anwesenheit der Mutter. Über Landstraßen erreichte ich die Große Kreisstadt Kehl, es war schon dunkel. Hier schob ich das Velo durch die Fußgängerzone und hielt mich längere Zeit an einem Brunnen in der Innenstadt auf. Hier war ich der einzige Barfüßer. Obwohl es noch recht warm war, waren einige Leute schon winterlicher gekleidet (speziell Kinder), aber längst nicht alle. ich wurde auch manches Mal angestarrt, aber Kommentare gab es nicht.

Zum Übernachten suchte ich einen Platz am Rhein. Zunächst aber verfuhr ich mich im Hafengebiet, ich gelangte gerade auf die Halbinsel zwischen Rhein und Kinzig, so daß ich zurück mußte. Nachdem ich aber den Kehler Stadtteil Auenheim durchquert hatte, fand ich einen Weg in ein Waldstück, wo ich meinen Schlafsack ausbreiten konnte. Der Untergrund war barfuß gut begehbar. Einziger Nachteil: hier gab es recht viele Mücken!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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