Meine Septemberreise - Tag 2 (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 15.09.2005, 20:36 (vor 6950 Tagen)

Am nächsten Morgen fuhr ich zunächst nach Weilburg, einer sehr hübschen Stadt in einer engen Flussschleife hoch über der Lahn mit einem eindrucksvollen Schloss und einem ebensolchen Schlossgarten. Das beeindruckendste war aber für mich der 1840 erbaute einzige Schiffstunnel Deutschlands. An seinem südlichen Ende habe ich noch beobachtet, wie ein paar Boote die Doppelschleuse passierten. Da ging nichts elektrisch. Alles wurde per Hand gekurbelt.
Anschließend wollte ich noch die Kristallhöhle bei Weilburg besichtigen, die aber geschlossen war, und ich wollte auch nicht bis zum Nachmittag warten, da ich noch mehr vor hatte.
Als ich anschließend in Richtung Runkel fuhr, entdeckte ich kurz hinter Villmar einen steil am linken Lahnufer emporragenden Felsen, auf den die Straße hinaufführte. Oben gab es sogar einen kleinen Parkplatz, von dem aus ich einen sehr schönen Aussichtspunkt mit einem wunderbaren Blick über die Lahn erreichte. Dort steht auch ein Denkmal für Conrad I. (911 - 918). Leider wird der kurze Weg vom Parkplatz dorthin offensichtlich gelegentlich als Toilette missbraucht, wie entsprechende Hinterlassenschaften deutlich machen. :-(
Die Stadtkulisse von Runkel mit der alten Lahnbrücke im Vordergrund und der Burg hoch über der Stadt ist wirklich sehenswert. Die Altstadt selbst ist klein und bietet nicht viele Besonderheiten, bis auf die Burg natürlich. Auf der Burg gibt es keine Führungen, aber jeder Besucher erhält ein Blatt mit Informationen zu den einzelnen Bauten und weitere Details. Bereits die erste Station dieses Blattes fand ich aber zunächst nicht, weil es sich dabei um das Torhaus vor der Kasse handelte, durch das ich längst durch war. Dadurch kam ich ins Gespräch mit einer netten, fast siebzigjährigen Dame, die kurz nach mir durch die Kasse kam. Wir besichtigten die Burg dann gemeinsam, lachten miteinander, machten uns über manches lustig und sprachen natürlich auch über meine Barfüssigkeit. Ich erklärte ihr wie angenehm und gesund es sei und gab ihr eines meiner Barfußprospekte. Als wir die Burg verließen lud sie mich sogar zu Apfelstrudel mit Eis ein.
Sie erzählte mir, dass sie ursprünglich aus Hamburg sei, nun aber seit 30 Jahren in Würzburg lebe und häufig Tagesausflüge mit der Bahn machte, um kleine Regionen detailliert kennen zu lernen. Letzten Endes mache ich das ja genauso, nur mit dem Auto. Ich bot ihr dann an sie nach Limburg zum Bahnhof mitzunehmen, wobei wir unterwegs uns noch verschiedenes ansehen wollten.
So kamen wir zunächst nach Dietkirchen, wo wir die Kirche besichtigten. Anschließend fuhren wir nach Limburg und gingen zum Dom, wo ich an einer Führung teilnahm. Meine Begleiterin setzte sich derweil und ruhte sich aus. Die Führerin, eine Frau der Kirche, deren Tracht ich leider nicht zuordnen kann, sprach mich irgendwann auf meine Füße an. Sie erzählte mir, dass sie als Kind auch viel barfuß lief und das es gesund sei. Ich gab ihr dann auch eines meiner Faltblätter, worauf sie meinte, dass sie es den Pfadfindern zukommen lassen werde. Ich gab ihr dann noch den Tipp diese zum Barfußpark in Bad Endheim zu schicken.
Nach dem Dombesuch drehten wir noch eine Runde durch die Fußgängerzone, wobei uns die zu meinem Outfit passende Barfüßerstraße auffiel, bevor ich sie zum Bahnhof brachte.
Inzwischen hat sie mich sogar angerufen und mir angekündigt, dass sie mir Fotos zuschicken möchte, auf denen ich zu sehen bin.
Meine nächste Station war Balduinstein. Von der Lahnbrücke aus fotografierte ich die Burg, den Bahnhof, einen Zug und die Stadtkulisse. Dort sah ich noch zwei andere Barfüßer, aber die liefen nicht durch den Ort, sondern nur vom Lahnufer auf die Brücke, um sich von dort ins Wasser zu stürzen, was vermutlich auch nicht ganz ungefährlich ist.
Schließlich kam ich noch nach Nassau. Die Altstadt ist wenig interessant. Die Kettenbrücke über die Lahn wird zur Zeit saniert, weshalb eine provisorische Holzbrücke mit einem weichen Teerbelag, der sich fast wie Teppich anfühlte, die Lahn überspannte. Der Fußweg zur Burg besteht aus feinem Schotter, der durchmischt mit Sand, Laub und Nadeln gerade noch ganz gut begehbar war. Unterwegs erreichte ich ein Denkmal zur Erinnerung an den Freiherrn von Stein, von dem aus ein schöner Ausblick über das Lahntal besteht. Auf der Burg konnte ich sogar kostenlos den Turm besteigen, obwohl es schon recht spät war. Ein großartiger Blick über Nassau bot sich dort.
Im Burghof liegt feiner Kies. Meine nackten Füße verursachten dort bei einigen Besuchern der Burggaststätte große Augen. :-) Über die Zufahrtstraße ging ich wieder hinunter. Das war der deutlich angenehmere, aber auch langweiligere Weg. Auf der provisorischen Lahnbrücke wurde ich noch angesprochen, ob alles in Ordnung sei. Ich meinte: "Natürlich, hoffentlich auch bei Ihnen?" Es entwickelte sich ein kurzes nettes Gespräch, das aber doch recht banal war.
Anschließend fuhr ich wieder zurück zu meinem Parkplatz bei Usingen.

Fortsetzung folgt ...


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