Mal eine Frage zum Gebirgsbarfüssern (Hobby? Barfuß! 2)
Lieber Aquajeans
Dass Du auf der Geröllhalde bald einmal aufgegeben hast, kann ich Dir sehr nachfühlen! Kurze Strecken von Geröll kann ich zwar barfuss überwinden, aber längere Strecken werden zur Quälerei und überdies strapazieren sie auch meine Geduld. Die Sandalen lasse ich nur dann zu Hause, wenn ich den Weg als auf- und abwärts barfusstauglich kenne. Begehe ich einen Weg, den ich noch nicht kenne, prüfe ich anhand der Karte, ob er überhaupt für barfuss bzw. Sandalen in Frage kommt, oder ob zum vornherein Bergschuhe erforderlich sind, mit andern Worten, ich wähle die Route nach der Barfusstauglichkeit. Meist ist es eine Tour im Höhenbereich zwischen 1200 und 2500 m Höhe (das bedeutet aber überhaupt nicht, dass auf diesen Höhen keine Gefahren lauern!!). Häufig muss ich mich dazu bequemen, bei steinigen Abstiegen die Sandalen anzuziehen, dies ist meist auch eine Zeitfrage, denn Bahn oder Postauto warten ja nicht, und abwärts auf steinigen Wegen ist man ganz eindeutig langsamer als Schuhträger.
Ob man ein wenig mehr oder weniger leiden will, ist Geschmacksache. Dagegen nicht mehr Geschmacksache ist es, wenn es um Tod oder Leben geht. Deshalb wieder einmal meine Warnung: Weder Sandalen noch barfuss (sondern Bergschuhe) auf abschüssigen, feuchten Grashalden, die unten nicht sanft auslaufen! Das gleiche gilt für abschüssige Schneefelder, die in Steinen oder Felswänden enden! Äusserste Vorsicht ist geboten auf exponierten, schmalen Bergpfaden, wenn sie nass sind (nasser Lehm!). Man rutscht nun barfuss einfach mehr als mit Profilsohlen, wenn man sich nicht mit den Zehen festkrallen kann und das ist bei nassem Lehm, Schnee oder Eis und feuchtem, langem Gras nun eindeutig nicht der Fall!
Zum Schluss: Ich möchte mit meinen Beschreibungen von Bergwanderungen auf gar keinen Fall Unglücksfälle provozieren. Wanderungen über Alpweiden und durch Wälder können mindestens so schön sein wie solche in Fels, Geröll und Schnee. Man kann beim Barfusslaufen durchaus die Herausforderung suchen, aber man soll nicht mit dem Leben spielen. Beachte: Ein grosser Teil der Bergunfälle geschehen auf markierten Routen, einfach durch unangepasstes Verhalten, unzweckmässige Ausrüstung und Unaufmerksamkeit. Wer barfuss geht, muss sich bewusst sein, dass er an gewissen Stellen eher als ein Schuhträger ins Rutschen kommt, und deshalb muss er dort doppelt vorsichtig sein. Gehstöcke sind eine Hilfe, aber wenn man wirklich ausrutscht, nützen sie auch nicht mehr viel.
Ich wünsche euch schöne, aber vor allem unfallfreie Wanderungen!
Walter (CH)