Luzern unter Dampf (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 29.08.2005, 07:08 (vor 6968 Tagen)

Samstag, 27.8.2005: An diesem Tag sollte ein Dampfzug der Sursee-Triengen-Bahn http://www.dampfzug.ch/ nicht nur auf der Strecke, auf der normalerweise nur wenige Güterzüge verkehren, fahren, sondern weiter nach Luzern. Mitfahren wollte ich allerdings nicht, wäre mir zu teuer gewesen. Aber immerhin wollte ich den Zug teilweise begleiten. Um 6.20 Uhr bei 12°C radelte ich los, barfuß natürlich. Gegen 7.30 Uhr sollte der Dampfzug, aus Triengen kommend, in Sursee einrollen. Mit schußbereiter Kamera wartete ich auf der Fußgängerbrücke, die über Autobahn und Kleinbahn führt. Dann kam der Dampfzug mit zwei alten Wagen. Nun raste ich die Brücke runter. Kurz vor dem Bahnhof wurde der Zug langsamer und hielt, um Wasser zu fassen. Ich wurde zwar gesehen, wie ich den Zug beobachtete, jedoch schien keiner sich über meine Barfüßigkeit aufzuregen.

Da noch 40 Minuten bis zur Abfahrt in Sursee vor mir lagen, pendelte ich mit dem Velo häufiger zum Bahnhof und wieder zur "Wasserstelle" 3 Planzüge Richtung Luzern, mußten noch vorbei, erst dann konnte der Dampfzug auf die Hauptstrecke rollen und hielt am Bahnsteig an, um Fahrgäste einzuladen. Ich radelte neben der Lok (auf der Straße natürlich, nicht auf dem Schotter). Einige Leute sahen mich erstaunt an, aber weniger die Fahrgäste des Sonderzuges, sondern die "normaler" Züge.

Ein Pfiff, und langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Jetzt aber mußte ich rasen. Auch ich wollte nach Luzern. Allerdings konnte ich nicht mithalten, ich mußte ja auch auf den Straßenverkehr Rücksicht nehmen. Bis Nottwil konnte ich den Zug nach sehen, hinter Nottwil nur noch ab und zu die Rauchfahne. Dann teilten sich Straße und Gleis, und ich kämpfte mich bergauf nach Neuenkirch. Hier starrten mich einige Leute an, wegen meiner Barfüßigkeit? Offensichtlich mußte der Zug in Rothenburg einen Planzug vorbeilassen, jedenfalls sah ich im Raum Emmenbrücke wieder die Dampffahne. Mein Plan, ich könnte den Zug nur einholen (in Emmenbrücke geht es ziemlich bergab), zerschlug sich aber, da viele Autofahrer bewußt langsam fuhren, um sich die Hochwasserschäden anzusehen. Eine Ampel meinte es auch nicht gut mit mir. Aber immerhin konnte ich die Rauchwolke immer weiter verfolgen, bis sie im Gütschtunnel verschwand. Von hier ab hatte die Bahn es weiter zum Luzerner Hauptbahnhof als ich. Andererseits hatte ich noch etliche Ampeln vor mir, und der Verkehr war auch nicht wenig.

Ich erreichte den Hauptbahnhof und schob das Rad im Laufschritt über den Bahnsteig in Richtung Dampfzug. Etliche Leute blickten hinter mir her, jedoch vermutlich hätten sie es auch getan, wenn ich das gleiche in "vernünftiger" Kleidung getan hätte. Der Zug schien noch nicht lange dort gewesen zu sein. Einige von den ausgestiegenen Passagieren musterten mich, jedoch starrten sie nicht auf meine Füße. Vermutlich überlegten sie, ob ich der selbe Radfahrer war, den sie auch in Sursee gesehen haben. Zwischen Sursee und Luzern fuhr ich nie unmittelbar neben dem Zug, da Gleis und Straße doch weiter voneinander entfernt sind. Ein Dampfzug auf dem Gleis fällt zwar einem Radfahrer auf, der bewußt hinterherfahren will, ein Radfahrer auf einer vielbefahrenen Straße dagegen fällt keinen Sonderzugpassagier auf, wenn er nicht damit rechnet.

Lediglich ein paar Kinder blickten auf meine Füße, sagten aber nichts. Nachdem eine Diesellok die Wagen abgezogen hatte bis zur nächsten Weiche, die Dampflok zur Wasserstelle fahren konnte, die Diesellok die Wagen wieder brachte und dann wegfuhr, entfernte sich auch die Zahl der Passagiere. Sie würden mit einem Planzug nach Arth-Goldau fahren, mit einem Dampfzug auf die Rigi und dann nach Vitznau, mit dem Omnibus nach Küßnacht, mit dem Dampfschiff nach Luzern und dann wieder mit einem Planzug nach Sursee. Aber auch ich entfernte mich mit dem Fahrrad, Luzern hat ja schließlich noch mehr zu bieten als Züge. Und für Barfüßer ist Luzern immer eine Reise wert, gerade jetzt.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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