Alternative zum Powerman (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 22.08.2005, 12:56 (vor 6974 Tagen)

Sonntag, 21.8.2005: Am frühen Morgen war es bewölkt, aber trocken bei ca. 16°C. Da ich mit Regen rechnete, ging ich los, in T-Shirt, kurzen Hosen und selbstverständlich barfuß . Ein mittlerweile pensionierter Arbeitskollege holte mich mit dem Fahrrad ein. Er schob sein Rad neben mir her und wir unterhielten uns unter anderem auch übers Barfußlaufen. Als ich ihm meine Erlebnisse mit der Zofinger Polizei erzählte, meinte er: "Soweit ist die Menschheit also. Was eigentlich was natürliches ist, ist vielen Menschen derart fremd geworden, daß sie gleich die Polizei rufen."

Tatsächlich stand da ein Polizeifahrzeug, aber es ging um die Verkehrssignalisation für den "Powerman-Duathlon". Das Polizeifahrzeug fuhr weiter, die Beamten starrten uns an. Ich verabschiedete mich vom früheren Arbeitskollegen, während er sich weiter mit dem Mann (kein Polizist) unterhielt, der an dieser Kreuzung den Verkehr regeln sollte, wenn die Radfahrer dort vorbeikamen. ich aber wanderte zum Heiternplatz und wieder hinunter Rcihtung Stadt. Hier war die Wechselzone für die Athleten. Bei der Anzahl eher leicht gekleideter Athleten viel ich trotz der fehlenden Schuhe nicht allzu sehr auf. Ich sah auch den Chef der Zofinger Stadtpolizei (nicht den der kantonspolizei, mit dem ich den Riesenärger hatte). Dann kam ich wieder an dem Verkehrsposten vorbei, mit dem sich der Arbeitskollege unterhalten hatte. Er erkannte mich wieder und sagrte: "Prima."

Nach etwa 5 Minuten holten mich die ersten Radfahrer ein. Ich beschloß, weiter auf der Radstrecke des Powerman zu wandern, war irgendwie interessant, wie die Leute auf der Straße die Sportler anfeuerten mit : "Hopp, hopp, hopp!" Hinter Brittnau kam mir ein Arbeitskollege entgegen, nun hatte ich das Glück, barfuß über eine frisch asphaltierte Straße zu gehen. Der einsetzende leichte Regen machte das ganze noch angenehmer. Er war aber so leicht, daß ich meine Regenjacke nicht aus dem Rucksack holte. Trotzdem fragten mich einige Zuschauer, ob es nciht zu kalt sei. Worauf ich antwortete, daß die Radfahrer doch auch kaum anders gekleidet anders seien, sie tragen lediglich Schuhe, aber nicht wegen Kälte, sondern wegen Hundertstel Sekunden.

In der Tat waren zwar einige Radfahrer "zu" leicht gekleidet, aber einige hatten doch Regenschutz dabei, andere sogar lange Hosen. Die Radfahrer mußten dreimal einen 50 Kilometer langen Rundkurs absolvieren, bei mir sollte eine Runde reichen, ohne Fahrrad, und ohne Schuhe. Der Regen wurde stärker. In Ebersecken wurde ich von einem Verkehrsposten gefragt, ob es nicht zu kalt sei. Als ich ihm sagte, daß ich bereits in Zofingen gestartet war, wunderte er sich doch. Offensichtlich gab er es auch an die übrigen Verkehrsposten durch, der von nun ab schienen die späteren Posten mich zu erwarten. Auch "richtige" Polizisten, die in Autos oder auf Motorrädern die Tour begleiteten, taten nicht das mir mir, was sie normalerweise tun.

In Ohmsthal war der halbe Parcour abgeschritten, hier standen etliche eher winterlich gekleidete Zuschauer im Regen. Da es hier ziemlich bergauf ging, kamen die Radfahrer nur unwesentlich schneller voran als ich. Ein Zuschauer sagte: "Dies ist aber die Velostrecke." Andere feuerten auch mich an. Als ich erzählte, daß ich vorhatte, die Velostrecke barfuß abschreiten wollte, wunderte sich eine Frau. Ein Mann fragte mich, ob man mir das Velo geklaut hatte, worauf ich antwortete: "Auch die Schuhe!"

Dann ging es steil bergab, die Radfahrer rasten nur so an mir vorbei. Ich ging scharf links auf der schmalen und kurvenreichen und noch dazu nassen Straße, um ja nicht von einem Radfahrer erfaßt zu werden. In Fischbach war die Bergstrecke zu Ende, es folgte eine breite Straße. hier war auch ein Samariterposten. Ein Samariterin fragte mich, ob ich nicht einen Tee haben wollte, ich müsse doch frieren. Ich aber lehnte ab mit der Begründung, daß es nicht gut sei, wenn man hinterher sofort weiter müsse im Regen. Auch sie war erstaunt, daß ich mich barfuß auf einem 50 km langen Rundkurs befand.

In Altbüron feuerten fett beschuhte Kinder die ab und zu noch vorbeifahrenden Radfahrer an. Als ich vorbeiging, fragte einer von ihnen: "Hatten Sie einen Unfall beim Radrennen?" Kurz vor St. Urban überholte mich der letzte Radfahrer, es folgte ein Kleinbus, der die Verkehrsposten eingsammelt hatte, einige im Bus lächelten mir zu. Ab St. Urban war der Asphalt ziemlich rauh, andauernd kamen mir Autos auf der Strecke entgegen. Die Frau, die in Ohmstal unter den Zuschauern war, hielt mit dem Auto an und fragte, ob sie mich mitnehmen könnte. Als ich ablehnte, sagte sie: "Aber Sie frieren doch!" "Ich friere nicht", war meine Antwort. In Vordemwald hielt ein Autofahrer an und fragte mich auf englisch, ob ich vom Powerman wäre, was ich ebenfalls auf englisch verneinte. Erst danach sah ich, daß der Wagen im Kanton Luzern gemeldet war, vermutlich war der Fahrer ein Einheimischer, dr mich für einen ausländischen Powerman-Teilnehmer hielt und glaubte, ich wäre mit dem Rad verunglückt und müsse, da das Rad total demoliert sei, nun zu Fuß zurück. In Strengelbach hielt abermals ein Auto an. Eine Frau stieg aus, gab mir eine Decke und sagte: "Sie holen sich doch eine Lungenentzündung bei der Kälte." Ich hatte Mühe, sie dran zu hindern, mich nach Hause zu bringen. Ich hatte nur noch etwa 800 Meter Weg vor mir.

Als ich zu Hause ankam, mußte ich erst einmal sämtliche nassen Klamotten abziehen und mich gründlcih abtrocknen. Meine Füße waren Weich geworden und schmerzten bei jedem Schritt. Auch wenn das Wetter alles andere als gut war, so habe ich diese 50 km lange Wanderung überwiegend auf Asphalt (seltener auf Gras neben der Straße) nicht bereut.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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