Hi zusammen,

seit gestern abend bin ich von einem komplett barfüßigen Urlaub in Tirol zurück. Ute und ich waren diesmal wieder für eine Woche in Kelchsau (Bezirk Kitzbühel, Gemeinde Hopfgarten). Da ich die letztes Jahr mitgeführten Sandalen nicht gebraucht hatte, entschloß ich mich diesmal, Schuhe erst gar nicht mitzunehmen, und ich habe diese Entscheidung nicht bereut. Am Sonntag, dem 14.08.2005 ging es los. Zuerst mußte ich einen Umweg machen, um Ute und ihren Vater (der ebenfalls mitkam) in Moers abzuholen. Nachdem ich unterwegs in München kurz nach dem Rechten gesehen hatte, kamen wir gegen 20.00 Uhr in Kelchsau an.
Am Montag ging Ute, die sich für den ersten Tag nicht viel zumuten mochte, mit ihrem Vater im Ort herum, während ich mit dem Auto zur Wegscheid fuhr (die Mautstelle oberhalb des Ortes war zufällig geöffnet, so daß ich nix zu bezahlen brauchte) und von dort aus den Weg zur Neuen Bamberger Hütte, den ich letztes Jahr nicht geschafft hatte, in Angriff nahm. Dieser war schmal und recht felsig und daher eine ganz hervorragende Trainingsstrekke, wobei ich wegen meiner Barfüßigkeit recht froh war, denn es hatte während der nacht geregnet, so daß mir teilweise Wasser entgegenfloß. Weiter oben gelangte ich dann auf einen breiteren Wirtschaftsweg und langte schließlich bei der Neuen Bamberger Hütte an, wo ich mich mit einem deftigen happen stärkte. Als ich in die Hütte trat, gelangte ich erstmal in einen Vorraum, wo ich schmunzeln mußte, denn auf einer der Türen stand "Schuhraum". Mußte man sich hier etwa die Schuhe ausziehen und in einem eigens dafür eingerichteten Raume abstellen? Da ich sowieso barfuß war, brauchte mich das nicht zu kümmern, und so ging ich gleich in die Gaststube. Dort waren alle fett beschuht, und ich zog verwunderte Blikke auf mich, aber keiner sagte was. Als ich aufbrach, folgte ich dem Pfad zur Schafsiedel, der sich recht bald an einem recht steilen Hang verlor (es waren aber Markierungen vorhanden). Hier wechselten Steine, Gras, niedriges Gebüsch und Schlammlöcher, denn die Wiese wurde von einem kleinen bach durchflossen, welchem der Pfad offenbar folgte. hätte ich Schuhe angehabt, wären diese in Kürze hoffnungslos durchnäßt und verdreckt worden. Meine Hose bekam freilich leider ein paar Dreckspritzer ab, obwohl ich die Hosenbeine hochgekrempelt hatte. Ich gelangte zum "Unteren Bergsee", versäumte es aber, mich links zu halten. Statt dessen ging ich nach rechts und stand schließlich vor einem Zaun, so daß mir nur noch der Weg nach oben blieb. So gelangte ich nicht zur Schafsiedel, sondern nur auf irgendeinen namenlosen Nebengipfel, von wo ich nach einem herrlichen Blick auf das Panorama schließlich umkehrte. Da ich nicht denselben Weg zurücklaufen wollte, hielt ich mich ab der Bamberger Hütte auf dem Wirtschaftsweg, der weniger steinig, aber dafür länger war. Als ich wieder bei meinem Auto, das an der Wegscheid stand, angelangt war, spürte ich meine Fußsohlen sehr deutlich. Am Dienstag regnete es den ganzen Tag, weshalb wir mit dem Auto einen Ausflug ins Salzburger Land machten. Da der Regen nicht nachließ, beschloß ich spontan, die Eisriesenwelt (eine Eishöhle) anzusteuern, aber leider wurde nichts draus, denn erstens kamen wir zu spät, um zur letzten Führung zu gelangen, und zweitens stellte sich heraus, daß man vom Parkplatz zum Höhleneingang noch eine längere Strekke laufen mußte, was bei Regen keinen Spaß machte, so daß wir schließlich unverrichteter Dinge wieder abzogen. So ist das eben mit spontanen Ideen, wenn man die Verhältnisse vor Ort nicht kennt! Am Mittwoch ging ich zusammen mit Ute von der Mautstelle durch den Langen Grund zur Erla Brennhütte, wo einige Wanderer, die uns in fetten Schuhen entgegenkamen, äußerst verdutzt dreinschauten, und auch in der Hütte, wo wir einkehrten, gab es verwunderte Blikke. Am späten Nachmittag waren wir zeitig im Quartier, weil die Wirtsleute uns zum Grillen eingeladen hatten.
Am Donnerstag standen die Krimmler Wasserfälle auf dem Programm. Ute mochte nicht hinaufsteigen, sondern sich lieber die Ausstellung "Wsserwelten" anschauen, während ich hinaufstieg. da das Wetter (zunächst) gut war, war sehr viel los, und ich erntete jede Menge verwunderer Blikke und Ausrufe, auch auf Niederländisch und Italienisch ("Huach! Descalzo!"). Nur als ich mir oberhalb des Mittleren Wasserfalles ein Eis kaufte, sprach mich ein Jugendlicher an, ob das eis lekker sei was ich guten Gewissens bejahte. Im Hochtal oberhalb der Wasserfälle meinte ein Herr "Des is gsund!), und als ich eine Familie überholte, fragte die eine Tochter ihre Mutter, warum ich barfuß ginge (Eltern sind schließlich allwissend). Die andere Tochter war hingegen ein Stück vorausgelaufen und wandte sich direkt an mich: "Warum bist du nacktfuss?" "Weil das angenehm ist!" Darauf raste die Kleine zu ihrer Mutter, laut schreiend "Mama, der Mann da hat gesagt, nacktfuss ist angenehm!" Ich ging ziemlich weit ins Hochtal hinein, bis plözlich einsetzender regen mich zum Umkehren zwang. Als ich wieder bei den Wasserfällen angelangt war und hinabstieg, sprach mich noch einmal ein Mann, der selbst sokkenlos in Sandalen lief, an, und ich kam mit ihm ins Gespräch, so daß die Zeit recht angenehm verlief, bis ich wieder unten war. Am Freitag war dann eine Tour oberhalb der Tiefental- Alm angesetzt, bei der ich außer einem Herrn, der nichts als eine Badehose und dazu sehr fette Schuhe und Sokken trug, niemandem begegnete. Als ich den besagten Herrn sah, warfen wir uns gegenseitig verwunderte Blikke zu, denn so wie diesen habe ich auch noch niemanden herumlaufen gesehen. Am Samstag hieß es dann schließlich bei strömendem Regen abreisen. Alles in allem war es ein sehr schöner Urlaub, zwar kurz, aber komplett barfuß!

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.