Kreuzottern / Frage zu Schlangen (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd (Wiesbaden), Stammposter, Saturday, 20.08.2005, 15:23 (vor 6976 Tagen)

Hallo Leute,

ich habe den Artikel im Modekatalog von LAND'S END (Langweilermode, sorry...) gelesen und fand ihn nett geschrieben, darüber hinaus - insbes. für Schuhträger - recht informativ und überzeugend.

Detlev Fleischer geht in einem Teil auf die Gefahr ein, die für Barfüßer durch Kreuzottern besteht.
Wo gibt es diese Schlangen?
Ich wurde 2001 selbst mal gebissen, allerdings mehr im Norden.

Stellt das Kreuzottergift eine ernst zu nehmende Gefahr für einen gesunden Erwachsenen dar? (von der Infektionsgefahr und dem sehr schmerzhaften Biss selber mal ganz abgesehen)?

Gruß

Bernd

Kreuzottern / Frage zu Schlangen

Ralf RSK ⌂, Stammposter, Saturday, 20.08.2005, 16:12 (vor 6976 Tagen) @ Bernd (Wiesbaden)

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Wo gibt es diese Schlangen?

dazu sagt naturlexikon.com:

Verbreitung:
Die Kreuzotter lebt in weiten Gebieten von Eurasien. Sie kommt von Mittelengland und Westfrankreich über Mittel- und Nordeuropa bis zum Nordbalken vor. Weiter in einem etwa 1000 km breiten Streifen von Osteuropa bis nach Kamtschatka an der Pazifikküste. Sie kommt ebenso auf den Pazifikinseln Sachalin und Schantar vor. In Skandinavien kommt sie nördlich des Polarkreises vor.

In Deutschland ist sie weit verbreitet, wird aber immer seltener. Sie hat aber eine große Verbreitungslücke in den westlichen Mittelgebirgen und im Mittel und Hochrheintal.

Die Kreuzotter kommt in folgen Gebieten NICHT(!) vor: In ganz Rheinland-Pfalz und Saarland. Sie fehlt in fast ganz Nordrhein-Westfalen bis auf den äußersten Norden. In Hessen kommt die Kreuzotter nur vereinzelt im Spessart, im Hohen Meißner und in der Rhön vor.

Lebensraum:
Die Kreuzotter besiedelt relativ kühle und feuchte Lebensräume wie Wälder, Moore und Gebirge. In den Alpen kommt sie bis 3000 m Höhe vor. Innerhalb dieser Landschaften siedelt sie wiederum an den wärmsten und hellsten Kleinklimaten, wie Lichtungen, Heiden und Wegrändern.

Stellt das Kreuzottergift eine ernst zu nehmende Gefahr für einen gesunden Erwachsenen dar? (von der Infektionsgefahr und dem sehr schmerzhaften Biss selber mal ganz abgesehen)?

Es gab in D seit 1959 wohl keinen Todesfall mehr. Gefährdet sind eher Kinder und gebrechliche Menschen.

Die Giftnotrufzentrale der Uni Bonn sagt dazu:

Symptome:
Lokal starke Schwellung mit blauroter Verfärbung und heftigen Schmerzen in der Umgebung der Bißstelle. Die Schmerzen können jedoch auch bei schweren Vergiftungen fehlen oder minimal sein. In der Folge kann es zur Entzündung der regionären Lymphknoten und -bahnen und Allgemeinerscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen und schnellem, fadenfürmigen Puls und Blutdrucksenkung bis zum Kollaps kommen. Auch Atembeschwerden und (tödliche) Atemlähmung möglich.
In den meisten Fällen kommt es allerdings infolge zu geringer Giftapplikation zu keinen nennenswerten Vergiftungssymptomen. Lebensbedohliche Vergiftungen oder gar Todesfälle durch Kreuzotterbisse sind äußerst selten. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und kleine Kinder.

Erste Hilfe:
Therapie: absolute Ruhigstellung der betroffenen Extremität (Schiene) und flache Lagerung. Kaffee oder Tee als Kreislaufstütze können nützlich sein. Sorgfältiger Transport zum Arzt oder in die nächste Klinik. Ruhe bewahren! Wunde nicht aussaugen oder ausschneiden, keine Stauungs- oder Kompressionsverbände!
Die generelle Gabe eines Schlangengift-Antiserums wird nicht mehr empfohlen, da die Gefahr eines Serumschocks größer sein kann als die Giftwirkung. Die Serumgabe wird von der Schwere der Vergiftung abhängig gemacht. Tetanus-Prophylaxe wenn erforderlich. Eine vollständige Wiederherstellung kann vor allem bei Erwachsenen Wochen bis Monate dauern, wobei die Schwellung der betroffenen Extremität wiederkehrt und Schmerzen über lange Zeit sehr beeinträchtigend sein können.

Meine letzte Kreuzotter habe ich vor ca. 15 Jahren am kleinen Brombachsee in Franken gesehen. Sie sonnte sich in einer Lichtung auf dem Weg, als wir mit dem Fahrrad dort entlangkamen. Offenbar hatte sie die Erschütterungen der Räder nicht als Gefahrensignal gewertet, denn als wir abstiegen und zu Fuß näher hingingen (wann kann man seinen Kindern schon mal eine Kreuzotter zeigen?), hat sie sich schnell verzogen.

Viele Grüße, Ralf

[image] Kreuzottern bei wikipedia

Kreuzottern / Frage zu Schlangen

der Joe @, Stammposter, Saturday, 20.08.2005, 22:31 (vor 6976 Tagen) @ Ralf RSK

Lebensraum:
Die Kreuzotter besiedelt relativ kühle und feuchte Lebensräume...

Demnach müsste Mitteleuropa in diesem Jahr ja von einer Kreuzotternplage heimgesucht werden. Kühler und feuchter geht's nimmer.

Zwinkernde Grüße vom
JOE

Kreuzottern / Frage zu Schlangen

Walter (CH) ⌂ @, Stammposter, Saturday, 20.08.2005, 23:18 (vor 6976 Tagen) @ Bernd (Wiesbaden)

Ich habe diesen Sommer zweimal fast an der gleichen Stelle auf ungefähr 1700 m Höhe im Alviergebiet (Ostschweiz) Kreuzottern angetroffen. Früher habe ich sie dort nie gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass man als Barfüsser weniger Erschütterungen verursacht und deshalb von der Schlange später wahrgenommen wird.
Auf jeden Fall flohen die Schlangen, sobald sie meine Annäherung spürten. Eine Kreuzotter wird fliehen, wenn sie überhaupt noch eine Chance sieht zu entkommen. Beissen wird sie vermutlich erst dann, wenn man auf sie steht oder sitzt, oder wenn sie sich völlig eingeengt fühlt.

Selbstverständlich freue ich mich jedesmal, wenn ich eines der doch recht seltenen Reptilien sehe, möchte aber doch nicht mit seinen Giftzähnen Bekanntschaft machen. Wenn ich mich weglos in dicht bewachsenem Gelände bewege, taste ich deshalb mit den beiden Stöcken immer etwas voraus und künde durch die damit verursachten Erschütterungen meine Ankunft an. Ich glaube damit genügend vorsichtig zu sein. Auf jeden Fall werde ich mir durch das eventuelle Vorhandensein von Kreuzottern (vipera berus) oder Aspisviper (vipera aspis), die auf der Alpensüdseite recht häufig ist, das Barfusslaufen nicht vermiesen lassen. Aber es schadet nichts, ein wenig zu schauen, wo man hintritt und, wie schon gesagt, sich durch Erschütterungen des Erdbodens bemerkbar zu machen. Unsere heimischen Schlangen greifen ganz sicher nicht an, wenn sie sich durch Flucht einer (vermeintlichen) Gefahr entziehen können.
Ich bedaure nur, bei meiner letzten Kreuzotterbegegnung den Fotoapparat nicht bereit gehabt zu haben. Ich habe die Schlange so fasziniert beobachtet, dass ich ihn völlig vergessen hatte!

Und, ums Himmels willen, schlagt die Schlange nicht tot (wie das leider immer noch häufig gemacht wird. Es gibt Leute, die bringen alles um, was als Reptil keine Beine hat, sei es jetzt eine Blindschleiche, eine (ungiftige) Ringelnatter, oder eben eine Kreuzotter oder Aspisviper)! Erstens sind unsere Schlangen durch Gesetz geschützt, zweitens haben sie sowieso kein leichtes Leben und drittens sind diese scheuen Reptilien wirklich eine Zierde unserer Fauna!

Ich wünsche Euch erfreuliche Begegnungen mit unsern heimischen Reptilien!

Walter

[image] Meine Fotos

Kreuzottern / Frage zu Schlangen

Erika, Stammposter, Sunday, 21.08.2005, 10:02 (vor 6976 Tagen) @ Walter (CH)

Hallo Walter

leider habe ich noch nie diese schönen Exemplare gesehen.

Das kann ich nur unterstreichen!
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Und, ums Himmels willen, schlagt die Schlange nicht tot (wie das leider immer noch häufig gemacht wird. Es gibt Leute, die bringen alles um, was als Reptil keine Beine hat, sei es jetzt eine Blindschleiche, eine (ungiftige) Ringelnatter, oder eben eine Kreuzotter oder Aspisviper)! Erstens sind unsere Schlangen durch Gesetz geschützt, zweitens haben sie sowieso kein leichtes Leben und drittens sind diese scheuen Reptilien wirklich eine Zierde unserer Fauna!
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Ich bin ein Schlangenfan und habe selber genug davon, allerdings nur Boas.

Mir selber geht es in der Barfußzeit jetzt so, daß ich einfach viel mehr in der Natur sehe als früher. Ringelnattern, Blindschleichen und auch Eidechsen sehe ich jetzt so viele und das freut mich riesig.

Viele Grüße
Erika

Schlangen sind hierzulande selten

Markus U., Stammposter, Monday, 22.08.2005, 22:50 (vor 6974 Tagen) @ Erika

Hi Erika!

Mir selber geht es in der Barfußzeit jetzt so, daß ich einfach viel mehr in der Natur sehe als früher. Ringelnattern, Blindschleichen und auch Eidechsen sehe ich jetzt so viele und das freut mich riesig.
Viele Grüße
Erika

Ich habe nur ein einziges Mal bei einer geführten Wanderung, an der ich barfuß teilnahm, durch das Naturschutzgebiet Darßer Ort im Jahre 2003 eine Ringelnatter gesehen, welche in einem kleinen Kanal schwamm und dort einen Frosch erbeutete. Ansonsten habe ich noch keine Schlange, also auch keine Kreuzotter gesehen. In dem Hochtal oberhalb der Krimmler Wasserfälle steht allerdings eine Warntafel, welche darauf hinweist, daß es sich um ein "Kreuzotterngebiet" handelt, in dem "gefährliche Giftschlangen" leben. Ich habe dort freilich, obwohl ich wie immer barfuß war, keine Kreuzotter gesehen.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.

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