Mein Fahrrad benötigte dringend neue "Schuhe", d.h. einen Hinterreifen (den Vorderreifen müßte man konsequenterweise als "Handschuhe fürs Fahrrad" bezeichnen. Etwas problematisch ist bei Fahrrädern und Motorrädern im Gegensatz zu Autos, daß sie nur zwei Räder haben, vielleicht benötigen sie lediglich einen Schuh und einen Handschuh. Wie man mit der Analogie bei Motorädern mit Beiwagen, Lastwagen mit mehr als 2 Achsen oder Zwillingsbereifung vorgehen soll, wäre vielleicht nicht gerade off-topic, jedoch würde es den Rahmen des Themas erheblich sprengen). Zu dem Zweck radelte ich gestern nach der Arbeit noch ins Perry-Center bei Oftringen. Im dortigen Jumbo-Markt kaufte ich mir den entsprechenden Reifen. Niemand im Laden beachtete meine Barfüßigkeit, entsprechend verdächtigte mich auch niemand des "Klaufens". Die junge Frau an der Kasse war höflich wie sonst auch.

Zufällig war gerade eine Ausstellung mit Amphibien und Reptilien im Perry-Center. Von diesen Tieren waren die meisten barfuß, aber nicht alle. Trotzdem war aber keines der Tiere beschuht. Wie das? Na klar! Es waren auch Schlangen in der Ausstellung.

Ich war übrigens nicht der einzige Mensch ohne Schuhe in dem Einkaufszentrum. Dort, wo die Aquarien und Terrarien aufgestellt waren, befanden sich auch "Pferde", die sich nach Einwurf einer Münze für kurze Zeit in Bewegung setzten. Zwei kleine sommerlich gekleidete Mädchen ritten auf den Pferdeautomaten, das eine trug Flipflops, das andere war barfuß und hatte nicht etwa nur die Schuhe beim Reiten verloren, sondern gar nicht dabei. Beide Mädchen starrten unentwegt auf meine nackten Füße. Irgendwie kann ich mir das nicht erklären. Waren die etwa der Meinung, daß nur Kinder barfuß laufen dürfen, Erwachsene es aber nicht? Wie dem auch sei. Nachdem sie ihr Geld verritten hatten, gingen sie in den Lift, um auf eine andere Etage zu fahren.

Bei den Terrarien war zufällig auch der Vater meiner Abteilungssekretärin, auch er arbeitete früher in derselben Firma, ist aber mittlerweile pensioniert. Wir unterhielten uns über einiges, jedoch nicht über meine Aufmachung. Ihn stört es sicher nicht, er kennt mich ja diesbezüglich. Ich bin aber davon überzeugt, daß er meine Barfüßigkeit mitbekommen hat und es seiner Tochter erzählen wird. Diese wird es in der gesamten Firma austratschen, wie üblich. Aber das stört mich nicht, ist ja nichts neues.

Vor dem Einkaufszentrum begegnete ich noch einem Arbeitskollegen aus dem Ingenieurswesen, auch er sagte nichts zu meiner Barfüßigkeit. Dann radelte ich an die Aare zum Baden. Dort wechselte ich auch gleich den Reifen. Einige Ruderboote fuhren vorbei, während ich das Rad reparierte. Etliche Bootsinsassen sahen mich verwundert an. ich bin aber davon überzeugt, daß es diesmal nichts damit zu tun hatte, daß ich barfuß war, sondern daß ich ausgerechnet an einem Badeplatz mein Velo flickte. Eine Frau fragte auch: "Velo kaputt?" und später, als sie wieder zurückruderte: "Velo wieder heil?"

Auf der Rückfahrt nach Hause überholte ich in der Nähe der Oftringer Kehrrichtverbrennungsanlage noch ein Paar, das zu Fuß dieselbe Richtung ging. Beide waren mit Jacken usw. vergleichsweise winterlich gekleidet, jedoch ging die Frau barfuß über den Asphalt, die Halbschuhe in der Hand tragend. Waren wohl zu unbequem. Oder hatte sie bereits den Artikel im "Wiggertaler" gelesen (ich hatte es zu dem Zeitpunkt noch nicht).

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen