Inoffizielle Barfußpfade im Raum Zofingen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 08.08.2005, 13:16 (vor 6989 Tagen)

Sonntag, 7.8.2005: Ich war nicht barfuß mit der Bahn ins Tessin gereist. Ich hatte zwar das Geld für die Bahnfahrt gespart, aber nun regnete es. Endlich kam ich dazu, Formulare auszufüllen, was ich so hasse. Aber wenn ich später einmal Rente haben will, muß man sich schon frühzeitig mit dem Papierkrieg befassen, sonst bekommt man keine. Und schließlich ich, wenn ich endlich mein beschuhtes und lang behostes Berufsleben hinter mir habe, die barfüßige Freiheit auch wirklich freiwillig ausüben und nicht aus Armut zwangsweise ausüben müssen. Die Formulare waren derart kompliziert, daß mein Kopf förmlich qualmte. Zum Glück nur der Kopf, nicht die Socken. Letztere hatte ich nicht an, Schuhe auch nicht. Wenn man sein Alter möglichst barfuß verbringen, dann ist es sicher richtig, wenn man auch die Formulare barfuß ausfüllt.

Aber noch bin ich kein Rentner. Als gegen 12.30 Uhr der Regen aufhörte und ich die Formulare endlich fertig hatte, schwang ich mich aufs Fahrrad, um die paar Stunden, die an diesem Tag trocken sein würden, noch draußen zu nutzen. Es war aber derart kalt, daß ich den ganzen Tag ein T-Shirt tragen mußte. Aber für Jacke, Handschuhe, Mütze und lange Unterhosen war es doch nicht kalt genug, für Schuhe natürlich auch nicht. Da es immer wieder nach Regen aussah, traute ich mich mit dem Velo nicht allzu weit weg von Zofingen. Nicht selten passiert es, daß gerade die Region Zofingen immer zuletzt den Regen abbekommt. Also beschränkte ich mich an diesem Tag darauf, dorthin zu fahren, wo man das Velo über "inoffizielle Barfußpfade schieben konnte. Der erste war der Wanderweg entlang des Tanngrabens bei Oftringen, richtig herrlich. Diesen Weg hatte ich schon häufig in Wanderungen (auch beschuhte) integriert. Ein paar Kinder starrten mich an, als ich sie auf dem Fahrrad überholte, während ich nach Aarburg radelte.

Auch hier gibt es einen idealen Trampelpfad, von dessen Existenz ich erst im letzten Winter erfahren hatte, er läßt sich ideal in Wandrungen integrieren, wenn ich von Aarburg nach Hause muß. Er beginnt hinter dem Aarburger Altersheim und endet in der Nähe der Brücke über die Autobahn bei der Kläranlage.

Der nächste Weg verläuft zwischen dem Fluß W i g g e r und einem Tych. Ideal zum Barfußlaufen, weniger ideal, wenn man noch das Velo schieben muß. Weiter fuhr ich nach Reiden, wo mich ein grasiger Wanderweg nach Reidermoos, den ich erst eine Woche vorher kennen gelernt hatte, sehnsüchtig erwartete. Das Gras war feucht, so daß keine Bienen die Kleeblüten besuchten. Ich konnte also völlig unbeschwert zutreten. Ab und zu verfing sich eine Blüte zwischen den Zehen, so daß der Stengel abbrach und ich die Blüte noch eine Weile mitschleppte, bis sie irgendwann liegen blieb. Ich kam zu dem Bauernhaus, vor dem diesmal (anders als vor einer Woche) keine barfüßigen Kinder spielten.

Von Reidermoos radelte ich zurück nach Reiden, um wieder einen grasigen Wanderweg zu benutzen, diesmal aber parallel zur Hauptverkehrsstraße. Meine Füße schrieen regelrecht nach dem feuchten Boden und dem in der Sonne dampfenden Gras. Dort, wo ein Baum an einem Graben im Sturm entwurzelt worden war, hatte sich ein kreisrunder Teich gebildet. Dort mußte ich selbstverständlich durch. Leute, die am liebsten barfuß und in langen Jeans schwimmen, hätten sicher auch ihren Spaß daran gehabt, sich mit den Jeans dort hineinzusetzen. jedem das Seine! Aber eines ist sicher: Wer da nicht barfuß läuft, ist selber schuld.

Ich radelte nun nach Wikon, wo ich unterhalb des Schlosses mein Velo parallel zur Hauptstraße in Richtung Zofingen schob. Dieses Weg war teilweise stark geschottert. Aber wie schon Walter treffend beschrieben hat: Wenn der Boden feucht ist, spürte man die Steine weniger als wenn er hart getrocknet ist. So wie bei ihm die Wanderstöcke einen Teil des Druckes gegen die Fußsohlen abfingen, so taten es bei mir Vorder- und Hinterrad. Durch Betätigung der Handbremsen konnte ein Abrutschen an Steigungen und Gefällen verhindern. Wirklich schön waren aber einige Reitwege, di den Berg hinaufführten. Dort stellte ich immer unten das Velo an und ging "einfach so" den Weg hoch und wieder runter. Der Matsch quoll nur so zwischen den Zehen durch. Leute, die mir kurz vor Zofingen entgegenkamen, registrierten meine Barfüßigkeit trotz der verschlammten Füße (oder gerade wegen?) nicht.

Dunkle Wolken wurden am Himmel sichtbar. Ich gurkte noch solange mit dem Velo umher, bis der Regen einsetzte. Alles in allem ein schöner Tag. Warum in der Ferne schweifen? Sieh! Das Gute liegt so nah! Das gilt auch für barfußfreundliche Wege, von denen man als beschuhter Bürger nichts weiß, obwohl man manchmal nur wenige Meter dran vorbei geht. Als "Schuhfritze" benutzt man einfach die gut beschilderten, aber geschotterten Wanderwege, und freut sich, daß man in der Schweiz auch ohne Karte immer zum Ziel kommt. Als Barfüßer setzt man aber andere Prioritäten. Mein Ziel ist es nicht, möglichst schnell barfuß von einem Ort zum anderen zu kommen und Wege benutzen, die speziell für Schuhträger ideal sind. Lieber benutze ich barfuß Wege, die nicht ideal für Schuhträger sind. Auch wenn es etwas länger dauert.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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