Barfußlaufen und "Unbarfußschwimmen" in Wangen/Aare (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 08.08.2005, 11:30 (vor 6989 Tagen)

Samstag, 6.8.2005: Noch am Tag zuvor hatte ich mit dem Gedanken gekämpft, entweder barfuß mit der Bahn ins Tessin zu reisen und dort mit großer Wahrscheinlichkeit gutes Wetter zu haben oder aber in der Nordschweiz zu bleiben und mit wechselhaften und kaltem Wetter Vorlieb zu nehmen. Ich hatte mich fürs letztere durchgerungen. Am Morgen war das Wetter gar nicht mal schlecht und mit 18°C gar nicht mal so kalt, daß ich mir beim barfüßigen Radfahren die Zehen abfrieren würde.

Zwar war ich an diesem Tag der einzige barfüßige Radfahrer, aber nicht wenige waren in Sandalen ohne Socken unterwegs. Ich radelte nach Olten, schob das Rad über die Holzbrücke durch die Fußgängerzone und dann zum "heimlichen Barfußpfad" entlang der Dünnern zu fahren, wo ich wie üblich abstieg, um über den teils matschigen, teils grasigen Weg zu schieben. Das Gras war herrlich feucht. Allerdings mußte ich wegen der vielen Schnecken aufpassen, daß ich keine mit dem Reifen oder mit dem Fuß zerquetschte. Nicht daß mich der Schleim an den Füßen störte (im Gegenteil: ich habe es sogar gerne, wenn eine Schnecke mir über den Fuß oder die Hand kriecht), aber auch Schnecken haben ihre Existenzberechtigung, die ich ihnen nicht streitig machen möchte. Es wurde derart warm, daß ich für den Rest des Tages kein T-Shirt mehr benötigte.

Dann radelte ich über Oensingen bis nach Wiedlisbach, einem putzigen Städtchen [image]. Erst radelte ich zwischen Stadtmauer und meterspuriger Bahnlinie nördlich vorbei (einige erstaunte Blicke von Leuten, die gerade vom Bahnhof kamen), dann mitten durch die Altstadt, durch die trotz der Umgehungsstraße leider immer noch Autos fahren dürfen, wodurch ich nicht dazu kam mein Velo über das Kopfsteinpflaster zu schieben (ich hätte sonst den Verkehr behindert), und zu guter Letzt radelte ich noch unterhalb der Altstadt an der alten Mühle vorbei in Richtung Wangen/Aare. Vorher aber fuhr ich noch am Aareufer entlang, teilweise schob ich auch das Velo, weil meine Füße das Verlangen hatten, dort, wo der Untergrund matschig und cremig war, diesen DIREKT zu spüren anstatt sich nur in immer kreisenden Bewegungen diesem sich zu nähern und sich dann wieder zu entfernen. Einig Schlammlöcher waren knöcheltief, da blieb ich auch manchmal stehen. Als dann der Weg schottrig wurde, stieg ich wieder auf. Mich störte nicht daß meine beim Radeln schlammbedeckt waren, weder wegen der Leute, noch wegen der "Barfußextremisten", die sich mit Schlammschuhen "unbarfuß" fühlen.

Ich radelte zurück ins Städtchen Wangen/Aare, um am Fuße der Holzbrücke meinen Badeplatz aufzusuchen. Ich sah, daß auf der Steintreppe, die ins Wasser führt, etwa 30 Zentimeter unter der Wasseroberfläche der Flaschenboden einer Bierflasche lag, mit etwa zwei etwa fünf Zentimeter langen Zacken. Jeder Faker würde jetzt erzählen, daß er mit voller Wucht auf den Flaschenboden getreten hätte, um ihn unter den zähen Fußsohlen zu Staub zu zermahlen, ohne daß die Sohle nur die geringste Schramme abbekommen hätte. Ich ging trivialer vor, indem ich einfach ein paar Schritte ins Wasser ging, den Flaschenboden mit der HAND aus dem Wasser fischte, um ihn dann ordnungsgemäß im Papierkorb zu entsorgen. Das kam mir teuer zu stehen, denn "leider" ging dadurch der Schlamm wieder von meinen Füßen.

Kurze Zeit später verließen 3 junge Männer gerade dort, wo der Flaschenboden gelegen hatte, ihr Schlauchboot. Alle waren zu dem Zeitpunkt barfuß, jedoch hatten 2 ihre Sandalen im Boot liegen. Neben weiterem Gepäck befand sich auch ein Fahrrad an Bord. Kaum an Land, zogen die zwei ihre Sandalen und begannen damit, die Luft aus dem Boot zu lassen. Der dritte ging barfuß zum nahen Parkplatz, um einen Kleinbus zu holen, um damit direkt ans Wasser zu fahren. Boot, Fahrrad und sonstiges Gepäck wurden verladen, erst dann zog der Fahrer Halbschuhe (ohne Socken) an, und gemeinsam fuhren sie los. Später am tag fuhr dasselbe Boot mit den Leuten und einigen Kindern an der Stelle wieder vorbei. Da waren alle barfuß, aber nur die Kinder trugen Schwimmwesten.

Da ich beim Schwimmen zwar barfuß war, jedoch statt der Jeans nur eine Badehose trug, müßte man mein Schwimmen gemäß Mäxschem Posting als "Unbarfußschwimmen" bezeichnen. oder sehe ich das da falsch? Ich war übrigens der einzige Badegast dort. Aber es gab noch andere Barfüßer. Eine Mutter war mit ihrem Sohn und zwei Töchtern unterwegs, sie kamen durch die Altstadt, überquerten die Holzbrücke, um dann am anderen Aareufer in Richtung offizieller (gebührenpflichtiger) Badeanstalt zu gehen. Die Mutter trug eine lange Hose, ein Top mit nur unwesentlich höherem Bedeckungsgrad als ein Bikinioberteil und Flipflops, der Sohn keinerlei Oberbekleidung, eine kurze Hose und Turnschuhe mit Socken, beide Mädchen trugen Sommerkleider und liefen barfuß. Ob sie Schuhe in den Taschen dabei hatten, konnte ich nicht erkennen. Garantiert keine Schuhe dabei hatten aber drei Mädchen (2 in Sommerkleidern, eins in T-Shirt und langen Hosen), die etwa 30 Minuten später aus dem Stadttor kamen, dann in Richtung Wasser gingen (aber nicht hinein, sonst wären ihre dreckigen Füße ja sauber geworden), um dann am Salzhaus vorbei wieder in der Stadt zu verschwinden. Sie bewegten sich so unbefangen, als ob sie nie Schuhe tragen würden. Einzig unschön fand ich, daß sie mit ihren Füßen nach Enten traten und es erst bleiben ließen, als sie von einem Schwan angefaucht wurden.

Da sich der Himmel bezog, verließ ich gegen 17 Uhr den Platz, um nicht auf direktem Weg, sondern über Langenthal und Aarburg nach Hause zu fahren. In Rothrist begegnete mir ein Polizeifahrzeug, was aber ausnahmsweise ohne Folgen blieb. Und in Aarburg fragte mich einer, ob es nicht zu kalt sei. War vielleicht doch nicht so verkehrt, daß ich das Geld für die Bahnfahrt ins Tessin gespart hatte und mit dem Velo unterwegs war.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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