Barfüßer in Wangen/Aare (Hobby? Barfuß! 2)
Sonntag, 31.7.2005: Gegen 8 Uhr verließ ich meine Wohnung mit dem Fahrrad. Es war gerade 16°C, also benötigte ich auch eine entsprechende Kleidung: T-Shirt, kurze Hose und selbstverständlich barfuß. Ich radelte über Murgenthal und Aarwangen in Richtung Wangen/Aare. Unterwegs sah ich in den Dörfern an einigen Stellen einige kleine Kinder im Vorschulalter ohne Schuhe. Zwar war es für sie so kalt, daß sie einen Trainingsanzug an hatten, aber nach Schuhen schienen sie kein Verlangen zu haben. Vielen schien es Spaß zu machen, von den trockenen Betonplatten der Terrasse ein paar Schritte auf den taufeuchten Rasen zu wagen. Speziell Mädchen kreischten dabei. Die Eltern, die meistens dabei waren, schienen mit barfuß weniger an der Mütze zu haben, aber zumindest die Mütter waren ausnahmslos in Flipflops oder anderen Sandalen ohne Socken und auch meist recht bedeckt gekleidet, während die Väter, obwohl zu etwa 40 % mit Socken, schon ahnten, daß der Tag warm werden würde und sie deswegen bereits kurze oder 7/8-Hosen trugen.
Als ich Wangen http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.oberaargau.ch/images/fotogalerie/Bilder/Sehenswuerdigkeiten/Images/Wangen_holzbruecke_3.jpg&imgrefurl=http://www.oberaargau.ch/images/fotogalerie/Bilder/Sehenswuerdigkeiten/page/image10.html&h=365&w=365&sz=27&tbnid=R3MhVRYhMYYJ:&tbnh=118&tbnw=118&hl=de&start=3&prev=/images%3Fq%3Dwangen%2Baare%2Bholzbr%25C3%25BCcke%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DG erreichte, war es immer noch bewölkt, also radelte ich ein Stück weiter aareaufwärts. Dieser Weg war schmal und stark geschottert, was aber beim barfüßigen Radfahren nicht stört. An einer Stelle war ein Baum umgestürzt und blockierte den Weg. Jedoch war bereits ein Trampelpfad um den Baum ausgetreten, so daß ich auch das Rad vorbeischieben (nicht fahren) konnte. Obwohl hier einige Brennessel und Ranken waren, kam ich ohne Schmerzen oder gar Verletzungen davon. Dann aber brach die Sonne durch, so daß ich bei der nächsten Brücke die Aare überquerte und zurück nach Wangen radelte. Nachdem ich durchs historische Städtchen gefahren war, suchte ich mir einen Platz zum Baden unmittelbar neben der alten Holzbrücke http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.swissmountains.ch/assets/images/db_images/db_10250007.jpg&imgrefurl=http://www.swissmountains.ch/html/bauwerke_4.html&h=450&w=600&sz=46&tbnid=DxZXKvBo1bcJ:&tbnh=99&tbnw=133&hl=de&start=4&prev=/images%3Fq%3Dwangen%2Baare%2Bholzbr%25C3%25BCcke%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DG, hinter mir lag das Salzhaus und dahinter die Kirche.
Daß ich hier nicht der einzige Barfüßer war, überrascht wohl nicht. Zunächst einmal kamen Eltern mit ihren kleinen Tochter vorbei, noch mit Schuhen. Als das Mädchen mich in Badekleidung sah, rief es pampig: "Schuhe abziehen!" "Später!" sagte die Mutter. Somit gingen sie unter der Brücke durch. Auch ich ging fünf Minuten später unter der Brücke am Ufer entlang, um eine allfällige Einstiegstelle zu suchen und den Weg nach allfälligen Scherben abzusuchen. Dabei sah ich das Mädchen auf einem Spielplatz, immer noch mit Schuhen. Eine ganze Zeit später (ich war bereits ein Stück geschwommen) kam das Mädchen wieder vorbei, barfuß! Die Mutter war gut genug, um die Schuhe zu tragen. Das Mädchen war nun besser gelaunt als vorher, etwa weil es barfuß war. Aber auch die Eltern, obwohl fett beschuht, waren zufrieden. Sie sagten gar nichts, als das Mädchen zielstrebig auf die Treppe zuging, dann bis zu den Knien ins Wasser, und dabei nicht einmal die lange Hose aufkrempelte und dabei über ganze Gesicht strahlte. Später gingen sie am Salzhaus vorbei, wo großes, barfußfreundliches Pflaster liegt, wo das Mädchen vor Freude hüpfte. Ob es auch gehüpft hätte, wenn die Eltern verlangt hätten, nach dem Aufenthalt am Ufer wieder die Schuhe anzuziehen?
Auch Leute kamen, um hier ihre Schlauchboote ins Wasser zu lassen. Beim Aussteigen aus den Autos trugen sie zwar Schuhe, aber meistens waren das die ersten Utensilien, die vom Leib gerissen wurden und meistens in den Autos blieben. Nur ein Mann behielt seine wasserfesten Sandalen die ganze Zeit an, auch im Schlauchboot, beim Schwimmen und beim Springen von der Holzbrücke. Seine Tochter hatte mehr Mut und sprang barfuß von der Brücke in die Aare. An dieser Stelle möchte ich sagen, daß es kaum mehr Mut erfordert, barfuß von der Holzbrücke zu springen oder mit Schuhen. Hoch ist es zwar nicht (ca. 4 Meter), aber trotzdem nicht ganz ungefährlich. Man kann sich nicht auf die Holzbalken stellen und hinunterspringen, dann würde man sich den Grind stoßen an der Überdachung. Also muß man sich auf die Balken setzen und dann sich ins Wasser abstoßen. Dabei kann man, wenn man sich nicht weit genug abstößt, mit dem Rücken das Holz streifen, und das ist sicher nicht angenehm. Aber an diesem Tag geschah nichts dergleichen. Auch ich sprang von der Brücke in die Aare, ohne mich zu verletzen.
Eine Gruppe aus einem Mann, zwei Frauen, zwei Mädchen und einem Jungen hatte eine Wanderung hinter sich. Bevor sie mit dem Auto weiterfuhren, wollten sie sich noch eine Zeit am Wasser aufhalten. Der Mann behielt als einziger Schuhe und Socken an, während die anderen sofort ihre Schuhe von den unbesockten Füßen zogen, um sie (die Füße, nicht die Schuhe) zu kühlen. Die Kinder tobten derart auf den glitschigen Stufen, daß ein Mädchen ausrutschte und die lange Hose naß wurden. Darauf befahl eine der Frauen, sie sollten sofort die Kleidung ausziehen und in der Unterhose weiterspielen, aber ja nicht zu tief ins Wasser. Das taten sie auch gerne. Niemand störte das, nicht einmal die Polizei. Ab und zu rollte tatsächlich ein Polizeifahrzeug über die Holzbrücke, aber nie hielt eins an. Sicher hätten sich die Polizisten eher an mir in der Badehose gestört als an den Kindern in der Unterhose. Ein Mädchen trat kurz vor der Abreise aber in eine Scherbe (obwohl ich vorher einige aufgesammelt hatte). Es konnte den Fuß nicht mehr aufsetzen aber auch keinen Flipflop mehr überziehen. So mußte es auf einem Bein (mit Flipflop) zum Auto humpeln, während es den anderen Schuh in der Hand hielt. In solch einer Situation ist es sicher kein Vorteil, daß man selber "halb barfuß" ist, während die anderen beschuht sind.
Und noch eine Beobachtung: Über die schmale Holzbrücke rollten nicht nur Autos und Radfahrer, sondern auch Rollerblade- und Skateboardfahrer. Kurz vor meiner Abreise rollte zwei Jungen hinüber, um dann nicht weiter durchs Stadttor, sondern die Rampe hinunter in Richtung Salzhaus zu rollen. Der eine trug fette Turnschuhe mit Socken, der andere rollte barfuß und trug die Flipflops in der Hand. Als aber das Kopfsteinpflaster anfing, war es vorbei mit dem Rollen. Also Skateboard in die Hand und zu Fuß weiter. Dabei zog der Junge trotz des herrlichen Kopfsteinpflaster die Flipflops an. Was schließen wir daraus? Entweder läuft der Junge nicht allzu gerne barfuß, tat es aber deswegen, weil Flipflops keine allzu praktische Beschuhung für Skateboarder sing (man kann sie verlieren). Oder aber er läuft zwar gerne barfuß, besitzt aber in den Armen nicht die Kraft, das Skateboard und die Flipflops gleichzeitig zu tragen. Ich vermute eher ersteres. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
Eine junge Frau fuhr barfuß auf dem Velo vorbei, auf dem Gepäckträger war irgendwas schwarzes flaches aufgeklemmt. Waren es Flipflops? Auf meiner Fahrt nach Zofingen kam mir in Wolfwil ein junger Mann auf dem Fahrrad entgegen, er war lediglich mit einer Turnhose bekleidet, er hatte nichts auf dem Rad geladen.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen