Barfüßer in Kieskuhle, auf Parkplatz und Bauernhof (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 02.08.2005, 07:29 (vor 7060 Tagen)

Samstag, 30.7.2005: Schon wieder einmal beginnt ein Wochenende (in der Schweiz wegen des Nationalfeiertages sogar ein verlängertes) regnerisch. Auch wenn die Temperatur fast 10°C tiefer war als an den heißen Tagen zuvor, so würde ich das nicht als "kühl" bezeichnen. Da ich noch Dienstkleidung in die Reinigung bringen mußte, radelte ich in die Stadt. Niemand in der Reinigung registrierte, daß ich barfuß war und auch sonst nicht allzu winterlich gekleidet. Da ich einen recht großen Haufen Wäsche abgegeben hatte und mit relativ wenig Kleidung herausging, könnte man meinen, ich hätte nun nichts mehr anzuziehen. Hätte nur noch die Frage gefehlt: "Kann man Schuhe dort etwa auch reinigen lassen?"

Wenn ich schon in der Stadt bin, dann kann ich ja auch gleich Leergut abgeben, quasi um den Lohn für meinen 1,80-Franken-Job vom Sonntag zuvor zu beziehen (ich bekam auch nur 1,80 Franken, Zinsen dafür, daß ich das Leergut eine Woche in meiner Wohnung gelagert habe, wollte mir der Rücknahmeautomat nicht geben). Nicht nur dem Automaten, sondern auch dem Verkaufspersonal im Coop-Laden schien es ziemlich egal zu sein, daß ich keine Schuhe an hatte. Als ich den Laden verließ, kam mir gerade ein kurz vor der Pensionierung stehender Arbeitskollege entgegen. Obwohl er Buchhalter ist und auch im Privat- und Vereinsleben der typische Buchhalter ist, sagte er nichts.

Am Nachmittag radelte ich ins Biotop nach Ettiswil. Da der Boden feucht war, ließ er sich ideal barfuß begehen. Einige Stellen waren aber auch steinig, spezial dort, wo was aufgeschüttet wurde. Die wenigen Leute, die im Biotop waren, registrierten meine Barfüßigkeit nicht oder schauten nur kurz auf meine Füße. Aber nicht etwa verächtlich, sondern eher wohl mit dem Gedanken, daß ich richtig davor war. Aber keiner zog daraufhin seine Schuhe aus.

Wenige Meter weiter sah es ganz anders aus. In einer Kieskuhle war ein hoher Sandhaufen, davor lagen zwei Mountainbikes mit "gezinkten" Pedalen, daneben unordentlich 2 Paar Sandalen ohne Fersenriemen. Man hatte den Eindruck, als ob die Träger ihre ganze Energie darin investiert hatten, die Sandalen so schnell wie möglich von den Schuhen zu reißen. Und tatsächlich: Zwei Knaben kletterten auf dem Sandhaufen, in T-Shirt, kurzen Hosen und barfuß, wie es sich für vernünftige Leute gehört. Ich radelte noch nach Großwangen und kam auf dem Rückweg wieder an der Kieskuhle vorbei, wo die Knaben immer noch spielten. Einer rief: "Der fährt sogar auf dem Velo barfuß!"

So kam ich nach Reiden, wo sich drei Frauen vor ihren Autos unterhielten, eine war barfuß. Ich befuhr einen Feldweg, der jedoch bald in einen Grasweg überging. Da zog ich es vor das Velo zu schieben. Niemand störte hier meine Barfüßigkeit. Nachdem der Grasweg wieder in einen "normalen" Fahrweg überging und ich auch wieder fuhr, kam ich an einem Bauernhof vorbei. Beinahe hätte ich noch ein kleines Kind, das hinter einem Auto hervorrannte, angefahren. Aber meine Bremsen waren schneller als die Laufgeschwindigkeit des Kindes. Eine junge Frau, vermutlich die Mutter, rief das Kind zurück und entschuldigte sich. Erst jetzt stellte ich fest, daß etliche Kinder dort waren, alle barfuß. Und von den beiden erwachsenen Frauen trug nur eine Flipflops. Es wäre doch sicher tragisch, wenn in Familien, in denen barfuß etwas selbstverständliches zu sein scheint, eine Lücke gerissen wird und dann ausrechnet von einem barfüßigen Radfahrer. (Ich hätte übrigens auch gebremst, wenn alle fett beschuht gewesen wären und Mützen getragen hätten)

In Wikon stellte ich mein Fahrrad abermals ab, um ein paar Schritte zu gehen. Ich ging zur Aussichtsterrasse des leider durch neuen Anbauten stark verschandelten Schlosses Wikon [image]. Eine Treppe führte hinauf, aber ich bevorzugte selbstverständlich die vermooste schiefe Ebene neben der Treppe. Von der Terrasse konnte ich einiges sehen, darunter auch, daß eine dunkle Wolkenwand in Anzug war. Also ging ich zurück zum Fahrrad und radelte heim. Etwa 10 Minuten nach meiner Ankunft setzte der Regen ein.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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