Julipresse, die zweite (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
es wird Zeit für den zweiten Teil der Julipresse:
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Ötzis Schuhe nachgebildet
Tschechische Forscher schwärmen von der Qualität der Lederschuhe: Wie barfuß laufen, "nur besser"
Innsbruck/Zlin - Gefüttert mit Heu und zusammengehalten von einem Netz aus groben Schnüren sehen die Lederschuhe unförmig, kratzig und regelrecht unbequem aus. Diesem Eindruck widerspricht der tschechische Schuhfachmann Petr Hlavacek aber energisch. Er hat Nachbildungen der Schuhe von Ötzi, der vor 5.300 Jahren in den Alpen starb, angefertigt und ausprobiert.
"Diese Schuhe sind sehr bequem. Sie schützen die Füße perfekt vor Hitze, Kälte und hartem Untergrund", sagt Hlavacek, als er die Nachbildungen in seinem Büro an der Tomas Bata Universität in Zlin vorstellt. Trotz ihrer dünnen Ledersohlen boten die Schuhe einen guten Halt, hervorragende Stoßdämpfung und vermieden Blasenbildung, sagte Hlavacek. Es sei wie barfuß laufen, "nur besser".
Eignung für trockenes Gelände
Walter Leitner, der Tiroler Ötzi-Forscher und Leiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, geht davon aus, dass die Schuhe zur Zeit Ötzis an sich "gutes Schuhwerk" waren. Für die Verhältnisse, in denen sich Ötzi fortbewegt hat - nämlich Eis und felsiges Gelände - dürften sie allerdings nicht tauglich gewesen sein. "Auf einem Schneefeld rutscht man damit aus" [...] Die Tschechen sind da anderer Meinung: Hlavacek und sein Team haben mehrere Nachbildungen der Schuhe hergestellt und auf einer zweitägigen Wanderung in den Alpen nahe Ötzis Fundort ausprobiert. Die Bedingungen schienen mit Schnee und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zunächst nicht ideal. Doch auch für den tschechischen Bergsteiger Vaclav Patek, der selbst eine Firma für Bergschuhe hat und sich an dem Experiment beteiligte, waren die Schuhe eine angenehme Überraschung. Er könne sich sogar vorstellen, die höchsten Berge in Europa mit den Ötzi-Schuhen zu bezwingen, sagt Patek.
In wissenschaftlichen Tests, die Hlavacek unternahm, schnitten die Nachbildungen in vielen Kategorien besser ab als modernes Schuhwerk. Dennoch trägt der Experte selbst keine Ötzi-Schuhe und glaubt auch nicht an deren kommerziellen Erfolg. Es sei schwierig, die Schuhe anzuziehen, und das Heu müsse regelmäßig erneuert werden. "Stellen sie sich nur mal vor, mit diesen Schuhen zum Bahnhof zu gehen", sagte er. "Das Hauptproblem ist die Mode." [...]
[Der Standard, 08. 07. 2005]
Wie barfuß laufen, "nur besser" ... Kommt mir bekannt vor. War Ötzi damals schon für Nike oder andere Unternehmen der Schuhbranche tätig? - Etwa so:
Gesunde Mehrarbeit
Nike Free [...]
Den einzigen Minuspunkt gibt es beim Auspacken des neuen Barfussschuhs von Nike: Die Optik des Free ist eher gewöhnungsbedürftig. Er sieht aus wie ein Turnschläppchen aus Kunstwildleder, das auf 28 weisse Marshmallows geklebt ist. Ausserdem die Farbe: Knallblau mit gelbem Nike-Emblem [...]
Richtige Sportler interessiert die Optik sowieso nicht, ihnen geht es um die Funktionalität. Deshalb: Schuhe an. Die ersten Schritte sind ungewöhnlich. Die Sohle ist flexibel wie keine andere. Sie macht jede Verwindung des Fusses in Längs- wie in Querrichtung mit.
Es hört sich an, als liefe man mit blanken Schweissfüssen über eine Turnmatte.
Der Fuss wird nicht gestützt; der Schuh verhält sich so, als gäbe es ihn gar nicht. Die über zwei Dutzend Muskeln im Fuss werden durch die Konstruktion aufgeweckt, verspricht Nike, so wie beim Barfusslaufen. Je stärker die Füsse, desto weniger sollen Verletzungen drohen. In Videosequenzen haben Nikes Forscher das Gehen auf nackten Sohlen analysiert und darauf aufbauend den Schuh für Alltag und Training gestrickt. Der Sportwissenschaftler Gerd Brüggemann von der Sporthochschule Köln lobt den Free als «Kraftraum für die Füsse».
Doch Vorsicht. Weil das Barfusslaufen in der urbanen Welt zur Rarität geworden ist, fristen viele Fussmuskeln ein Mauerblümchendasein. An den Free sollte man sich deshalb im Schongang gewöhnen. In der ersten Woche wird der Schuh nur ab und an zu Hause getragen, in der zweiten im Alltag erprobt, und erst in der dritten darf er mit zum Joggen.
Das Fazit der ersten beiden Wochen: Der Schuh ist bequem; von besonderer Herausforderung für die Fussmuskeln ist nichts zu spüren. Auf Asphalt hört sich jeder Schritt an, als liefe man mit blanken Schweissfüssen über eine Turnmatte [...]
Spätestens beim Joggen spürt der Läufer, was Nike will. Der Aufprall beim Aufsetzen des Fusses erreicht fast ungedämpft die Sohle. Muskeln und Bänder haben allerhand zu tun, um den Fuss in der richtigen Position zu halten. Bislang übernahm der Schuh diese Führung [...] Und trotz Mehrarbeit für die Füsse beflügelt der Schuh sogar: 21 Sekunden schneller läuft die Testerin die fünf Kilometer mit seiner Hilfe [...]
[Facts, 13. 07. 2005]
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Tipps fürs Überleben auf Festivals
Wenn der Sommer kommt und die Ferienzeit beginnt, kann man sie wieder zu Tausenden Züge und Autobahnen verstopfen sehen: die unverwüstlichen Festival-Besucher.
Für viele sind Festivals ja das letzte Abenteuer der Menschheit, aber hinfahren kann jeder, und um die Zeit am Festival mit mehr Lust als Frust zu verbringen, bedarf es einiger Planung und Erfahrung. Wir zeigen Dir, wie man den "open air"-Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet. Langweilige Minuten überbrücken, Regen gelassen hinnehmen, all das kann mit unseren Tipps Wirklichkeit werden. [...]
Früh anreisen: Wer glaubt, nach Beginn des Festivals "irgendwo noch ein Plätzchen zu finden", landet automatisch auf zwei Quadratmetern neben den ToiToi-Klos.
Der Zeltplatz: Nicht am Zaun zelten! Auch wenn der Platz noch so lockt. Leider sind Zäune beliebte Pinkelplätze, daher besser ausweichen. [...]
Regen auf dem Festival: Nur ein paar Turnschuhe dabei und die sind schon ganz schön nass. Und jetzt barfuß laufen? NIe und nimmer! Tipp: Plastiksackerl besorgen, reinsteigen und ab in die Schuhe. Den Rest einfach oben abschneiden und schon wird es schön kuschlig warm und trocken. Wenns nach zwei Tagen stinkt, einfach Socken wechseln oder neues Sackerl besorgen. Es Ist doch soo einfach. Stinkende Turnschuhe bei Bedarf nachher entsorgen! [...]
[NÖN Online, 08. 07. 2005]
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EINKAUFSBUMMEL
Gefahr von Fußpilzerregern in Schuhgeschäften
Köln (rpo). Schuhe kaufen im Sommer kann krank machen - in der Sommerzeit ist die vermeintlich harmlose Anprobe mit nackten Füße in Schuhgeschäften eine Quelle für Pilzerkrankungen. Darauf hat das Berliner Institut für Pilzkrankheiten hingewiesen und hat dazu einen entsprechenden Teste gemacht.
Nach Angaben des Instituts waren bei 91 Schuhproben aus 23 Geschäften nur 31 Testschuhe keimfrei. In 60 Schuhen wurden 71 Krankheitserreger nachgewiesen, darunter Nagel- und Fußpilze, Genital- und Schimmelpilze, wie das RTL-Magazin "Extra" am Sonntag vorab berichtete. Der Sender hatte die Studie in Auftrag gegeben.
"Die Ergebnisse sind erschreckend" [...]
[Rheinische Post , 11. 07. 2005]
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Barfuß laufen
Was gegen Schweißfüße hilft
Marburg (rpo). Schweißfüße sind eine unangenehme Sache. Doch müssen sich Betroffene nicht einfach damit abfinden, man kann etwas sehr einfaches dagegen tun: So oft wie möglich barfuß laufen.
Es entsteht dadurch zwar nicht weniger Schweiß, doch kann er besser verdunsten. Außerdem bildet sich in Sandalen keine bakterienfreundliche "feuchte Kammer". Und weniger Bakterien bedeuten gleichzeitig weniger Geruch, wie das Deutsche Grüne Kreuz mitteilt.
Schweiß an sich ist geruchlos, erst die Zersetzung durch Mikroorganismen, die natürlicherweise die Haut besiedeln, lässt den unangenehmen Geruch entstehen. Wer auf seine Schuhe nicht verzichten mag oder kann, sollte natürliche Materialien wie Leder bevorzugen und das Schuhwerk öfter wechseln und lüften.
Auch die Körperhygiene spielt bei Schweißfüßen eine große Rolle. Regelmäßiges Waschen mit einer milden - ph-neutralen - Waschemulsion oder Seife verringert die Geruchsbildung [...]
[Bocholter-Borkener Volksblatt, 12. 07. 2005]
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LACH-SCHULE IN DÜSSELDORF LEHRT LEBENSFREUDE [...]
Wem das Lachen im Alltag schwer fällt, der kann es nun in Düsseldorf lernen. Die Einrichtung ist eine von sechs Lach-Schulen in Nordrhein-Westfalen. Dort lehren Lach-Yoga-Therapeuten ihre Schützlinge, wie man wieder richtig strahlt. Eine Stunde pro Woche dauert die Lektion in Sachen Fröhlichkeit. "Wir täuschen das Lachen so lange vor, bis es von selber kommt", erklärt Lach-Lehrerin Monika Schäfer. Pantomimische Übungen helfen ihren Schülern, sich gehen zu lassen, ihre Probleme für kurze Zeit zu vergessen.
"Ho-ho, ha-ha-ha, ho-ho, ha-ha-ha", tönt es durch den Übungsraum der Düsseldorfer Lach-Schule. Begleitet von rhythmischem Klatschen wiederholt eine kleine Gruppe Lach-Williger - barfuß über den Boden tänzelnd - die Silbenfolge wieder und wieder.
"Wir stellen uns vor, wir sind Pinguine", leitet Schäfer an. Nur auf den Fersen tippelnd, die Hände von den angelegten Armen abgespreizt und dabei ohrenbetäubende Lachlaute ausstoßend bewegen sich die Seminarteilnehmer aufeinander zu und voneinander weg. Als nächstes ist das "Chinesische Lachen" an der Reihe. Die Hand vor den Mund haltend lacht man sich nicht nur sinnbildlich ins Fäustchen. Als die Gruppe schließlich gemeinschaftlich mit dem "Eierlegen" beginnt, erscheint das aufbrausende Gelächter nicht mehr bloß wie zu Übungszwecken vorgetäuscht: Die Teilnehmer feixen aus tiefster Seele los.
So lustig der Unterricht auch anmutet, "es steckt ein tiefer Sinn dahinter", betont Schäfer. "Wer viel lacht, ist glücklicher, erfolgreicher und gesünder." Das Immunsystem, Herz und Kreislauf würden gestärkt [...] Bundesweit gibt es mittlerweile 14 Lach-Schulen.
[Rheinische Post, 12. 07. 2005]
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Rund 140 Berberaffen erwarten England-Urlauber im ersten Affenwald
Großbritanniens. Besucher können in einem für sie geöffneten Teil des Parks mit den Affen auf Tuchfühlung gehen, teilt Stoke-on-Trent Tourism mit [...]
Die Parkanlage Trentham Gardens wird seit 2004 für Touristen restauriert. Weitere Attraktionen des Freizeitparks sind der erste Barfuß-Park Großbritanniens, in dem Besucher ihre Fußsohlen mit Kiesel, Sand, Rinde oder Kieferzapfen massieren können [...]
[Heilbronner Stimme, 12. 07. 2005]
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Die "Ich AG" und die schwere Finanzierung der "Jesuslatschen" [...]
Da werde ich an das Jahr 1937 erinnert. Jesuslatschen waren modern, eine einfache Ledersohle mit Riemchen. Kostenpunkt 10 Mark. Das war damals viel Geld, und das wurde nicht so nebenbei in ein Kind investiert. Nun hatte ich aber im August Namenstag und schrieb Jesuslatschen oben auf die Wunschliste. Zuerst wurde ich bei Mutter vorstellig. "Solche Hackenschluffen gibt´s nicht!" wurde ich beschieden, "damit verdirbt man sich die Füße." Ich ging zu den Tanten. Unsere fromme Tante Minni zog ob der Bezeichnung "Jesuslatschen" die Augenbrauen hoch. Unser Herr und seine Jünger hätten auf ihren Wanderungen im heiligen Land Sandalen getragen, wies sie mich zurecht. Oma meinte, unser Herr Jesu sei damals "barwes" - barfuß - am See Genezareth unterwegs gewesen. Das stände in der Bibel. Hier also war kein finanzieller Beitrag zu den Sandalen zu bekommen. [...]
Wieder daheim fand ich auf meinem Namenstagsgabentisch neben der Schale mit Pfirsichen und dem Buch "Ein rechtes Mädel" als Geschenk von Vater auch die gewünschten Jesuslatschen. Sie waren schrecklich unbequem.
[WAZ, 15. 07. 2005]
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Ein Ölguss und ein Lächeln
Unterschiedliche Energietypen ins Gleichgewicht bringen
HEILSTRAHL: Der Ölguss ist zentraler Bestandteil aller Ayurveda-Anwendungen - auf Sri Lanka wie in Deutschland. Was im Original im "Ayurveda Garden"-Hotel in Ambalagoda auf Sri Lanka angeboten wird, bekommt man zum Teil auch hierzulande: zum Beispiel im "Ayurveda Garden" des Kempinski Hotels Falkenstein.
Als wir das Ayurveda Zentrum zum ersten Mal betreten, wundern wir uns noch über die Schuhe, die vor dem Eingang stehen. Um nicht unangenehm aufzufallen, tun wir es den anderen Gästen gleich und befreien uns von dem Ballast an den Füßen. Fast lautlos bewegt man sich nun durch die Räume und erst allmählich wird einem bewusst, welchen Sinn das Barfußlaufen hat.
Es ist die Stille, die wie ein Schleier über dem Zentrum schwebt. "Die Energien kommen aus dem Boden und der Körper kann sie direkt aufnehmen, wenn man barfuß geht", erläutert Dr. Punchibandara Ranwala, Chefarzt des Zentrums.
Ayurveda, eine Zusammensetzung aus den Worten Ayur (Leben) und Veda (Wissen), gilt als Zauberwort für die alltagsgestressten Menschen des Westens. Auch in Deutschland werden die Behandlungen inzwischen in jeder größeren Wellnessanlage angeboten. Wer Ayurveda intensiver erleben will, muss an die Ursprungsorte nach Indien oder Sri Lanka reisen.
Das 2003 eröffnete "Neptune Ayurveda Village" ist ein Schwesternhaus des Neptune Hotels an der Küste von Beruwela, 90 Kilometer von Sri Lankas Hauptstadt Colombo entfernt. Die Kurgäste können alle Einrichtungen des Strandresorts mitnutzen, leben aber zwischen Bungalows und Therapiezentrum doch in einer eigenen Welt. Im Gegensatz zum Neptune Hotel war die landeinwärts gelegene Ayurveda-Anlage vom Tsunami nicht betroffen. Inzwischen sind auch im Strandhotel alle Schäden behoben.
Zum Beginn unserer Kur finden wir uns in einem Untersuchungsraum ein und erhalten ein "Pada Avagahanaya", ein Fußbad in Öl, und ein "Pada Abyanga", eine Fußmassage, um den Reisestress aus dem Körper zu holen. "Der Mensch muss in einem inneren Gleichgewicht sein, nur so kann er ein gesundes Leben führen" [...]
[Gross-Gerauer Echo, 15. 07. 2005]
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Flower Power
Jahrelang haben sie sich nicht getraut, und jetzt sind sie wieder da: die Hippies. Und sie passen so gut zu Berlin. Überall weht ein Hauch von Woodstock [...]
Es ist einer dieser Tage, an denen Berlin seinen großen Auftritt hat und spielt, was es am besten kann, die Mitten-in-Mitte-Nummer. Die urbane Sweatshirt-Gemeinde surft auf der Welle der Lässigkeit, den iPod im Ohr und ist damit beschäftigt, sich gegenseitig zu ignorieren. Touristen schlendern die Straßen entlang, die Tüten in ihren Händen sind ihnen etwas peinlich, Tüten, das sieht immer so aus, als wolle man etwas mitnehmen. Und obwohl alles so ist wie immer, so ist doch irgendwas anders. Dieses Jahr sieht Berlin gelassener aus. Nicht mehr so verkrampft, weniger ausstaffiert. Als habe die Stadt bis vor kurzem die Sanftmut verlernt, bei soviel Aufbruch und Umbruch, und entdecke jetzt wieder ihr wahres Gesicht. Der wenig feminine Touch der 80er Jahre, der von der Musik über Kleidung über Architektur alles zu diktieren schien, hat sich ausgetanzt. Statt dessen Blumen, Locken, barfuß. Die Hippies sind zurück. Aber waren sie je wirklich weg?
Nein. Sie haben sich nur verkleidet all die Jahre. Mit Synthesizer-Frisuren im Streifenhörnchenlook, Oberhaar schwarz, Unterhaar blond gefärbt, fest gepappt. Asymmetrische Tops, schulterfrei, und Tennissocken zu gepunkteten Röcken. Keiner hat sich getraut, in Batikshirts und Glockenröcken auf die Straße zu gehen und Naturlocken und Holzarmreifen und bodenlange Wollschals und Kaftans zu tragen, wäre das doch viel zu sentimental und verspielt gewesen für den urbanen Minimalismus. Und so scheint es, als habe sich die Stadt befreit, als habe sie endlich die Laune gefunden, die ihr am besten steht: Das Hippietum, das die Sehnsucht weckt nach Einfachheit und Spiritualität. In keiner europäischen Hauptstadt sind die Blumenkinder so schnell aus dem Boden geschossen wie im Versuchslabor der deutschen Nation.
Aus gutem Grund. Paßt dieses Lebensgefühl doch perfekt zur Abhäng-Mentalität der Berliner jeunesse dorée. In den Bars und Restaurants läuft Musik von den Natural Born Hippies. Scott McKenzies "San Francisco" trällert im Münzclub bei Gin Tonic und Aperol. Egal, ob auf dem Holzsteg des "Club der Visionäre" am Schlesischen Tor, beim In-Italiener in der Auguststraße oder im portugiesischen Coffeeshop nahe dem Kurfürstendamm - überall weht ein Hauch von Woodstock.
Doch Vorsicht, es gibt eklatante Unterschiede. Die Porsche-Cayenne-Fahrerin zum Beispiel trägt eine gelbe Tunika von "Cacharel" über ihrer Jeans, mit Glasperlen bestickt, für süße 850 Euro [...]
Nicht wirklich im Sinne der Urhippies ist diese Abwandlung, eher ein cleverer Zug der Luxuslabels, Designerstücke im Look von Secondhandmode zu entwerfen. Den "richtigen" Hippie trifft man bei spontanen Gartenfesten und Grillpartys statt inmitten neonfarbener Clubnächte [...] Der Hippie liebt also das Gleichheitsprinzip, und es zieht ihn in die Natur, was wiederum der Grund dafür ist, daß die Parks und Ziergärten dieser Stadt endlich zu effektiven Nutzflächen, zur Erweiterung der eigenen vier Wände erklärt werden. Ob beim sonntäglichen Grillfest im Mauerpark, gleich neben dem Flohmarkt, wo jeder seine Bratwurst mitbringt und sie auf den Gemeinschaftsgrill legt. Oder ob auf der offiziellen FKK-Wiese im Freibad Pankow, wo es Freikörperkult ohne DDR-Muff gibt und ohne Proll-Attitüde.
Berlin wird hippieesk. Doch der Grund, warum der Stil die Stadt über Nacht erobert und mitten ins Herz getroffen hat, ist ein anderer. Die Zeiten sind mies, und nirgendwo anders bekommt man den gesellschaftlichen Klimawechsel so schroff zu spüren wie in Deutschlands Hauptstadt. Arbeitslosengeld II, Hartz IV, Ein-Euro-Jobber. Der Ruf nach Sanftmut wird dort laut, wo die Realität beinahe zur Tristesse verkommt. Was läge also näher, als die Not zur Tugend machen? Ja zu sagen zu Magie und Ekstase und Seele, und Nein zu Macht und Geld und Politik? Schließlich hat man beides schon lange nicht mehr. Eine politische Agenda hat der Hippie nicht, außer die eine: gegen Krieg zu sein. Und da diese Haltung schon so selbstverständlich zu Berlin gehört wie die langen, gestuften Glockenröcke, kann man nirgendwo das stromlinienförmige Meinungsbild so politisch korrekt raushängen lassen wie hier. Schließlich paßt der Nach-Irak-Krieg prima zum Vietnamkrieg, wie damals in den 70ern. "Wir haben es ja immer gewußt, war is not the answer", glauben die Neohippies.
Berlin ist das Paradies eines Neohippies. Hier lebt es sich als lieber Anarchist, wie der Hippie es ist, hervorragend. Nirgendwo muß man weniger tun, um super klarzukommen und ohne dabei schief angeguckt zu werden. Nirgendwo ist Nichtstun so selbstverständlich wie hier [...]
Und trotzdem: Die Hippie-Welle tut Berlin gut! Das Blumenkind ist friedlich, schlägt nicht, wirft keine Steine, besetzt keine Häuser und predigt nicht den Heiligen Krieg. "Ein Hippie hat den Ehrgeiz, keinen Ehrgeiz zu haben" soll Großmeister Neil Young gesagt haben. Das ist doch die Rolle, die Berlin besonders gut steht.
[Ergänzung:]
Die "Do and Don't"-Liste für den Neohippie
- Lila-pink gestreifte Basttasche aus dem Dritte-Welt-Laden
- In-Bed-Frisur statt Out-of-Bed: Verbrennen Sie Ihren Fön. Sämtliche Stylingprodukte, Rundbürsten, Lockenwickler etc. schmeißen Sie alles bitte sofort aus dem Fenster
- Barfuß laufen! Zehenringe nicht vergessen: Die schönsten gibt es bei Déjà-vu in der Oranienstraße [...]
- Und falls es sich irgendwie einrichten läßt: einen Babybauch
[Berliner Morgenpost Magazin, 15. 07. 2005]
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Dieser Tag schweißt zusammen
SC-Spieler vom Lauf über glühende Kohlen äußerst beeindruckt [...]
BAD SOBERNHEIM Eine fast unwirkliche Szene bot sich den Zuschauern auf dem alten Staaren-Sportplatz: Die erste Herrenmannschaft des Sportclubs lief zu fast mitternächtlicher Stunde barfuß über ein Feld glühender Kohlen, ohne dass sich irgendeiner der Sportler Verletzungen zuzog.
Die Szene erinnerte an Kinostreifen, in denen eine Geheimgesellschaft seltsame Rituale ausübt. Hier am Staaren war das allerdings anders, denn die SC-Führung unter Vorsitzendem Michael Weiß hatte die "Erste" zu einem ganztägigen Mentalkursus unter Anleitung einer Trainerin eingeladen (wir berichteten). Sinn und Zweck dieser "Übung" war es, den Kickern Selbstvertrauen in ihre eigenen Kräfte zu geben, den Teamgeist zu fördern und ihre Motivation zu steigern.
Viele Zuschauer standen am Rande des Glutfeldes, das in der Größe von rund vier Metern Länge und etwa drei Metern Breite beachtliche Maße erreichte. Die jungen Leute, vorher auf dieses Ereignis einen ganzen Tag lang eingestimmt, standen vor dieser Gluthölle, in ihren Gesichtern waren keine Regungen zu erkennen. Hochkonzentriert starrten sie auf das Glutfeld vor ihnen, wohl keinen Gedanken daran verschwendend, dass sie beim Überqueren mit nackten Füßen eine Hitze von rund 960 Grad aushalten müssen. Drei kurze, markerschütternde Schreie hallten durch die Nacht. "Mut machen, wir können es, wir schaffen es", hieß die Devise. Dann ein Ruck: Hin zu der Glut, sie durchschreiten und danach befreit aufatmen: "Wir haben es geschafft!" Beifall der Anwesenden war der Lohn für diese Tat, nun gehörten sie zu den "Feuerläufern" des Abends. Mehrfach durchquerten die Männer die Glut, angefeuert von den Zuschauern und der Trainerin aus Bad Aibling, die mit Gesten und Zurufen die "Feuerläufer" motivierte. [...]
Matthias Nies zeigte sich vom Kurs und dem Feuerlauf fasziniert. "Dass Leute, die eher ruhig sind, so richtig aus sich herausgehen können, war beeindruckend. Nach der Meditation ging es urplötzlich los: Da sind wir von Null auf Hundert geschleudert worden und haben spontan angefangen zu tanzen". Vor dem Feuerlauf habe er ein Kribbeln im Bauch verspürt, erzählte der Fußballer, doch nach erfolgreichem Durchqueren der Glut fühle er nun einen "ungeheuren Stolz und Gefühle, die unbeschreiblich sind".
Trainer Murat Yasar beschrieb den Tag als "ein Erlebnis, das ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde, weil ich, wie alle Kameraden auch, über die heiße Kohle gegangen bin". Angst hätte er schon gehabt, verriet Yasar, aber durch die voran gegangene Meditation und die äußerst starke Konzentration wurde er seelisch auf den Punkt gebracht. "Ich schaffe das", war sein immer wiederkehrender Gedanke. Nach diesem Tag ist für ihn klar, "dass wir innerhalb der Mannschaft Dinge bewegen können".
[Rhein Main Presse, 17. 07. 2005]
Weniger spektakulär, mit Spaß und ebenfalls in Bad Sobernheim:
Square-Dancer lieben es barfüßig [...]
BAD SOBERNHEIM Da staunten die Besucher auf dem immer beliebter werden Barfußpfad. Nach Überquerung der Nahefurt sammelte sich eine Gruppe und führte einen Square Dance in freier Natur auf. Nach dieser nicht gerade alltäglichen Vorführung, spendeten die Besucher des Barfußpfades denn auch gerne reichlich Beifall.
Die dort tanzten, waren über achtzig Square Dancer aus Bad Kreuznach und Bingen. Die "Bridge-House-Twirlers" und die "Tower-Mice" gingen gemeinsam über den Barfußpfad.
Präsident Horst Naumann betonte, dass beide Clubs nicht das erste mal den Barfußpfad besuchten. "Wir Square Dancer lieben den Bad Sobernheimer Barfußpfad", stellte er lachend fest. Anschließend feierten die Tanzclubs ihr Sommerfest am Grillplatz im Nachtigallental.
Zum gemeinsamen Hobby der Clubs gab Präsident Naumann gerne Erläuterungen. "Wir reisen sehr viel. Überall, wo wir hin kommen, können wir tanzen, denn weltweit ist der Square Dance gleich" [...]
[AZ-Bad Kreuznach, 20. 07. 2005]
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Hempelmann gleitet Barfuß übers Wasser [...]
Muskelkater hat Svenja Hempelmann selten. Wenn, dann treten die Schmerzen aber an eher ungewöhnlichen Stellen auf. «Unter den Füßen tut es nach harten Wettbewerben manchmal so weh, dass ich nicht mehr auftreten kann», sagt die 25 Jahre alte Herforderin.
Hempelmann ist deutsche Meisterin im Barfuß-Wasserski und nimmt die Schmerzen momentan wieder in Kauf, um bei den World Games in Duisburg eine Medaille zu gewinnen. Einfach wird das nicht, denn beim Barfuß-Wasserski wird den Athleten, die auf der Duisburger Regattabahn starten, eine Menge abverlangt. Ein Slalom-Parcours gehört ebenso zum Programm wie Springen und Trickski. Über die Medaillenvergabe entscheidet später das Gesamtergebnis. «Da geht es rasant zur Sache», sagt Hempelmann, die das alles ohne herkömmliche Ski macht, sondern - vom Boot gezogen - auf nackten Füßen über das Wasser rauscht.
Mit dem «normalen» Wasserski habe sie nichts zu schaffen. «Zwei völlig unterschiedliche Disziplinen» seien das, so die Polizei-Kommissarin. «Beim Barfuß-Wasserski ist schon die Geschwindigkeit eine andere. Wenn wir nicht mindestens 65 Kilometer pro Stunde drauf haben, trägt uns das Wasser nicht und wir gehen unter.» Gestartet wird deshalb aus einer liegenden Position, mit zunehmendem Tempo gehen die Sportler in die Hocke und richten sich dann auf.
Die Königsdisziplin ist Trickski. Schnelle, freihändige Mehrfach-Drehungen mit dem Fuß in der Schlaufe gehören zum Standardprogramm. «Wer aufs Treppchen kommen will, sollte aber auch gewagte Saltos drauf haben», betont die Weltranglisten-Fünfte, deren Spezialität aber die Sprünge über eine 40 Zentimeter hohe Schanze sind. «Die Besten der Welt springen wie Superman mit dem Kopf nach vorne und fliegen dann regelrecht über das Wasser», schwärmt die Athletin. Ihre eigene Bestmarke liegt bei 12,7 Metern. Mit dieser Weite gewann sie bei der WM im Vorjahr in Australien die Bronze-Medaille [...]
Doch mehr als eine gute Platzierung steht für die Sportlerin ohnehin der olympische Gedanke im Vordergrund: «Dabei sein ist alles. Hauptsache, ich habe Spaß», sagt Hempelmann. Mit einer Medaille um den Hals könnte sie den Muskelkater unter den Füßen allerdings viel besser ertragen.
[sportgate, 18. 07. 2005]
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«Seit ich regelmässig barfuss gehe, sind meine Knieprobleme verschwunden.»
Unten ohne ist gesund
Wer die Schuhe öfters mal links liegen lässt, stärkt sein Immunsystem, entlastet die Wirbelsäule und hält seine Füsse gesund.
Die meisten würden sich an ihrer Stelle nur zaghaft vorwärts bewegen. Esther Bürgi hingegen läuft leichtfüssig den Berg hinauf - ohne Schuhe. «Man hat einen viel besseren Halt als mit Wanderschuhen», sagt die 45-Jährige. Seit drei Jahren wandert Bürgi barfuss über Stock und Stein, diesen Sommer bietet sie zum ersten Mal Barfusswanderungen für jedermann an.
Barfusslaufen ist im Trend. In Internetforen tauschen hunderte Erfahrungen zum Thema aus, der grösste Schweizer Barfussweg im Appenzell wurde im Mai mit einem Kneipp-Brunnen aufgewertet.
Gehen wie ein Massai
Auch die Schuhindustrie ist auf den Zug aufgesprungen: Vor einigen Jahren lancierte die Schweizer Firma Swiss Masai den «MBT», Nike zog diesen Frühling mit dem «Free» nach [...]
Dass Barfusslaufen gesund ist, hat Esther Bürgi am eigenen Körper erfahren. Sie sei nie mehr erkältet. «Ausserdem hatte ich früher Knie- probleme und öfters Kopfschmerzen. Seit ich von April bis Oktober regelmässig barfuss gehe, sind die Beschwerden verschwunden.» Für die diplomierte Gesundheitsmasseurin ist Barfusslaufen die optimale Gesundheitsprophylaxe, weil dabei die Fussreflexzonen stimuliert werden. Dies wiederum wirkt sich positiv auf den ganzen Körper aus. Knie und Rücken profitieren besonders vom Barfuss-laufen. In Schuhen werden die Füsse ruhig gestellt. Nackt hingegen können sich die Zehen beugen, der Fuss rollt natürlich ab - das verbessert die Durchblutung.
Eine Art Krafttraining
Vor allem auf unebenen Böden wird der Fuss gefordert, muss für Balance sorgen und Schläge abfedern. Muskeln und Sehnen werden gekräftigt. Barfusslaufen ist also ein effektives Krafttraining für den Fuss. Und ein starker Fuss stabilisiert Knie, Hüfte und Rücken.
Langsam starten
Wer jetzt seiner Gesundheit zuliebe sofort die Schuhe auszieht und losmarschieren will, sollte innehalten. «Zuerst darf man nur wenige Minuten barfuss gehen, später kann man die Zeitspanne ausdehnen. So beugt man Muskelkater und Entzündungen vor. Und die Haut hat Zeit, widerstandsfähiger zu werden.» Zudem empfiehlt Bürgi, anfangs nur über weiches Gras zu spazieren. Ebenfalls wichtig ist die Pflege. Die Füsse sollten regelmässig mit Bädern und Cremen verwöhnt werden. Bürgis Tipp gegen Hornhaut: Füsse mit Olivenöl einreiben, Socken anziehen und über Nacht einwirken lassen.
Um mit Esther Bürgi auf Wanderschaft zu gehen, muss man kein erprobter Barfüsser sein. «Viele sind zunächst unsicher. Die Leute unterschätzen sich und ihre Füsse», sagt Bürgi. Für alle Fälle gehören leichte Schuhe in den Rucksack - und Pflaster. «Bisher hat aber noch keiner eins gebraucht», sagt sie stolz. Das mag daran liegen, dass man als Barfuss-Neuling sanft auftritt. Nicht nur aus Angst vor Verletzungen: «Barfusslaufen ist sinnlich. Feuchtes Moos unter der Sohle, Grashalme zwischen den Zehen - man wird eins mit der Natur.» Bürgi strahlt übers ganze Gesicht. Und wer sie erzählen hört, möchte am liebsten gleich die Schuhe ausziehen und über die taufrische Wiese rennen [...]
[www.barfusswandern.ch]
[Migros Magazin, 19. 07. 2005]
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Vielen Dank an Markus, der während einiger Urlaubstage die Presse abgefragt hat. Bis zum dritten Teil belesene Füße
Georg