Schuhe anziehen! (Hobby? Barfuß! 2)
Sonntag, 24.7.2005: Erst Regen, dann bewölkt, aber schwül. Kein Grund, um 10 Uhr mit dem Fahrrad loszufahren und dabei Schuhe zu tragen. Barfuß bringt einfach mehr Spaß beim Radfahren! Und gesünder ist das auch. Ich radelte nach Winznau ans Aareufer. Nicht unbedingt ein idealer Badeplatz, da nur wenig tiefes Wasser zum Schwimmen vorhanden ist, aber immerhin. Dafür gibt es dort einige Sandflächen, wo man gut barfuß laufen kann. Allerdings waren einige Sandflächen wegen Brennnesseln quasi "gesperrt". An anderen Stellen waren Springkrautpflanzen von rücksichtslosen Mountainbikefahren umgefahren worden. Die Blätter der Pflanzen waren bereits vertrocknet, aber die Stiele waren noch richtig knackig, so daß es Spaß machte, sie mit nackten Füßen zu zertreten. (Lebende Springkrautpflanzen würde ich nicht zertreten, auch wenn es sich um "Unkraut" handelt).
Ein Vater war mit seinem Sohn am Grillen. Beide trugen die ganze Zeit Sandalen, sogar beim Schwimmen. Vielleicht nicht so verkehrt, denn der Boden ist mit enorm schlüpfrigen Steinen bedeckt. Wer da ausrutscht, kann sich leicht stoßen. Wenn man abrutscht und mit den Zehen zwischen große Steine gerät, kann man sich auch verletzen. Ganz zu schweigen, daß dieser Platz auch von Jugendlichen aufgesucht wird, die teilweise das machen, was Andi so asozial findet: Flaschen zerdeppern. Im Wasser konnte ich zwar keine Scherben sehen (kein Wunder, die Steine waren bewachsen mit Algen), aber im Uferbereich lagen doch etliche, spezial dort, wo kein Sand war, sondern Flußkiesel. Andere Flaschen (Pfandflaschen!) wurden einfach ins Gebüsch geworfen, in welcher Wohlstandsgesellschaft leben wir eigentlich. Durch Einsammeln der Flaschen, 6 an der Zahl, konnte ich verhindern, daß diese nicht zu Scherben wurden (1,80-Franken-Job).
Der einige Barfüßer blieb ich nicht, allerdings der einzige, der ohne Schuhe ankam (Nein! Diesmal werde ich nicht durch eine nicht unumstrittene Wortwahl die Barfüßer schubladisieren). Unter anderem waren auch 3 Mädchen. Sie bewegten sich erst über die Steine am Ufer, wateten dann über die Aare an andere Ufer (das geht, da die Hauptwassermenge behufs Stromerzeugung durch einen parallel verlaufenden Kanal fließt), um auf einer Kiesbank zu spielen. Während zwei schlanke Mädchen gut voran kamen, hatte das - um höflich zu bleiben - alles andere als übermäßig magere Mädchen Schwierigkeiten, barfuß über die Steine zu kommen. (Es lag aber nicht an den fehlenden Schuhen: Als sie später mit Schuhen zum Fahrrad ging, bewegte sie sich auch so. Es war einfach ihr Gewicht, das sie behinderte).
Auch kamen Eltern mit Sohn auf dem Fahrrad, nur für etwa 10 Minuten. Trotzdem hatte der Junge nichts eiligeres zu tun, nach dem Abstellen des Velos sofort die Sandalen mit Fersenriemen (Socken trug er nicht) auszuziehen, um ans Wasser zu gehen. Die Eltern blieben fett beschuht, die Schuhe bleiben beim Velo. Später rief die Mutter, daß sie weiter wollten. Er ging wieder auf das Velo zu. Etwa zwei Meter vor dem Fahrrad rief sie in einem Befehlston: "Schuhe anziehen!" Ich kenne die Familie ja nicht. Möglicherweise hätte der Sohn ohne diesen Befehl die Schuhe einfach liegen gelassen und wäre barfuß weitergefahren. Vielleicht läuft er ja gerne barfuß. Ich will die Eltern nicht unbedingt als Rabeneltern und Barfußfeinde abkanzeln, nur weil sie verlangen, daß ihr Sohn beim Radfahren Schuhe anzieht. Aber ein etwas freundlicherer Ton wäre wohl angebracht gewesen. Auch mischte ich mich nicht missionierend ein, etwa mit den Worten: "Barfuß Velofahren ist gesund, ich mag es selber auch!"
Ab und zu fiel etwas Regen, aber ich konnte mich unterstellen. Als ich nach Hause radelte, hatte ich die Chance, durch warme Pfützen durchzufahren. Böse Blicke oder große Glotzaugen erntete ich nicht mehr an diesem Tag.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen