Wanderung höchster Güte (Hobby? Barfuß! 2)

malo @, Stammposter, Sunday, 24.07.2005, 20:00 (vor 7004 Tagen)

Hallo,

endlich fand sich heute wieder einmal Zeit für einen größeren Spaziergang im heimischen Fichtelgebirge. Das Wetter war angenehm tempariert, im Gegensatz zu den lausigen 8°C in der vergangenen Nacht... So um die 20-22° Celsius sind ideal. Die Bewölkung war etwa 50-70%, gegen Ende des Ausfluges sah es nach Regen aus.
Ausgangspunkt war der Parkplatz an der Kreisstraße Kirchenlamitz (Lkr WUN) - Weißdorf (Lkr HO). Auf etwa 737 Meter Seehöhe gelegen.
Den Weg wählte ich wie immer mit der herrlichen Fritsch-Wanderkarte Nr. 64 "Landkreis Hof", Maßstab 1:50000. Darin sind grob einige Höhenlinien ersichtlich, und was Wald und Feld ist. Und natürlich die Gewässer sind ersichtlich. Klar zu unterscheiden sind darin geschotterte Waldautobahnen und naturbelassene Pfade.
Also zogen wir (eine gute Bekannte war beschuht mit dabei) um 13.45 Uhr los. Vom Parkplatz ausgehend der Markierung "weiß-blau" in Richtung Lamitzquelle folgend. 3,5 km war angeschrieben. Die Straße überquert und schon ging es los ins absolute Paradies! Pure Waldwege, Wurzeln, Zweige, Äste, Moos, moorige Pfützen, Gras. Ideal! Mal mehr oder weniger sonnendurchflutet schlängelten wir uns durch den in Verjüngung stehenden Fichtenhochwald.
Das Fichtelgebirge wurde leider in den letzten gut 150 Jahren zur reinen Fichtenmonokultur. Nun war vor 30 Jahren schon ersichtlich, das dies ein Fehler war und ist. Obendrein ging hier in der Region durch starken Schwefeldioxyd-Eintrag aus der nahen Tschechischen Republik (traditionelle Braunkohleverbrennung) bei oft hier vorherrschenden Ostwinden, der Waldboden und damit die Vegetation durch Übersäuerung kaputt. Man verjüngt nun diesen Wald und setzt wieder auf Mischkultur. 25 Jahre zeigen nun ersten Erfolg. Der Forst... Da kommt man gleich auf schwere Maschinen im Wald! Und so ist es auch. Nach ca. 600 Metern zeigt sich keine Übereinstimmung mit der Wanderkarte. Der Weg wurde zur maschinengerechten Straße umgepflügt. Aber: durch die letzten verregneten Wochen war dieser als kaputt zu bezeichnen. Teils völlige Verschlammung, knöcheltiefer Morast! Meine Begleitung mußte nun, ob sie wollte, oder nicht, raus aus den Tevas. Der angrenzende Wald war undurchdringliches Dickicht. Und das war ein Spaß! Schwarze Schlammpampe auf vielleicht 500 Metern. So schön es hier war, der alte Wanderweg zweigte dann doch nach links ab. Zum Glück war dieser Weg zwar auch eine Waldautobahn, aber inzwischen mit dem Prädikat "vermoost, vergrast, mit Pfützen und Schlammlöchern durchsetzt". Da die Pfützen mal im Schatten lagen, mal in praller Sonne, erfolgte ein Kneippbad erster Güte. Eiskalt bis schön warm durch manchmal wadentiefe Wasserlöcher. Meine Begleitung, Helga, zog dann doch wieder die Sandalen an, nachdem eine klare Pfütze für Sauberkeit sorgte. Der Weg ging wieder ins perfekte Szenarium über. Wurzeln, Felsen und Nadeln. Nichts anderes. Teils gemächlich ansteigend, mal etwas steiler. Schließlich erreichten wir den "Hohen Stein", eine Granit-Felsformation mitten im Wald. Ca. 15 Meter hoch, kann sie für geübte Kletterer bestiegen werden. Zwar ist da eine Eisenleiter angeschraubt, ein paar Meter bis zur nächsten Leiter müssen über die Felsnasen erklommen werden, ist sie dennoch nicht zu verharmlosen! Vor ca. vier Wochen war ich schon einmal hier. Eine kurze Rast folgte. Herrliche Stille. Bis hier hatten wir den Wald für uns alleine. So muß es sein! Nun ging es weiter auf perfekte Wege zur Lamitzquelle. Dort kam uns ein Ehepaar entgegen, und über die kreuzende Waldstraße fegte Vater und Sohn mit dem Fahrrad. Auch die Fraktion der Mountain-Biker käme hier voll auf ihre Kosten! Für sie sind extra Wege im Fichtelgebirge ausgeschildert. In der Nähe der Lamitzquelle ist die große Wegkreuzung. Gedanken gingen zurück, als ich hier im vergangenem Winter, in den Monaten März und April, ganze 27 mal!!!, die 10,4 km-Skilanglaufloipe bewältigte. Da lag hier ein guter Meter Schnee. Das war damals eine geradezu geniale Zeit. In vier Wochen, immer nach Feierabend hier her. Die Bretter angeschnallt und los getigert. Teilweise mutterseelenallein durch die grandiose Winterlandschaft. Naja, denke ich mir, in heute (24.Juli) fünf Monaten ist Heilig Abend! ;-) Vielleicht klappt es wieder. Nun folgen wir dem Nordweg, links in Richtung Epprechtstein. Natur pur. Gras säumt diesen Pfad. Weich federnd und immer wieder vermoorte Stellen, wo die Füße schön schwarz wurden. Aber das Zeug bleibt nicht haften. Der nächste Schritt, und man ist halbwegs wieder sauber. Zwei Radfahrer überholen uns, dazu müssen wir vom Weg in den Wald zurück treten. Schmal ist er hier, keinen Meter breit. Nun geht es steil bergab. Mal über natürliche Felsen wie einer Treppe folgend, dazwischen eine Art "Kollergang", Granitsteine groß wie Eisenbahnschotter, und Wurzeln. Aber lässig ohne Schuhe zu bewältigen. Die Zehen aber müssen nun kräftig arbeiten. Helga beobachtet das von hinten, wie ich regelrecht den Boden zu greifen versuche. Ich frage mich nur, wie die da mit dem Mountain-Bike hinunter gekommen sind. Das Gelände wird kurz flach und steigt sogleich wieder zum Epprechtstein-Gipfel empor. Wir haben nun Südhanglage. Buchen, Lerchen und teils Birken haben hier das Fichteneinerlei bereits erfolgreich abgelöst. Aber immer wieder sieht man die breiten Spuren des Harvesters im Waldgelände, der hier seine Holzernte eingebracht hat. Das Zeug muß raus. Steil geht es nun zum Epprechtstein hoch. Und man trifft ein paar Wanderer. Am Ende zähle ich in diesem Bereich 19 Leute. Wahrlich kein Andrang! Zwar nimmt manch einer meine schuhlosen Füße wahr. Und? Mich stört es nicht ;-) Die letzten Meter bis zur Ruine am Gipfel bestehen aus Naturfelsen (Granit) mit kunstvoll dazwischen angelegten Wegen und Treppen aus ebensolchen Gestein. Aber so, als wäre alles schon immer da gewesen. In der Ruine hat man vor vielen Jahren durch den Fichtelgebirgsverein eine Aussichtsplattform aus Holz gebaut. Ein älteres Touristenehepaar (verm. Norddeutsche) guggt vo da oben ins weite Land. Dunstig ist es, aber man erkennt gut die Grenzregionen dieses ehemaligen Beobachtungsposten der Rittersleut. Das Vogtland zu Sachsen, Frankenwald und Thüringer Schiefergebirge, Schneeberg und Ochsenkopf gen Bayreuth, Steinwald als Grenze zur Oberpfalz, Kaiserwald und Duppauer Gebirge im Böhmischen, davor eingelagert das Egerer Becken, die westlichen Ausläufer des Erzgebirges, und der Kornberg (www.kornberg.de Da ist eine Webcam in alle Himmelsrichtungen) Heimat! Nordostoberfranken, Euregio Egrensis. Da es recht windig ist und wir doch etwas ins Schwitzen gekommen sind, verziehen wir uns in die Felsen unterhalb. ES ist Kaffeezeit! Bananen und Äpfel gibt es dazu. Das reicht für 20 Minuten Pause. Der Abstieg folgt ein Stück dem Weg, den wir zuvor hier herauf gekommen sind. Aber in der Senke dann nach rechts, nun der Markierung "blau-weiß-blau" folgend, die nach Hallerstein und Schwarzenbach/Saale führt. Leider geht es hier nun etwa 800 Meter einem Forstweg entlang. Dieser ist aber durchaus für den geübten Barfüßer gut zu bewältigen. Kaum große Steine stören, für mich fühlt er sich wie ein Teppich an. Der Wanderweg geht links ab, wieder ein Naturpfad erster Güte. Zahlreiche Wurzeln mit moorigen Löchern sind anspruchsvoll zu begehen. Man will ja nicht hinfallen. Wir überqueren die Lamitz, hier bereits ein ansehnlicher Bach. Natürlich steige ich in dies Kneippbecken. Uha, eiskalt! Egal, sandiger Boden macht dies zu einem Vergnügen. Nach einem weiteren Kilometer kommt von rechts der Weg aus Kirchenlamitz mit der Markierung "blauer Punkt auf weißem Grund". Zwar ist dies auch eine Waldstraße, aber Gras und Moos haben das Gelände so weit erobert, das man von einem natürlichen Weg reden kann. Etwa 300 Meter weiter zweigt der Kirchenlamitzer Weg nach links ab. Laut Wanderkarte müßte frühestens nach 2,5 Kilometern der Weg zur Waldautobahn werden. Also wäre da eine Steigerung der barfußfreundlichen Strecke noch möglich. Um 16.45 Uhr erreichen wir wieder den Parkplatz.
Fazit: Etwa 10 Kilometer zu 95% auf Wegen allererster Güte! Kaum andere Wanderer. Weit ab von Straßen, sodaß es bis auf den Flugzeuglärm gar einsam im Walde ist. Was will man mehr?

Gruß,
Markus


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