Hallo Lothar,

meines Erachtens ist das Barfußverbot in amerikanischen Restaurants nicht vom Staat aufoktroyiert, sondern "nur" von den Restaurantbesitzern angeordnet. Aber die sind sich einig in Sachen Barfußverbot. In keinen anderen Sachen sind sich Amerikaner derart einig, seitdem es Amerikaner bzw. Schuhe gibt. Für denjenigen, der gerne barfuß läuft, ist es aber gleichermaßen ärgerlich, wer genau dieses unsinnige Barfußverbot befohlen hat. Wenn die Amis dieses nur aus Haftungsgründen machen, würde dann nicht ein Schild "Barfuß auf eigene Gefahr! Bei Unfällen wird jede Haftung abgelehnt!" genügen? Wegen der Touristen am besten in mehreren Sprachen, also nicht nur auf englisch, sondern auch auf deutsch, französisch, italienisch, rätoromanisch, spanisch usw. Wozu müssen die Schilder sein, die gleich dreifach an ein besonders trauriges Kapitel deutscher Geschichte erinnern, ohne wirklich was damit zu tun zu haben?

Zum Glück sind Restaurants im deutschsprachigen Raum weniger rigoros als amerikanische. Wenn man hier barfuß aus einem Restaurant gejagt wird, dann macht der Wirt/Kellner lediglich vom Hausrecht Gebrauch. Barfußverbotschilder habe ich hier noch nicht gesehen (gemäß Angaben eines Arbeitskollegen soll es irgendwo in einer österreichischen Skihütte ein derartiges Schild geben, jedoch eines, was der Hüttenwirt aus den USA mitgebracht hat. Vermutlich würde dieser Hüttenwirt niemanden vor die Tür setzen, der im Winter statt mit Skiern barfuß erscheint, vielleicht bekommt er sogar ein Bier umsonst). Soweit Barfüßigkeit überhaupt der Grund zum Rauswurf ist, wird meistens gesagt: "Alles reserviert!"

Viel Barfußerfahrung in Restaurants habe ich nicht, da ich Restaurants eher selten aufsuche, am meisten noch geschäftlich, d.h. mit Schuhen. Außer bei Barfußtreffen habe ich in der letzten Zeit erst einmal Barfüßer gesehen, und zwar solche, die nicht nur sich "heimlich" der Schuhe entledigt hatten, während sie am Tisch saßen (Ausnahme: Restaurants in Badeanstalten usw.). Das war im Juni im "Grünen Affen" in Altreu bei Solothurn, bekannt durch die Storchenkolonie http://www.storch-schweiz.ch/storch.html. Ein etwa 30-jähriges Paar hatte offensichtlich keine Schuhe dabei. Es ging zu Fuß weg, und nicht in Richtung Parkplatz. Da beide keinerlei Gepäck dabei hatten und sie in die Richtung gingen, in der sich der nahe gelegene Campingplatz am Aareufer befand, nehme ich an, daß sie dort Urlaub machten und ihr Auto (oder Fahrräder) dort stehen hatten. Auch ihre Schuhe? Ich selber war mit meinen Eltern da, also beschuht. Natürlich machte ich meine Eltern nicht darauf aufmerksam, während wir im Restaurant saßen, etwa lautstark: "Schaut mal, die Leute kommen sogar barfuß hierher, und Ihr konservativen Sieche habt Probleme damit, wenn ich das mache!" So etwas mache ich nicht. Aber ich habe sie später (im Auto) drauf angesprochen, aber sie haben das nicht gesehen (oder nicht sehen wollen). Als ich im Nebensatz erwähnte, daß sie vermutlich vom Campingplatz kamen, meinte meine Mutter: "Das ist aber was anderes. Auf einem Campingplatz darf man barfuß laufen!" Das ist halt Frauenlogik, zumindest die Logik einer Frau. Auf dem Campingplatz darf man barfuß laufen. Also darf man auch, wenn man von dort kommt, barfuß in ein Gartenrestaurant. Und in eine Kirche? Ich glaube kaum, daß ein Kölner "Domschweizer" Barfüßer vom Campingplatz reinläßt, während er Barfüßer aus dem Hauptbahnhof abweist.

Barfüßige Kinder habe ich noch nie in einem Restaurant gesehen, auch nicht in McDonalds mit besagten Spielgeräten. Ich fahre zwar öfter an einem MD vorbei (in Suhr), aber beim Vorbeifahren sah ich nie barfüßige Kinder, höchstens solche, die sich mit Flipflops auf die Spielgeräte begaben. Und das ist meines Erachtens viel gefährlicher als ohne Schuhe. Da ich aber nie selber drinnen war, kann ich nicht sagen, ob seitens der Geschäftsführung dort ein Barfußverbot auferlegt wurde, ob die Eltern etwas dagegen hatten oder die Kinder selber nicht das Bedürfnis hatten bzw. glaubten, daß dort barfuß verboten sei.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen