Wieder bei einer Abendtour am Rhein muß ich vor einer Kreuzung wegen roter Ampel anhalten. Zeitgleich steht vor der benachbarten Fussgängerampel ein Vater mit zwei Kindern (kleiner Sohn im Sportwagen und eine etwa 6-8 jährige Tochter zu Fuß neben ihm). Plötzlich entdeckt das Mädchen, dass ich als Radfahrer nicht nur eine kurze Hose anhabe, sondern -- oh Schreck -- barfuss bin. Sie nähert sich mir und stammelt mehr oder weniger fassungslos zum Vater (ohne ihn allerdings anzuschauen):
Der Mann hat ja NACKTE Füsse!!
Dabei starrte sie unentwegt auf meinen rechten Fuß, der als einziger den Boden berührte, so daß ich wegen meiner "Nacktheit" fast schamhaft errötete. Der Vater ignorierte die Reaktionen seiner Tochter. In aller Bescheidenheit möchte ich behaupten, dass die Füße gut gepflegt aussehen. Nach ihrem Blick zu urteilen hat sie wahrscheinlich zum erstenmal in ihrem Leben einen "nackt-füßigen" Mann in freier Natur gesehen. In ihrem angestrengten Gesicht konnte man lesen, wie das Gehirn versuchte, das UNFASSBARE zu verarbeiten. Die Bildverarbeitung lief auf Hochtouren. Ich dachte schon, jetzt kommt wieder der primitiv juristische Ausfall: "Das ist verboten" -- aber nein -- die Unfasslichkeit der Realität führte schließlich zur kompletten Sprachlosigkeit. Die grüne Ampel erlöste mich endlich von den starren Blicken des Mädchens.

Das erinnert mich an eine Begebenheit vor anderthalb Jahren auf dem Eßlinger Weihnachtsmarkt, als ich zusammen mit Franz (S) und Dominik dort war. Ein Kind, das an der Hand seiner Mutter vorbeilief, sagte laut zu dieser: "Die sind barfuß!" Als die Mutter darauf nicht antwortete, wiederholte das Kind, aber nun noch lauter mit deutlich erhobener Stimme und aggressiverem Tonfall: "BARFUß SIND DIE!!!"

Sommers und winters barfuß,
Markus U.