An Wernsdorfer und Flakensee (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 18.07.2005, 23:12 (vor 7010 Tagen)

Hallo

Da ich mir heute wegen des schönen Wetters noch mal frei nehmen konnte, habe ich im Rahmen meiner Berlinumwanderung die gestrige etwa 19 km lange Tour um weitere 13,4 km fortgesetzt. Ich fuhr mit S-Bahn und Bus nach Schmöckwitzwerder und wanderte zunächst von dort durch Wernsdorf. An einem Gartenzaun stand ein Mann und beobachtete mich. Als ich näher kam sagte ich kurz. "Tag!", worauf er "Ein bisschen Fußmassage?" erwiderte. Ich erzählte ihm dann, dass ich gerne barfuß gehe und es gesund ist, und ich gab ihm dann eines meiner Barfuß-Prospekte.
Weiter ging es dann an der Wernsdorfer Schleuse vorbei zum Wernsdorfer See. Hier war ich unschlüssig, welchen Weg ich nehmen müsste und fragte eine Frau, die gerade den einen in Frage kommenden Weg hinunterkam. Sie war barfuß! Sie stieg schickte mich in Richtung der Fußgängerbrücke über den Wernsdorfer See und stieg dann in ein Boot am Kanal. Der empfohlene Weg war mit Rindenmulch ausgestattet, was sich tatsächlich gut läuft, aber der reine Sand, der darunter war, wäre sicher noch angenehmer gewesen. Ich ging den Weg dann auch wieder zurück, da es der falsche war.
Der richtige Weg führte mich dann durch die wunderschöne Landschaft des Naturschutzgebiets Wernsdorfer See in Richtung Neu-Zittau. Der Weg lief sich auch herrlich weichsandig bis zu einer Müllkippe. Dort war der Weg dann plötzlich aus Trümmerschutt, wie ich ihn schon gestern woanders beschrieben habe, aufgeschüttet. Ausgerechnet hier nötigten mich dann noch einige Bremsen zu einer schnelleren Gangart. Hinter der Müllkippe wurde der Weg wieder angenehm sandig.
Ich umging Neu-Zittau nördlich auf schönstem Sandweg und überquerte dann einen Sandhügel bevor ich durch eine Nebenstraße die Spreebrücke erreichte. Die Spree ist hier schmal, mit einiger Strömung, es waren ein paar Ruderboote ein Motorboot und vier Schwäne unterwegs, außerdem blühten überall Seerosen... Ein Bild der Idylle. Ich folgte dann der Straße nach Erkner. Eigentlich hoffte ich auf einen Weg, der parallel zur Spree nach Hohenbinde führen sollte, von wo aus ich durch Wald nach Erkner wandern wollte, aber den gibt es nicht.
Neben der Landstraße nach Erkner befindet sich ein sehr angenehm begehbarer Fuß- und Radweg aus Betonsteinen. Plötzlich hielt ein entgegenkommender Radfahrer, der mich mit osteuropäischem Akzent nach dem Weg fragte. Zu meinen Füßen sagte er zwar nichts, aber offensichtlich wirkte ich vertrauenerweckend.
In Erkner pöbelte plötzlich hinter mir einer: "Kannste dir keene Schuhe koofen oder wat?" Ich drehte mich um und sah einen jungen Mann, kahlrasierter Schädel, Unterlippenpiercing, vermutlich ein recht ungebildeter Primitivling. Ich antwortete: "Doch, kann ich, aber so ist es schöner." Eine weitere Reaktion kam nicht mehr.
Ich überquerte dann auf der Fürstenwalder Straße die Löcknitz und folgte dem Theodor-Fontane-Weg am Löcknizufer entlang zum Flakensee. Über das Ostufer des Sees erreichte ich dann mehrere Badestellen und die gepflasterte Strandpromenade. Dann ging es über die Brücke an der Woltersdorfer Schleuse zur Straßenbahnhaltestelle. Bei der Woltersdorfer Straßenbahn handelt es sich übrigens um den kleinsten Straßenbahnbetrieb Deutschlands. Eine Verbindung zum Berliner Netz besteht nicht. Zum Einsatz kommen wunderbar gepflegte alte Zweiachserwagen, von denen ein einzelner an der Schleuse bereitstand. Nach drei Haltestellen wird dann noch ein wenig rangiert, um vom Gegenzug den Beiwagen zu übernehmen. Ein in Deutschland einmaliges Manöver im planmäßigen Betrieb.
Die Straßenbahn brachte mich dann zum Bahnhof Rahnsdorf, von wo ich mit der S-Bahn wieder nach Hause fuhr. Am Bahnhof Steglitz sah ich übrigens eine barfüßige ein Fahrrad schieben.
Zu meiner Berlinumrundung fehlt jetzt nur noch der Abschnitt von Petershagen nach Bernau-Friedensthal im nordöstlichen Bereich.
Bevor ich nach Hause kam, fuhr ich aber noch an einer bestimmten Apotheke vorbei, um dort etwas bestelltes abzuholen. Die Apothekerin, die mich bisher nur mit Schuhen kannte, sagte dann: "Sie machen ja heute ganz auf ländlich, mit barfuß sogar!" Wir kamen noch etwas ins Gespräch, ich erzählte ihr dass ich heute gewandert bin. "Barfuß?" "Ja, barfuß." Sie erzählte mir dann, dass ihre Tochter auch gerne barfuß läuft und früher auch in der Schule möglichst barfuß war. Sie hat dann ihre Schuhe sobald sie außer Sichtweite war in die Tasche gesteckt und erst vor ihrer Heimkehr wieder angezogen. Die Mutter hat das erst Jahre später erfahren. Ich gab ihr dann auch so ein Prospekt, dass sie durchaus zu interessieren schien.

Viele Grüße

Ulrich

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