"...wenn er Zofingen als recht hartes Barfuss-Pflaster beschreibt. Heute machte ich nämlich einen Besuch in Zofingen und radelte barfuss in der Gegend herum. Kurz vor Zugsabfahrt am späten Nachmittag beschaffte ich mich im Aperto-Laden eine Zwischenverpflegung für die Rückreise. An der Kasse sprach mich ein junger Mann an:"Sie, Sie haben Ihre Schuhe vergessen!" "Nein", antwortete ich "das geschieht mit voller Absicht!" "Wenn Sie das nächste Mal das Haus verlassen, sollten Sie aber Schuhe anziehen!" "Warum? Wer sagt das? Wo steht das?" "Nirgends, aber es sieht einfach besser aus!" Grinsend liess ich ihn stehen und verliess den Laden. Zugegeben, feine Frauenfüsschen sind sicher ästhetischer als meine Schuhnummer 43 - Flossen, von den Beinen gar nicht zu sprechen. Aber jetzt, im Sommer, sieht man ja massenweise Leute mit nur einem Kunststofffetzen unter den Fusssohlen. Was macht da den ästhetischen Unterschied?
Wie dem auch sei, ich hatte schon viele nette Gespräche wegen Barfüssigkeit und so, aber so was ist mir doch noch nie vorgekommen (wobei der junge Mann durchaus freundlich war)."
Hallo Walter,
meintest Du mit "dem jungen Mann an der Kasse" einen Bediensteten des Ladens oder einen Kunden, der vor oder hinter Dir in der Schlange vor der Kasse stand? Sollte letzteres der Fall sein, dann könnte es sich vielleicht um einen Polizisten handeln, der gerade keinen Dienst hatte und daher in Zivil war. Angeblich werden Schweizer Polizisten nämlich zur Höflichkeit erzogen. Wobei ich ohne weiteres am Ton "ehrliche Höflichkeit" von "vorgetäuschter" unterscheiden kann.
Frauen, nicht einmal "alles andere als vollschlanke" bekommen wohl niemals Probleme mit Ordnungshütern, wenn sie barfuß sind. Bei Männern sieht es anders aus. Ich vermute nicht, daß die Schwierigkeiten mit der Obrigkeit mit zunehmendem Alter linear zunimmt. Vielleicht gibt es irgendwo einen Zenit, etwa bei 50 Jahren. Wer noch jung ist, der "darf" ungestört barfuß laufen. Wer im Rentenalter ist, aber noch rüstig, der hat wohl auch weniger Probleme. Wenn aber einer um die 50 barfuß läuft, dann ist das verdächtig. Man ist (zumindest aus Sicht eines Dauerschuhträgers) zu alt, um am Barfußlaufen an sich noch Freude haben zu können, aber noch nicht alt genug, um als "alter harmloser Spinner" zu gelten. Also wird man in die Rubrik "potentieller Triebtäter" eingeordnet.
Wie hätte wohl ein uniformierter Polizist reagiert, wenn er zu Dir gesagt hätte: "mit Schuhen es einfach besser aus" und Du gekontert hättest: "Ohne Schußwaffe sieht Ihre Uniform auch einfach besser aus!"?
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

....es war der Kunde, der hinter mir stand. Und Du denkst also, es war der Ordnungshüter, der in Zofingen auf unsittlich bekleidete (oder eben entkleidete) Leute aufpassen muss? Da bin ich ja froh, dass ich mindestens ein T-Shirt übergezogen hatte, das ist bei mir nämlich alles andere als selbstverständlich. Vielleicht waren ihm ja meine Laufshorts (mit denen ich in der ganzen Schweiz herumreise und die eine Viertelstunde vorher selbst in der Cafeteria des Altersheims toleriert wurden) auch ein Dorn im Auge. Das heisst also in Zukunft: Nach Zofingen nur noch in langer Hose, Hemd, Krawatte, Kittel, Socken, Schuhe. Wird vielleicht noch ein Hut verlangt?

Ich verlange, dass eine Untersuchung gemacht wird über die Standardbekleidung von Triebtätern (wäre doch sicher wieder eine Möglichkeit, ein paar Millionen Steuerfranken zu verlochen). Ich bin überzeugt, dass solche Leute ganz harmlos und unauffällig (also ja nicht barfuss, ja nicht in Shorts und ja nicht mit nacktem Oberkörper) herumlaufen, möglicherweise sähen sie dem einen oder andern unserer Politiker zum Verwechseln ähnlich....

Was den Zürcher HB, die IC, ICN, IR der SBB, die Migros in Locarno nicht stört, sollte auch Zofingen nicht stören. Wenn es mir drum ist, werde ich also auch in Zukunft Zofingen barfuss unsicher machen! Und um es nochmals zu sagen: Wenn alle die komischen Latschen, die die Leute im Sommer an den blossen Füssen spazieren führen, sittlich genug sind, dann dürften Füsse ohne diese Latschen noch lange sittlich genug sein!

Mit herzlichem Gruss nach Zofingen

Walter

P.S. der Zofinger Schultheiss Niklaus Thut hat sich ja in der Sempacher Schlacht durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet (er soll das Zofinger Fähnchen gerettet haben, indem er es angesichts des sicheren Todes in den Mund stopfte)(war das Fähnlein so klein oder der Mund so gross??). Beweisen wir also die gleiche Tapferkeit barfüssig vor der Zofinger Hermandad!

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