Barfuß-Spätzünder und -Frühreife (Hobby? Barfuß! 2)

Carsten, Monday, 18.07.2005, 16:01 (vor 7060 Tagen)

Hallo zusammen,

beim Blick über die Eintragungen, die seit meinem letzten Besuch des Forums hinzugekommen sind, blieb ich an der von Jasmina hängen, wie sie kurz und knapp schreibt, daß sie mit 15 oft barfuß shoppen ist. Das hat zwei Gründe:

Erstens war ich in dem Alter noch lämgst kein Barfüßer. Okay auf der Wiese und im Strandbad am Baggersee in unserem Stadtteil zogen wir unsere Schuhe aus. Aber das machen auch alle anderen, die sonst mit Barfußlaufen eigentlich nichts am Hut haben. Die paar Schritte runter und wieder nach Hause legte ich wieder in Schuhen zurück. Heute sage ich, gerade weiles nur so ein kurzes Stück war, hätte ich die Latschen auch ganz zu Hause lassen können. Aber irgendwie habe ich Schuhe damals noch nicht als Einzwängung empfunden. Vielleicht weil man als Schüler eh mittags schon wieder zu Hause und aus den Dingern raus war. Vielleicht auch, weil ich mich außer 1983 (und streng genommen 1976, da hatte ich aber gerdae erst die erste Klasse hinter mir) nur an durchwachsene Sommer erinnere. Das änderte sich mit Mitte der Neunziger, und da kommen wir zu

zweitens: Es waren nämlich gearde so junge Mädels im Alter wie jetzt Jasmina, die mich unbewußt zum Barfußlaufen bekehrten. In der zwieten Hälfte der Neunziger begann dann diese Serie von einem Jahrhundert-Sommer nacheinander. Ich war inzwischen in anderen Lebensumständen, wo ich nicht so früh aus den Schuhen rauskam. Trotzdem quälte ich mich auch am Wochenende, wenn ich mal in die Stadt ging, schon fast gewohnheitsmäßig in die Schuhe. Bis mir in kurzer Folge in der Fußgängerzone und auch in den Geschäften selber junge Frauen barfuß begegneten, und ich mir dachte, ihr macht das richtig, Mädels.

Und dann fing ich auch nach und nach an, es richtig zu machen. Zunächst um zum Büdchen rüber- oder in den Supermarkt bei mir im Veedel reinzuspringen. Dann zog ich sie auch mal in der Stadt aus und ließ sie aus, und heute verlasse ich auch ganz ohne meine Wohnung, jedenfalls wenn ich mit dem Bus in die Stadt fahre. Fahre ich mit dem Fahrrad lasse ich sie dann immer noch an. Ich bin nun mal kein Schönwetterfahrer, der auf dem Bürgersteig entlangschleicht, sondern für mich ist das Rad mein Hauptverkehrsmittel und entsprechend stürze ich mich auch auf breiten und stark befahrenen Straßen in den rheinischen Großstadt-Verkehr. Und im Wissen um rücksichtslose Rechtsabbieger, die einen schneiden, oder Fußgänger, die über die Straße hetzen, weil kein Auto kommt, aber ein Radfahrer, den sie schlicht übersehen, ist es mir lieber, ich habe Schuhe an. Ich glaube, barfuß wäre ich unterbewußt etwas gehemmt, mit den Füßen auf das Pflaster runter zu einer Notbremsung.

Jedenfalls Dir, Jasmina, meinen vollen Respekt, daß Du schon in jungen Jahren auf den Trichter gekommen bist - und allen anderen Frühreifen auch. Vielleicht bin ich aber auch gearde für die anderen eine Ermutigung: Es ist nie zu spät mit dem Barfußlauden anzufangen.

Gruß,

Carsten

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