Tiefflieger von vorn! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 18.07.2005, 12:58 (vor 7011 Tagen)

Sonntag, 17.7.2005: Kein so schwüler Tag wie der zuvor, trotzdem aber auch einer, an dem man eigentlich von morgens bis abends nicht mehr Kleidungsstücke als nötig anziehen möchte. Einfach morgens mit dem Fahrrad, selbstverständlich barfuß, an einen Badestrand zu fahren, dort zu verweilen, bis es abends etwas abgekühlt ist und dann wieder nach Hause fahren. Normalerweise ist es sicher nichts außergewöhnliches, als das man dieses auch noch im Forum erwähnen muß. Aber auch diesmal geschah etwas erwähnenswertes:

Kaum am Ufer des Aabachs bei Boniswil angekommen, mußte ich mich erst einmal im Wasser abkühlen. Danach wollte ich barfuß über Trampelpfade im benachbarten Gehölz gehen, die nach dem Regen des Vortages wohl angenehm begehbar sein mußten. Aber was war den das? "Sssssssssssssssss" (s gesprochen wie in "sitzen"). Von überall kamen "Tiefflieger" angeflogen. Auf Mücken kann ich wirklich verzichten, also im Laufschritt durch und wieder an den Strand. Ich dachte an die "hochgepriesenen" Barfußschuhe, die wären hier wirklich "ideal": Eingemummt in Neoprenanzug, mit Gasmaske und halt Barfußschuhe (keine Sandalen, sondern Barfußhalbschuhe, und schon kommt man in den Genuß, den herrlichen Boden unter den nackten Fußsohlen zu spüren ohne von Mücken gepiesackt zu werden. Ansonsten wüßte ich keinen "sinnvollen" Einsatz dieser Barfußschuhe. Vielleicht bei einer amerikanischen Talkshow, wenn gleichzeitig George W. Bush interviewt wird. Das verlangt natürlich eine passende Kleidung. Und wenn die Lage entspannt ist, legt man einfach die Füße auf den Tisch (was in den USA im Gegensatz zum Barfußlaufen nicht in die Rubrik "so etwas tut man nicht" gehört), nämlich so daß die Kamera, nicht aber das Auge von Mister President die "Sohlen" im Visier hat. Aber ich kann darauf verzichten: auf Barfußschuhe, auf Neoprenanzüge, auf Amerika, auf George W. Bush und auf Mücken!

Wieder am Strand angekommen hatte ich es mit anderen Tieffliegern zu tun. Es waren Brämen (Schweizer Bezeichnung für Bremsen) und die "kleinen dreieckigen Sieche", die ich biologisch nirgendwo zuordnen kann, die aber trotz ihrer Kleinheit empfindlich stechen und man beim Anflug nicht hört. Aber auch diese Insekten sind kein Grund, auf Barfußlaufen zu verzichten, da sie niemals in die Fußsohle stechen.

Eine weitere Insektenart tauchte auf, als das Gras nicht mehr naß war. Bienen waren fleißig dabei, die Blüten zu bestäuben. Mich erwischte keine, aber ein Vater verbot seinen Kindern, barfuß Ball zu spielen. Den Bienen gelang aber doch ein Angriff, und zwar auf eine junge Frau. Diese spielte mit einem jungen Mann (er war barfuß) Federball, sie hatte sich Turnschuhe angezogen, und zwar die des Mannes. Barfuß wollte sie nicht spielen, wegen der "Wespen", wie sie sagte, aber auf ihren eigenen Flipflops konnte sie nicht spielen. Was geschah: Offensichtlich waren ihr die Schuhe etwas zu groß, so daß eine Biene zwischen Schuh und Fuß gelangte und zustach. Die Frau rannte sofort zum Wasser, zog den Schuh aus (nur den, nicht den anderen), kühlte ihren Fuß und humpelte dann zu ihrem Lagerplatz zurück. Eine heimliche Schadenfreude konnte ich nicht leugnen. Was schließen wir daraus? Wenn eine Wiese voller Bienen ist, soll man nicht aus Barfußlaufen verzichten und dafür mit Schuhen drauf rumtrampeln, sondern sich vorsichtig barfuß darüber bewegen und den Bienen ihren Lebensraum lassen, nötigenfalls die Wiese GAR NICHT betreten.

Ich war übrigens nicht der einzige "echte" Barfüßer am Strand. Ein Anwohner kam nur in der Badehose mit dem Fahrrad vorbei, er hatte nur ein Handtuch dabei. Von einer Gruppe junger Leute schien auch ein Mann ohne Schuhe angekommen zu sein (am Tag zuvor sah ich übrigens einen Mann barfuß und nur mit kurzer Hose bekleidet in Olten bei der Holzbrücke). Gegen 18.30 Uhr verließ ich den Strand. Weitere Barfüßer sah ich nur auf Terrassen, erst in Zofingen schritt eine junge Frau, barfuß und in leichter Sommerkleidung in Richtung Strengelbach. Ob sie mit dem Zug so angereist war? Oder war sie so in der Altstadt? Zumindest ging sie sicher, als ob sie das häufiger tat. Angst brauchte sie ja nicht zu haben, denn einer jungen barfüßigen Frau tut nicht einmal ein Zofinger Polizist was zuleide. Für die dienen ja nur barfüßige und/oder kurzbehoste Männer als Kriminelle, die es auszurotten gilt. Ganz davon abgesehen, daß der Chef der Stadtpolizei in den Ferien weilt. Etwas erstaunt schien sie doch zu sein. Etwa weil ich etwas tat, was sie für Frauensache hielt? Oder weil ich noch weniger als sie anhatte? Soll mir doch egal sein.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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