Samstag, 16.7.2005: Ein schwüler Tag, an dem man eigentlich von morgens bis abends nicht mehr Kleidungsstücke als nötig anziehen möchte. Nach meinem beschriebenen Aufenthalt im Gewitter am Aarestrand war einige Zeit vergangen. Gegen 18.30 Uhr radelte ich nochmals in der Gegend herum, selbstverständlich barfuß, man gönnt sich ja sonst nichts.

Ich kam wieder nach Hause nach 20 Uhr, es war immer noch warm. Ich wollte noch gar nicht ins Haus, darum blieb ich am Zaun stehen und blickte über den angrenzenden Sportplatz und die angrenzende Badeanstalt, beides lag verlassen da, aber dem Rasen sah man an, daß er das Regenwasser gebrauchen konnte. Auf dem Nachbargrundstück spielten Kinder, die eigentlich noch einen Wohnblock weiterlebten. Es waren 4 kleine Kinder, vermutlich Türken, das älteste Mädchen gerade im Schulalter. Sie sprachen aber einwandfreies Deutsch, und auch die schienen sie aus Familien zu stammen, wo das Tragen eines Kopftuchs absolut kein Thema ist.

Offensichtlich war es ihnen langweilig, würden sie sonst an die Grenze des Grundstücks gehen und einen erwachsenen Mann fragen? Total "winterlich" vermummt waren sie nicht, mit ärmelloser Oberbekleidung, entweder kurze oder zumindest aufgekrempelter Hose, aber allesamt mit Schuhen (davon nur ein Mädchen ohne Socken). Das älteste fragte: "Ist es nicht zu kalt?" "Warum soll es zu kalt sein?" war meine Gegenfrage. Ich wurde gefragt, ob ich ein Auto habe, eine Familie usw. Als ich erzählte, daß ich häufig mit dem Fahrrad unterwegs war, fragte wieder das älteste Mädchen: "Barfuß?" Ich bejahte mit der Begründung, daß barfuß Radfahren gesund sei und ich außer bei der Arbeit fast immer barfuß sein." Als ich die Frage: "Auch bei der Migros?" mit "Durchaus möglich! Auch zum Coiffeur frage ich ohne Schuhe!" Darauf: "Schämen Sie sich den nicht?" "Wieso sollte ich mich schämen? Das ist doch nicht verboten! Soll ich etwa nur deswegen Schuhe tragen, weil andere es tun?"

Das Mädchen fragte auch noch wie alt ich war und tippte auf 23 Jahre, womit es total daneben lag. Offensichtlich zählen meine teilweise grauen Haare und mein alles andere als faltenfreies Gesicht bei Kindern weniger als die Tatsche, daß ich barfuß bin. Nach Meinung von Kindern "tut ein Erwachsener das nicht". Aber ehrlich gesagt ist mir lieber, daß sie mich für 26 Jahre jünger als für 26 Jahre älter halten.

Daß während des Gespräches der Hauswart und dessen Schwiegersohn (letzterer wohnt woanders und war nur zu Besuch) an uns barfuß vorbeigingen (sie wollten im Garten Tischtennis spielen), schienen sie nicht zu registrieren. Auch schien es normal zu sein, daß andere Kinder im Garten barfuß spielten, sogar Fußball.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen