Barfuß im Gewitter (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 18.07.2005, 10:38 (vor 7011 Tagen)

Samstag, 16.7.2005: Ein schwüler Tag, an dem man eigentlich von morgens bis abends nicht mehr Kleidungsstücke als nötig anziehen möchte. Da ich nicht arbeiten mußte, keine böse Verwandten zu Besuch hatte und, wie ich erst später erfuhr, auch der Chef der Zofinger Stadtpolizei in den Ferien weilt, dürfte Barfüßigkeit und das Tragen von kurzen Hosen auch kein allzu großes Risiko bergen. Viel bewegen wollte ich auch nicht, also radelte ich lediglich ans Aareufer bei Rothrist.

Normalerweise ist es sicher nichts außergewöhnliches, beim Baden keine Schuhe zu tragen und dieses auch noch im Forum zu erwähnen. Diesmal geschah aber doch erwähnenswertes: Bis ca. 13 Uhr schien die Sonne, dann aber verdunkelte sich der Himmel, es wurde windig, Blitze zuckten. Jetzt nach Hause radeln? Oder sich irgendwo unterstellen? Ich entschied mich für letzteres, nur 30 Meter von meinem Lagerplatz war eine eher niedrige Baumgruppe. Kaum hatte ich darüber nachgedacht, da fing es auch schon an in Strömen zu gießen. Ich suchte die Bäume auf, die anfänglich den Regen abhielten, später nicht mehr. Da die Luft warm blieb und ich zu dem Zeitpunkt nur eine Badehose anhatte, würde ich mich auch nicht erkälten. Sollte ich Angst vor dem Gewitter haben? Die Gefahr, daß ausgerechnet in "meine" Baumgruppe der Blitz einschlug, war wohl gering, da nicht weit davon höhere Bäume und Strommasten standen, kein Kilometer von hier erhoben sich Hügel. Und wenn tatsächlich, dann hätte bei derart hohen Spannungen eines Gewitters die isolierende Gummisohle eines Schuhs auch nicht mehr geschützt als die direkte Ableitung des Blitzes durch die nackte Fußsohle in den Erdboden.

Erdboden? Nicht alles, was vor dem Gewitter "Erde" war, war es hinterher auch noch. Der steinige Lehmboden des Platzes konnte die Feuchtigkeit nicht schlucken, viel Wasser lief in Richtung Aare. Da das abfließende Wasser Lehm mit sich führte, färbte sich das Wasser im Einflußbereich gelb. Ich fühlte mich an Passau erinnert, mit der unschiedlichen Wasserfarbe von Donau, Inn und Ilz. Die Aare übernahm die Funktion der Donau, das einfließende Wasser die Ilz, nur der Inn fehlte. Was war wohl spannender, dem Farbspiel des Wassers zuzusehen oder durch das warme, gelbe Wasser auf dem Platz zu waten. Was soll man darüber nachdenken? Wohl dem, der beides zu schätzen weiß!

Da der Lehm aufgeweicht war, spürte ich die Steine unter den nackten Füßen nicht mehr, anders, als wenn der Boden knochentrocken ist. Es war einfach herrlich, auch die Temperaturunterschiede zwischen der gelben Brühe und dem kühlen, klaren Aarewasser zu spüren. Angenehm war auch der Schlamm auf einer Insel. Lange Zeit lag er trocken, nun war er aufgeweicht, so daß er nur so zwischen den Zehen durchquoll. Die Wege aus Feinschotter waren auch besser begehbar.

So blieb ich noch einige Zeit da. Als neue Wolken aufzogen, radelte ich Richtung Heimat. Ich kam am Haus eines Arbeitskollegen vorbei, dessen kleine Tochter (ich vermute, daß es sie war) schien Spaß daran zu haben, barfuß über den nassen Rasen zu gehen. Ihre braun verspritzen langen Jeans deuteten darauf hin, daß sie nicht nur auf dem Rasen war. Auch sonst sah ich viele Kinder barfuß durch die warmen Pfützen auf dem Asphalt waten, einige nur in Badekleidung, andere auch in eher "winterlicher" Kleidung. Ich radelte auch absichtlich durch manch eine Pfütze (jetzt hätte mich die Polizei wirklich belangen können, aber nicht wegen barfuß, sondern wegen keiner allzu genauen Einhaltung des Rechtsfahrgebots. Aber ich sah es nicht ein, bei freier Straße eine am linken Straßenrand befindliche herrlich warme Pfütze im wahrsten Sinne des Wortes "links liegen zu lassen":

Da der Regen immer noch nicht kam, gönnte ich mir noch das Vergnügen, das Fahrrad über einen aufgeweichten Matschweg zu schieben. Kurz vor Zofingen überholte ich einen sehr langsamen Radfahrer, seine Kleidung: Wollmütze, dicke Jacke, lange Hose, fette Schuhe und sogar Handschuhe. Kein Wunder, daß er so langsam war. In der Vermummung würde ich auch nicht schnell fahren können. Zum einen wegen des Schwitzens, zum anderen wegen des erheblich höheren Gewichtes. Als ich zu Hause war, setzte der Regen ein, aber nicht für lange, dann kam die Sonne wieder durch. Insgesamt eine schönes Wochenende, an dem Schuhe, Krawatte, lange Hosen und sogar T-Shirt nicht zum Einsatz kamen.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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