barfuß im Dom (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 17.07.2005, 23:25 (vor 7011 Tagen) @ Stefan (MR)

Hi Stefan!

Christus selbst hat sein geamtes Erdenleben barfuß verbracht.


Knapp gefragt: Woher weißt du das?

Das ergibt sich aus dem Neuen Testament. Dort heißt es:
"Verschafft euch weder Gold noch Silber noch noch Kupfermünzen in eure ürtel, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Rökke, weder Schuhe noch Stab. Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert." (Mt 10,9-10)
"Traget nicht Sack, noch Tasche, noch Schuhe. Grüßet niemand unterwegs." (Lk 10,4)
"Und er sprach zu ihnen:'Als ich euch ohne Beutel und Tasche und Schuhe aussandte, hat es euch da an irgend etwas gemangelt?' Sie aber sagten: 'An nichts.'" (Lk 22,35)

Es erscheint schwer vorstellbar, daß Jesus seine Jünger barfuß aussandte, ohne selbst mit gutem Beispiel barfuß voranzugehen.
Ferner lebte Jesus in freiwilliger Armut. Er war so arm, daß er nicht einmal einen festen Wohnsitz hatte:

"Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran und sagte zu ihm: 'Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst.' Da sprach Jesus zu ihm: 'Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester. Der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt legen kann.'" (Mt 8,19-20)
"Als sie dann des Weges weiterzogen, sagte einer zu ihm: 'Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.' Da sprach Jesus zu ihm: 'Die Füchse und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt legen kann." (Lk 9,57-58)

Da Schuhe zur Zeit Jesu Luxusartikel waren, muß folglich davon ausgegangen werden, daß Jesus keine gehabt hat.

Bei Lk 7,36-38 steht:
"Es bat ihn aber ein Pharisäer, bei ihm zu essen. Da erfuhr eine Frau, die in der Stadt eine Sünderin war, daß er in dem Hause des Pharisäers zu Tische liege; sie brachte ein Alabastergefäß mit Salböl, trat weinend von rückwärts an seine Füße heran und begann mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, küßte seine Füße und salbte sie mit dem Salböl."

Daß Jesus barfuß war, ergibt sich für mich auch ohne besondere Erwähnung zwingend aus dieser Schriftstelle.

Auch wandelte Jesus bekanntlich auf dem Wasser (Mt 14,22-33; Mk 6,45-52; Jo 6,16-21). Daß er das nicht barfuß, sondern mit Schuhen getan haben soll, kann ich mir nicht vorstellen. Auch wird Jesus in der Ikonographie fast immer barfuß dargestellt, wohl aufgrund der zitierten Schriftstellen.

das sind Kleidungsstükke, die sich in einer Kirche nicht schikken.


Etwas weniger Vollmundigkeit bei solchen Aussagen wäre sehr angenehm. Auch ich habe meine Vorstellungen davon, was sich in der Kirche schickt und was nicht. Aber ich hüte mich davor, persönlichen Geschmacksfragen einen dogmatischen Rang zuzuweisen.

Das tue ich auch nicht, aber es erregt Anstoß, wenn die Kleidung in der Kirche nichtbschicklich ist. Es gibt auch Literatur dazu. Im "Orthodoxen Glaubensbuch", Autoren Andrej Lorgus und Michail Dudko, erschienen im Verlag "Der christliche Osten", Würzburg 2001, heißt es auf S. 72/73:
"Körperliche Sauberkeit ist für alle verpflichtend, besonders für diejenigen, welche die heilige Kommunion empfangen. Die Haare des Mannes müssen ordentlich gekämmt und gebunden sein (wenn sie lang sind), damit sie nicht die Heiligen Gaben berühren, die er empfangen wird; die Haare der Frauen müssen mit einem Tuche bedeckt sein.
Die Kleidung soll dem Geschlechte entsprechen. Frauen sollen ein kleid mit langen Ärmeln tragen oder eine Bluse (auch mit langen Ärmeln) oder einen Rock, der die Füße so weit bedeckt, daß sie nicht auffallen. Hosen - als vornehmlich männliche Kleidung - sind für Frauen unangebracht. Männer tragen Hosen (aber keine kurzen!) und ein Hemd mit langen Ärmeln. Jeans sind zulässig, wenn sie nicht zerrissen oder schmutzig sind. Überhaupt soll die ganze Kleidung sauber sein. An Feiertagen kann sie auch festlich sein und den farben der Priestergewänder und dem Schmuck der Kirche entsprechen."

Es ließen sich noch weitere Belege dieser Art aufführen. Die kleidung soll deshalb sittsam sein, um die Haltung des gebetes nicht zu stören; sexuell aufreizende oder zu knappe Bekleidung ist in der Kirche fehl am Platze. Barfuß in die Kirche zu gehen stört im allgemeinen nicht (außer bei den Mitwirkenden, was ich zwar nicht verstehe, aber berücksichtige), aber an kurzen Hosen, Minirökken, figurbetonter oder tief ausgeschnittener Kleidung sowie Muskelshirts nähmen die meisten Gläubigen einschließlich meiner selbst kräftig Anstoß, weil wir so etwas in der Kirche um der Aufrechterhaltung der Ordnung willen nicht haben wollen. Gäbe es keine Grenze, käme sonst womöglich jemannd im Bikini oder in der Badehose oder sogar ohne alles herein.

und in eine orthodoxe Kirche wird man so auch nicht hereingelassen bzw. hinausgewiesen.


Sehr bedauerlich. Eine Gemeinde, die die christliche Tugend der Gastfreundschaft in Ehren hält, wird eine Lösung finden, um niemanden abweisen zu müssen.
Es gibt hier zwei mögliche Sichtweisen.
1.: Vor Gottes Angesicht darf jeder Mensch (zumal der getaufte Christ) so treten, wie er ist. Samt allen innerlichen und äußerlichen Unvollkommenheiten.
2.: Wenn man im Gottesdienst sozusagen ein "Rendezvous" mit dem Herrn des Universums hat, ist es angebracht, auf ein gewisses Erscheinungsbild zu achten. Auch deswegen, weil man wohl niemanden der sonstigen Anwesenden ärgern will.
Das Problem: Beide Sichtweisen sind richtig. Wobei mir Nr. 1 theologisch fundierter zu sein scheint.

Gott weiß ohnehin um unsere innerlichen und äußerlichen Unvollkommenheiten. es geht darum, daß die kirche ein Ort der Andacht und der heiligen Handlungen ist und daß diese Andacht nicht duch unangemessenes Auftreten oder Verhalten gestört werden darf, weil das für diejenigen, die eine Kirche ihrer Bestimmung als Gotteshaus und Andachtsstätte entsprechend nutzen wollen, auf keinen Fall zumutbar ist.

Wenn ich an meine ostkirchengeschichtlichen Vorlesungen zurück denke, fällt mir noch ein: Wie stehts denn mit den in den orthodoxen Kirchen mit Recht hoch geachteten Wüstenvätern und sonstigen Asketen? Die waren schließlich auch nicht gerade Musterbeispiele für das, was du unter Kirche und Liturgie angemessener Kleidung zu verstehen scheinst. Ich erinnere mich an Ikonen mit Darstellungen Heiliger, die ihre Blöße lediglich durch ihren Bart verdeckten. Ebenso an reichlich Heilige und Erzengel mit nackten Knien. Würdest du diese aus deiner Kirche weisen?

Es handelt sich dabei zum einen um sehr alte Ikonen, und zum anderen lebten die Wüstenväter und Asketen als Einsiedler fernab von den Menschen; wer zu ihnen wollte, mußte sie eigens aufsuchen. Ähnlich verhielt es sich mit den "Narren um Christi willen" (jurodivy), welche ebenfalls häufig fast nackt herumliefen. Mit dem provokanten und schamlosen Auftreten mancher heutiger Kirchenbesucher, welche die Gotteshäuser nur der Besichtigung wegen aufsuchen, hat das nichts zu tun; es handelt sich um völlig andere Zusammenhänge.

Ebenfalls barfüßige Grüße von einem bekennenden Christen,
Stefan

Barfüßige Grüße,
Markus U. (der auch heute wieder in der Göttlichen Liturgie war)


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