Barfüssige Odyssee nach Autopanne (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf (BN), Stammposter, Friday, 15.07.2005, 01:50 (vor 7014 Tagen)

Hallo, Ihr lieben Leute im Forum,

am vergangenen Sonntag ging es von Bonn per PKW nach Bad Sobernheim zum Besuch des dortigen Barfußparks.
An Bord waren außer mir noch meine Frau und eine Verwandte, der wir diesen Ausflug zum Geburtstagsgeschenk gemacht hatten.

Nach einigen sehr schönen Stunden auf dem Barfußpfad (die Nahe hatte übrigens einen recht hohen Wasserstand, und beim Durchqueren der Drahtseilfurt haben wir den Spruch kreiert: "Wird es kühl und feucht im Schritt, beschleunigt sich gar schnell der Tritt") und einem Spaziergang durch den Ort (barfuß fällt man hier auch nicht auf) traten wir die Rückreise an,
wo schon nach kurzer Fahrt das Aufleuchten der Ladekontrollleuchte im Armaturenbrett von herannahendem Ärger kündete.
Leider lag es nicht am Keilriemen, das wäre ja viel zu einfach (und zu billig) gewesen. Wir fuhren noch bis Stolzenfels bei Koblenz weiter, dann spielten jedoch alle Armaturen verrückt. Ich stoppte auf einem (absichtlich ausgewählten) abschüssigen Grundstück und mußte feststellen, daß die Batterie schon nicht mehr zum Wiederanlassen taugte. Ein Rollstart hätte das Problem jedoch auch nicht gelöst, und höchstens noch den KAT ruiniert. Da wir eine Ausfahrt blockierten, ließ ich den Wagen bergab und ohne Motor um einige Ecken in eine gerade freigewordene Parktasche rollen. Ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker war das Schwerarbeit, aber auch barfuß erzeugte ich problemlos den nötigen Bremsdruck ! Also, das zeugt abermals davon, daß trainierte Barfußläufer ein Fahrzeug mindestens so gut wie Schuhträger beherrschen können ! Der ADAC wurde gerufen. Ich war schon auf Kommentare jedweder Art gefaßt, denn Schuhe hatte ich überhaupt keine dabei. Doch auch der gelbe Engel sprach mich nicht auf meine nackten Füße an.
Er stellte aber einen Lichtmaschinenschaden fest, und bald darauf kam auch der Abschleppwagen. Mit vereinten Kräften schoben wir unseren doch recht schweren PKW in Position, ich setzte mich ins Fahrzeug, welches mit einem Drahtseil auf die Ladefläche gezogen wurde, wo ich dann ausstieg und auf den kiesigen Rauhasphaltboden heruntersprang. Ich war selber erstaunt, wie klaglos es meine Fußsohlen wegsteckten...
Neugierige Gesichter gelangweilter Anwohner in den Fenstern und einiger Passanten, aber keine Bemerkungen über den Mann, der sich barfuß so locker bewegte, als hätte er Sicherheitsschuhe an *ggg*
Kommentare einiger Jugendlicher gab es nur über die Qualität diverser Automarken, sonst nichts. Auf eine Diskussion hatte ich aber keine Lust. Dann wurden wir mit unserem Havaristen huckepack in eine Notdienstwerkstatt gefahren. Ich betrat das Büro, wo auch noch andere Pechvögel warteten.
Es gab kaum ein Blick auf meine Füße. Meine Begleiterinnen trugen hier ihre Flip-Flops, obwohl der kühle Natursteinboden nach dem schweißtreibenden Streß eine Wohltat war. Nach kurzer Bespechung mit dem Werkstattleiter wurde eine bequeme Lösung gefunden: Unser Wagen verblieb dort zur Reparatur, und wir durften mit einem Leihwagen nach Hause fahren; am nächsten Tag schon konnten wir den Leihwagen wieder gegen unser repariertes Auto tauschen. Auch der Angestellte, der uns den Leihwagen übergab und mich in die Bedienung des Fahrzeuges einwies, hat meine nackten Füße keines Blickes, geschweige denn eines Wortes, gewürdigt. Zum Fahrzeugaustausch am nächsten Tag erschien ich ebenfalls barfuß, und auch die frische Personalschicht hat in keiner Weise aufgemerkt. Alles in allem ein schönes Barfußwochenende, nur mein Zahnschmelz hat etwas gelitten, als ich beim Bezahlen der Werkstattrechnung hörbar mit den Beißern knirschte...

Das Fazit: Mit Sicherheit leben wir in einem barfußtolerantem Land. Ich selber gehe immer häufiger barfuß. Je selbstverständlicher ich barfuß bin, desto weniger Widerstand (auch inneren) gibt es. Auch die Nachbarschaft akzeptiert mich mittlerweile so, ich konnte noch keinen Imageverlust feststellen. Bei Verwandten und Bekannten habe ich mich weitgehend durchgesetzt, sie selber sind barfußmäßig teils auch lockerer geworden. In keinem Laden, ob groß oder klein, weder beim Optiker oder im Getränkemarkt, weder im Kiosk oder beim Discounter, gab es bisher irgendwelche Probleme. Und es gibt sehr viele angenehme Böden, auf denen ich mir sage: "Gottseidank muß ich hier nicht Schuhe tragen" !
Nur am Arbeitsplatz und in Arztpraxen bin ich leider noch nicht über das Tragen von Flip-Flops hinausgekommen...

Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen: Barfußlaufen stärkt das Selbstbewußtsein, und selbstbewußt läuft es sich viel leichter barfuß. Also, ein sich selbst verstärkender positiver Effekt :-)

Angenehmes Barfußen wünscht Euch

Ralf(BN)


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