Hallo Nicole,

Mein Chef, der mein Barfußlaufen ja toleriert, guckte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, ein Blick, der sagte "Lass das die Kleine ja nicht hören" und meinte nur: "Das wollen wir doch gar nicht erst anfangen."

Ich habe am Samstag beim städtischen Spielfest einen Barfuß-Fühlpfad aufgebaut, der auch großen Anklang fand. Unzählige Kinder zogen ihre Schuhe aus und liefen mit viel Spaß mehrmals darüber und machten bei den Geschicklichkeitsspielen für die Zehen mit. Und dann befahlen dieselben Mütter, die vorher die Kinder zum Barfußpfad animiert hatten: "Schuhe anziehen!" Paradox -- denn das Wetter war ideal zum Barfußgehen, der Platz scherbenfrei, das Gras kurz gemäht. Und 50 m weiter stand das Trampolin und dann die Hüpfburg und die Riesenrutsche -- alles Stationen, die man nur ohne Schuhe benutzen durfte! Das Kinderbelustigungsprogramm bestand also vornehmlich aus "Schuhe an - Schuhe aus". Nur vielleicht 5% der Kinder durften durchgehend barfuß gehen.

Es scheint der Eltern größtes Ziel zu sein, jeder unkontrollierte Barfußgehen der Kinder zu verhindern (

Leider hat mir noch niemand gesagt, Barfußlaufen sei obszön, aber sollte es mal passieren, habe ich mir vorgenommen, getreu dem Häschen-Witz zu antworten: "Na, und ob's sön is!"

Zu mir hat das auch noch niemand gesagt -- die negativen Äußerungen sind ja so selten, dass man sie getrost ignorieren kann. Ich gebe mich freiwillig aber nur mit toleranten Menschen ab, und beim Barfußgehen trifft man doch überwiegend auf Toleranz (

Mach's gut und unbeschuht, Lorenz

P.S.: ist eigentlich meine Mail bei dir angekommen? Deine Adresse hat nicht mehr funktioniert und ich habe dann das Feedbackformular deinen Barfuß-Blogs benutzt.

Barfußpark beim Streetlife-Festival Juni 2005