Hallo Frank!

Frank:
Am Dienstag staunte ich nicht schlecht, als ich am Morgen bei 14°C und wechselhaften Wetter einen Barfüsser am Bahnhof sah. Die meisten Leute waren eher warm angezogen. Der Barfüsser hingegen mit ärmellosem T-Shirt und kurzen Hosen. Es handelte sich auf jeden Fall nicht um Michael aus Z., den ich schon mal per Zufall auf der Strasse sah.

Michael:
Da ich am letzten Dienstag arbeiten mußte, konnte ich nicht gleichzeitig in Oerlikon sein. Die Tatsache, daß die meisten Leute wieder zur "Winterkleidung" überwechselten, konnte ich allerdings auch beobachten, so auch letztes Wochenende (Bericht folgt noch).

Frank:
Der Mann machte einen selbstsicheren Eindruck, wie er so da sass und hatte auch offensichtlich keine Schuhe dabei. Was mich am meisten erstaunte war, dass sich niemand nach ihm umsah, da er sehr sommerlich gekleidet war.

Michael:
Vermutlich macht es einen Unterschied, ob man irgendwo sitzt, oder ob man sich bewegt. Ich war am letzten Wochenende in ähnlicher Aufmachung mit dem Fahrrad unterwegs. Wenn mich ein Auto überholte, drehten sich Leute um, speziell die Beifahrer. Vielleicht war es aber nicht meine Barfüßigkeit/Kleidung, sondern mein Fahrstil.

Frank:
Schade, dass ich nicht soviel Mut besitze und so zur Arbeit gehe. Ich weiss nur, dass ich mit nicht wohl fühlen würde, da bei uns eigentlich fast alle Hemden tragen.
Ich hätte Ihn wohl am Besten ansprechen sollen. Man müsste mal eine Barfüsserfirma gründen :)

Michael:
Bist Du sicher, daß er zur Arbeit wollte? Oder hatte er Urlaub? Oder war er arbeitslos?

Frank:
Vor ca. 2 Jahren arbeitete ich in einer kleineren Firma und war auch mal eine Tag lang barfuss, da ich meine Schuhe vergessen hatte und ich nicht den ganzen Tag in den Motorradstiefeln verbringen wollte. Es war kein Problem. Ein Kollege wollte mir sogar seine Turnschuhe ausleihen :) Leider gibt es die Firma nicht mehr. Da war sowieso alles viel lockerer, als was ich bis jetzt gesehen habe.

Michael:
Ich habe auch nicht den Mut, barfuß oder in kurzen Hosen zur Arbeit zu gehen. Im Chemielabor ist das auch zu gefährlich. Als es die letzten Wochen mal sehr heiß war, wagten es doch einige junge Laborantinnen in Flipflops zur Arbeit zu kommen, auch "vergaßen" sie es, den Laborkittel über ihre Oberbekleidung mit Spaghettiträgern anzuziehen. Eigentlich hat da nie irgendeiner etwas gesagt. Auch wenn im Hochsommer mal ein junger Laborant in kurzen Hosen, Sandalen und Socken erschien, wurde es stillschweigend geduldet. Als aber ein 50-jähriger Laborant, der seit fast 30 Jahren in der Firma arbeitet und bisher immer "laborkonform" gekleidet war, in Siebenachtelhose, Trecking-Sandalen und ohne Socken erschien, brach ein Entrüstungsschrei vom Sicherheitsbeauftragten aus. Jetzt plötzlich wurde es allen definitiv verboten, ungeeignete Kleidung und ungeeignete Schuhe bei der Laborarbeit zu tragen. (Von barfüßiger Laborarbeit war nicht die Rede).

Man sieht, daß bei Frauen und jungen Männern einiges geduldet wird, während bei älteren Männern sofort der Sicherheitsbeauftragte einschreitet. Der Sicherheitsbeauftragte ist übrigens ein absolut unsympathischer Mann vom Typ "Arschkriecher". Mit Firmenangehörigen, die in der Hierarchie deutlich höher sind als er, kommt er erstaunlich gut klar, solche, die wie ich etwa in der Hierarchie gleich liegen, beachtet er kaum, solche, die tiefer liegen, pflegt er zu schikanieren, wenn sie anderer Meinung sind. Mich haßt dieser Mensch abgrundtief. Vermutlich hatte er nur darauf gewartet, daß auch ich mal zu leicht gekleidet zur Arbeit gekommen wäre, um mir eins auswischen zu können. Diesen "Gefallen" habe ich ihm nicht getan. Ob er aus Rache mich bei der Polizei verpfiffen hat, wenn ich in der Freizeit barfuß und in kurzen Hosen unterwegs war, kann ich nicht beweisen. Sicher bin ich nur daß er ein Duzfreund einiger Zofinger Polizisten ist. Das ist wohl verdächtig genug.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen