Barfüßer in Neuenburg (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 04.07.2005, 11:58 (vor 7025 Tagen)

Samstag, 2.7.2005: Ich verließ meinen Schlafplatz in Nidau am Ufer des Bieler Sees und radelte zunächst in die Bieler Innenstadt. Obwohl es erst 7 Uhr war, waren recht viele Leute in der Stadt. Die Straßenreinigung war dabei, die Scherben vom Vortag zusammenzukehren. So ein Markt in der Stadt hinterläßt doch seine Spuren. Viele starrten mich an, weil ich beim Radfahren keine Schuhe trug. Auch mußte ich an Plätzen vorbei, wo die Stadtpolizei den Verkehr regelte. Sie schien derart beschäftigt zu sein, daß sie (anders als in Zofingen) keine Zeit hatte, Barfüßern das Leben zur Hölle zu machen.

So radelte ich nach Neuenburg. Da es immer noch bewölkt war, noch zu unangenehm, um sich am Badestrand aufzuhalten, schob ich noch das Rad durch die Innenstadt, aber meine Barfüßigkeit fiel nicht sonderlich auf. Als ich dann Richtung Auvernier radelte, und zwar parallel zum Trassee der Littorail, überholte mich ein Zug dieser Bahn. der Fahrer starrte auf meine Füße, aber dabei blieb es. Er tat nicht das gleiche wie jener Tramchauffeur in Karlsruhe nach dem Barfußtreffen in Düsseldorf, nämlich die Polizei rufen. So kam ich unbeschadet nach Auvernier, wo ich mich am Strand bis etwa 19.30 Uhr aufhielt. Da es meist bewölkt war, gab es nur wenig Badegäste, viele kamen nur kurz. Diejenigen, die länger blieben, waren zwar meist barfuß, jedoch behielten sie die übrige, nicht selten ziemlich "winterliche" Kleidung meist an.

Abends war ein Besuch der Neuenburger Altstadt fällig: Ich kettete mein Velo an einem Geländer am Place Pury an. Vor dem Bummel setzte ich mich noch auf eine Bank, um was zu verzehren. Da kam doch ein junger Mann in Begleitung zweier junger Frauen vorbei, sie sprachen französisch, was ich nicht verstand. Während die Frauen fett beschuht waren, war der Mann barfuß. Er sah so aus, als ob barfuß für ihn selbstverständlich war. Im Gegensatz zu mir war er aber deutlich weniger sommerlich gekleidet als ich. Dann schritt zunächst über das Pflaster der historischen Altstadt, hinauf zum Schloß, wieder hinunter. Dann schritt ich eine Treppe hinauf, unter der Eisenbahn durch, bis sie endete. Auf anderem Weg (erst Straße, dann Treppe ging es wieder hinunter, so daß ich bei der Talstation der Seilbahn Ecluse - Plan ankam. In der Altstadt und am Hafen fiel meine Barfüßigkeit kaum auf, nur ein paar Jugendliche pfiffen etwas hinter mir her. Als ich wieder durch die Unterführung am Place Pury zum Fahrrad zurückwollte, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir herrennen. Es war eine junge Frau, sie trug ein sehr sommerliches Top, während ihre Jeans überlang waren und man kaum erkennen konnte, daß sie barfuß war. Mir wäre es zu gefährlich, mit derart überlangen Hosen barfuß (aber auch mit Schuhen) zu rennen, eine wahre Stolperfalle. Sie stolperte aber nicht, rannte bis zur Tür einer Toilette in der Unterführung, versuchte aber nicht, die Tür zu öffnen. Stattdessen rannte sie wieder zurück. Der Grund, weshalb sie rannte, blieb mir ein Rätsel. Rannte sie etwa hinter mir her, um einen barfüßigen Mann von hinten und später von vorn zu sehen, ohne mich anstarren zu müssen? Soll mir doch egal sein.

Danach radelte ich nach Auvernier, wo ich am Neuenburger See einen ruhigen Schlafplatz fand. Auch wenn dieser Tag kein idealer Badetag war, so war der barfüßige Aufenthalt in Neuenburg selbst wirklich angenehm. Viel besser als bei mir zu Hause, wo meine Eltern sich wohl unnötige Gedanken machten, was ich wohl jetzt gerade mache. Sollen die doch. Ob sie wußten, daß ich barfuß losgeradelt war? Gesehen haben sie mich zwar nicht bei meiner Abreise, aber man kann ja die Schuhe zählen, die nach meiner Abreise noch in meiner Wohnung waren.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen

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