Barfuß in Biel (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 04.07.2005, 11:02 (vor 7025 Tagen)

Das erste Juliwochenende ist in unserem Betrieb 3 Tage lang, der Freitag ist nämlich arbeitsfrei. Auch meine Eltern haben mir frei gegeben, ich "durfte" selbstständig was unternehmen. Allerdings startete der Tag mit Regen, so daß ich nicht am frühen Morgen aufbrechen konnte. Gegen 11.30 Uhr war es aber soweit, daß ich losradeln konnte. Da meine Eltern bereits mit dem Auto zum Essen gefahren waren, brauchte ich mir auch keine Gedanken machen, was ich anziehen bzw. nicht anziehen sollte. Mit anderen Worten: Die Schuhe blieben zu Hause!

Kurz vor Murgenthal erwischte mich ein kräftiger Regenschauer, aber ich konnte mich beim Gemeindehaus unterstellen. Hier war es von oben trocken, aber Wasser floß über die Betonplatten, was recht angenehm war. Auch konnte man mich aus einem fahrenden Auto der stark (auch von Polizeifahrzeugen) befahrenen Straße nicht sehen. Es war zwar knapp 20°C warm, aber bei der Temperatur würde bei Regen jeder Polizist im Raum Zofingen total ausrasten, wenn er einen barfüßigen Mann oder auch nur einen in kurzen Hosen erspähen würde. Einen Regenschutz hatte ich auch dabei, aber das wäre noch verdächtiger gewesen, wenn ich Lothar richtig interpretiere.

Der Regen hörte auf, die Sonne kam durch, die Straßen dampften. Ich radelte weiter, wobei ich mir keine sonderliche Mühe gab, Pfützen auszuweichen, man gönnt sich ja sonst nichts. Einziger Nachteil war der starke Gegenwind, der zwar die Geschwindigkeit herabsetzte, jedoch meinen Füßen keine Probleme bereitete. In Solothurn war in der Fußgängerzone viel Betrieb, so daß ich das Rad schieben mußte (oder durfte?). Ich war der einzige Barfüßer dort, somit erntete ich große Glotzaugen. Kaum ist es mal nicht mehr heiß, sondern nur mäßig warm, schon tragen viele Leute Jacken, lange Hosen usw. Männer und Knaben trugen meistens auch Socken, während Frauen vielfach in Flipflops unterwegs waren.

Ich kämpfte mich voran nach Biel, um am See eine Pause zu machen. Badewetter war nicht. Ursprünglich hatte ich vor, noch am selben Tag nach Neuenburg zu fahren, aber ich ließ es bleiben, radelte dafür aber noch in Biel herum. Obwohl ich schon häufiger am Bieler See war, habe ich es bisher nie zustande gebracht, die zweitgrößte Stadt im Kanton Bern barfuß zu erwandern. Das wollte ich nun nachholen, gerade jetzt, wo auch noch ein großer Teil der Altstadt mit Marktbuden und Karussells versehen war.

Ich kettete mein Velo an einem Geländer an und schritt zunächst über das Pflaster der historischen Altstadt, dann schritt ich eine Treppe hinauf, die weitgehend parallel zu einem Teilstück der Seilbahn nach Leubringen verläuft. Leute, die mir entgegen kamen, trauten ihren Augen kaum. Als die Treppe endete, ging ich eine Straße in Serpentinen wieder hinunter in die sehenswerte Altstadt. Dann waren die mit Buden vollgestellten Straßen der "modernen" Innenstadt fällig. Da es dunkel war und das Gedränge groß, fiel meine Barfüßigkeit nicht allzu sehr auf. Noch dazu, wo viele Frauen und Mädchen in Sandalen ohne Socken unterwegs waren und auch Männer, speziell Rentner kurze Hosen trugen, meistens mit Socken. Einmal hörte ich das Wort "Polizei", wobei ich aber nicht sicher war, ob es in irgendeinem Zusammenhang mit meiner Barfüßigkeit stand.

Vom barfüßigen Karussellfahren habe ich ja hier index.php?id=994248989 berichtet. Auch die Hüpfburg, wo man die Schuhe ausziehen mußte, wurde von vielen Mädchen barfuß benutzt, während die Knaben meist in Socken hüpften. Nur in einem Fall sah ich, wie jemand Schuhe UND Socken auszog. In der Straße sah ich tatsächlich einen "fast echten" Barfüßer. Es handelte sich um einen jungen Mann, der auf einem Skateboard saß und um Spenden bat. Dabei spielte er mit einer zahmen Ratte. Das Tier tat mir leid. Wieso "fast echt"? Schuhe hatte er zwar nicht dabei, aber ein Fuß war stark bandagiert. Vermutlich hat sich der ärmste an einer Scherbe verletzt.

Vor einigen Ständen mußte ich auch aufpassen, da hier Scherben lagen. Aber ich verletzte mich nicht. Es war nach 23 Uhr, als ich wieder durch die Altstadt zu meinem Velo ging, danach radelte ich nach Nidau, wo ich am Bieler See einen ruhigen Schlafplatz fand. Alles in allem kann ich sagen, daß ich froh war, daß ich noch nicht nach Neuenburg geradelt war. Der barfüßige Aufenthalt in Biel war wirklich angenehm.

Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


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