Danke! (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd (Wiesbaden), Stammposter, Saturday, 11.06.2005, 10:53 (vor 7048 Tagen) @ bix

...danke, bix, für die schöne Leseprobe. Klingt nach einer sehr schönen Geschichte, die genau das thematisiert, was viele Menschen in Beziehungen (Mann und Frau, Mann und Mann, Frau und Frau, aber auch Eltern und Kinder)auseinander bringt: den Versuch, krampfhaft den anderen zu ändern, koste es, was es wolle...

Bernd

Und seine Tochter ist der Peter
von Edith Zellweker
(Erstveröffentlichung: 1935, mein Buch ist von 1937)
Inhalt:
Ein getrennt lebender Mann (Max) wohnt mit seiner Tochter Elisabeth, 8 Jahre alt, und Haushälterin Kathi auf dem Land. Das Kind läuft - erlaubt oder nicht - am liebsten barfuß, und zwar bei jedem Wetter. Da sie wild ist wie ein Junge, wird sie nur "der Peter" genannt. Wenn die Haushälterin verlangt, sie soll Schuhe anziehen, stehen diese kurze Zeit später schon wieder vergessen irgendwo herum; das Kind ist barfüßig dem Haus entfleucht.
Eines Tages kommt die Mutter in das Dorf, sieht ihr Kind "total verlottert und ohne Schuhe" am Strassenrand stehen und nimmt sie einfach mit. Kauft ihr ein hübsches Kleidchen, weiße Strümpfe, Lackschuhe. Sie wohnt mit ihr zunächst in einem Hotel in der Stadt, das Mädel muß ständig Schuhe tragen und sauber sein. Sie fühlt sich absolut unwohl dort und die Mutter kann mit ihrem "wilden" Kind nicht so recht was anfangen. "Der Peter" flüchtet vor der Mutter und wird von einfachen, kinderunerfahrenen aber netten LKW-Fahrern aufgelesen und nach Hause gebracht, immer noch im Kleidchen, Schuhe und Strümpfe blieben unterwegs irgendwo liegen. Eher nebenbei spielt (Natürlich!! Kitsch as Kitsch can) eine Liebesgeschichte des Vaters mit einer im Dorf neu zugezogenen Frau eine Rolle. Und das Leben der Mutter wird natürlich auch beschildert.
Barfüßige Leseprobe Seiten 28/29 - sorry für den Sprachstil, es ist ein Österreichisches Buch ;-)

(...) Indessen schleicht der Vater mit der Tochter in den Wald hinauf. Sie schleichen sich - und sie wissen warum. Erstens hat Peter keine Jacke und dann -
"Ich bitt dich, nimm Schuhe", sagte Max bei der Haustüre. Peter zog die Schultern hoch und schielte bockig. Das hieß soviel wie: - und kommen Schuhe nicht in Frage!
"Also wenigstens Sandalen!" bestand Max.
(....)
Dann gehen sie durch den Wald, aber nicht den üblichen Weg. Max haßt markierte Wege und Peter geht sie nie, auch wenn er eine Möglichkeit dazu hat. Er läuft immer wie ein Dackel den Berg hinauf, einmal den einen Abhang hoch, einmal den anderen. Einmal nach den Erdbeeren und dann nach einer Blume und macht so gut den dreifachen Weg. Auch heute gehen sie quer und mitten durch. Wenn es zu steil wird, nimmt Max die Hand seiner Tochter und zieht sie hoch.
"Au", sagt Peter plötzlich, "hier sind aber viel Dornen!" Max dreht sich darauf um, sieht auf Peters Füße und seufzt tief.
"Und wo sind deine Sandalen?" frgt er.
"Hinterm Haus", antwortet sein Kind und sieht unschuldig aus.
"So", sagt Max, und das ist für den Moment alles, was ihm einfällt. (...) Es ist ihm auch ganz gleichgültig, ob Peter mit oder ohne Schuhe geht. Eigentlich ist ihm ohne sogar lieber.
(...)
Ich mag dieses Buch, auch wenn es sein mag, wonach es klingt: ein etwas kitschiger, vollkommen anspruchsloser Roman. Oder eine herrlich leichte Sommerwiesen-Lektüre (und typisches Frauenbuch?) - wie man möchte. Vor allem zieht sich die ausgeprägte Natur- und Barfuß-Liebe dieses Kindes sehr charmant durch die ganze Geschichte.


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