Es gibt keinen schöneren Glauben als den christlichen (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Friday, 10.06.2005, 12:07 (vor 7049 Tagen) @ Eugen

Nicole schrieb:

Ja, das Christentum hat unseren Bezug zum Körper und zur Natur gründlich kaputtgemacht. Solange ein nackter Körper mit Scham und Angst besetzt bleibt, werden auch die Füße mit drunter leiden, fürchte ich. Denn barfuß laufen bedeutet, dass man es hier mit einem freien Menschen zu tun hat. Und einem freien Menschen kann man kaum Angst machen - und mit Angst regieren halt die großen Weltreligionen und viele weltliche Regimes...
Liebe Grüße
Nicole

Hi Nicole,
dein obiger Kommentar hat mich begeistert. In diesem Forum -- unglaublich -- sind es Frauen, welche die intelligentesten Bemerkungen machen. Man könnte meinen, du kommst gerade aus einem Nietzsche-Seminar der Philosophischen Fakultät. Denn es war Nietzsche, der in scharfer Form konstatierte, dass das Christentum Leibfeindlichkeit propagiert, keinen Mut zum Leben macht, zum MUCKERTUM, zum HERDENDASEIN aufruft. weder die Moral noch die Religion berüht im Christentum mit irgendeinem Punkte Wirklichkeit. Es verlegt das Schwergewicht des Lebens ins Jenseits. Richtet nicht -- sagen die Christen -- aber sie schicken alles in die Hölle, was ihnen im Wege steht.

Nimm bitte zur Kenntnis, daß es, auch wenn es Dir noicht paßt, immer noch bekennende und überzeugte Christen, zu denen auch ich mich rechne, gibt, und daß ein Kommentar wie der Deinige an den Tatbestand der Beschimpfung religiöser bekenntnisse (§ 166 StGB) zumindest nahe heranreicht. Ich finde Deinen Kommentar auf jedenfall geschnmacklos und verletzend. Das Christentum ist die beste Religion; es hat den Menschen, die sich als Heiden hilflos und verängstigt den Naturgewalten, die sei in ihrer Unwissenheit für Götter hielten, ausgesetzt waren, Hoffnung undd wahres Gottvertrauen gegeben, und es hat dafür gesorgt, daß sich Menschen berufen fühlten, ihr Leben in den Dienst der Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu stellen, und es hat wunderbare Heilige wie Franziskus oder die russischen "Narren in Christo" hervorgebracht, die übrigens auch stets barfuß gingen. Ohne das Christentum wäre der mensch des menschen Wolf, und ich glaube, daß in der Bibel die Wahrheit steht und daß jeder, der an Christus glaubt, erlöst und ewiges Leben haben wird.

Aber eins ist klar: Überall, wo christliche Missionare hinkamen (Polynesien, Afrika, Neuginea), hieß es : Kinder, wir sind hier nicht im Paradies-- sofort was anziehen! Aber wir haben es mit dem Christentum nicht so schlecht getroffen: Indien, welches vor dem brutalen Eindringen des Islams sehr freizügig war (Frauen durften öffentlich oben ohne auftreten), ist heute ein sehr prüdes Land geworden. Und in den USA war es bis 1935 VERBOTEN, dass Männer OBEN OHNE baden gehen.

Die christlichen Missionare haben in jeder Hinsicht sehr segensreich gewirkt: sie haben den Heiden die frohe Botschaft des Evangeliums gebracht, der sie bedurften, und sie haben auch dafür gesorgt, daß primitive Stämme kulturell und zivilisatorisch bedeutend gehoben wurden. Ihre Bemühungen um eine Hebung von Kultur und Gesundheit der vormals primitiven Völker sollte man würdigen und nicht verdammen. Da Du aber eine religionsfeindliche Einstellung asn den Tag legst, ist mir natürlich klar, daß es dir nicht paßt, daß sich das Christentum durch das Wirken der Missionare in Gegenden ausgebreitet hat, in denen es zuvor unbekannt gewesen war.

Ich glaube übrigens, dass auch Barfusslaufen ein Tabu-Bruch ist. Es hat eben auch mit unerwarteter Nackheit zu tun. Nur diese ist gerade mal geduldet.

Für mich hat barfußlaufen nichts mit Nacktheit zu tun, denn es gibt "Nackte", die sich von Schuhen und Sokken nicht trennen mögen, wie es auch Barfußläufer gibt, die sich in der Öffentlichkeit niemals nackt zeigen. Ich bade draußen gern nackt, bevorzuge beim Barfußlaufen in der Stadt aber eher vollständige Bekleidung, bei warmem wetter also kurzärmliges Hemd oder T- Shirt und lange Hose.

Mir ist es auch völlig egal, ob 10, 100 oder 1000 Nacktradler am Rhein entlangfahren. Deutschland hat wirklich andere Probleme. Die Nacktradler können sich ja alle ein schickes buntes Bändchen um den Bauch binden: Denn das gilt bei einigen Indianerstämmen im Amazonas als "korrekte" Anzugsordnung. Ohne dieses Bändchen ist man -- oh Schreck -- völlig nackt! Das wäre die Umkehrung des Andersen Märchens vom des Kaisers neue Kleider.

Mir ist es auch egal, wobei ich unter Nacktheit verstehe, daß jemand nicht nur seine Genitalien in die Luft hält, sondern OHNE ALLES rumläuft.

Aber das Volk ist dumm -- unglaublich dumm. Und logisch denken können die wenigsten. Von Humanismus keine Spur.

Soso, wie kommst Du zu dieser verqueren Einschätzung, mit der Du allerdings leider nicht allein stehst, weil die sogenannten "Eliten" sie aus Gründen des Machterhalts offensichtlich teilen und damit notwendige demokratische Essentialia wie Volksabstimmungen über Angelegenheiten, die alle betreffen, verhindern? Dank derartiger Einstellungen leben wir in einer scheindemokratischen Perteiendemokratur. Ich rechne mich unter das (deutsche) Volk, mein Platz ist im Volke, und darauf bin ich stolz! Aber wahrscheinlich bin ich deshalb in Deinen Augen dumm... was solls, sei's drum.

Barfuß,
Markus U.


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