Keine andere Wahl! (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 06.06.2005, 09:43 (vor 7053 Tagen)

Letztes Wochenende war Abstimmungswochenende in der Schweiz. Es ging einmal um eine Abstimmung über Kostenaufteilung Kanton/Gemeinden, dann um ein Partnerschaftsgesetz. Beides hat absolut nichts mit barfuß zu tun. Eine weitere Abstimmung bezog sich auf den Beitritt der Schweiz zum Schengen-Abkommen, und daß dürfte vielleicht für Barfüßer Konsequenzen haben.

Es war übrigens meine erste Wahl in der Schweiz, da ich erst seit 15.3.2005 Schweizer Staatsbürger bin. Als "freier Schweizer", der gegen keinerlei Gesetze verstößt, sollte es einen zugestanden werden, auch auf freiem Fuß zu leben, also auch auf freiem Fuß zur Wahl zu gehen. Würden die anderen Schweizer böse darauf reagieren, wenn ich das Wort "Freiheit" auch auf meine Füße beziehe? Ich hat zwei Wahllokale zur Auswahl, entweder das Büro der Stadtpolizei oder das Rathaus.

Eigentlich hatte ich aber doch keine Wahl. Als meistgesuchter und meistgehaßter Barfüßer der "Freien Reichsstadt" Zofingen traute ich mich schlicht und einfach nicht in das Büro der Stadtpolizei (auch mit Schuhen wäre ich da nicht reingegangen). Also "mußte" ich barfuß ins Rathaus. Ich stellte mein Velo in den Ständer und ging in den vorgesehen Raum, wo gerade keine anderen Wähler waren, nur zwei Wahlhelfer, von denen der eine der Stadtweibel (Hausmeister vom Rathaus) war. Ich wurde höflich behandelt, keine Bemerkung zu meiner Barfüßigkeit. Man wollte auch nicht meinen Ausweis sehen, theoretisch hätte ich also Stimmausweis und Stimmzettel einer anderen Person abgeben können, ohne daß es einer gemerkt hätte. Oder kannte mich der Stadtweibel etwa persönlich? Wußte er, als er den Namen auf meinem Stimmausweis las, daß ich auch der rechtmäßige Inhaber war? Vielleicht kannte er mein Gesicht noch von der der Einwohnerratssitzung im Dezember 2003, als die Stadt mir das Gemeindebürgerrecht zusicherte und der Stadtweibel die ehrenvolle Aufgabe hatte, mich während der Abstimmung selbst aus dem Saal zu begleiten und mich hinterher wieder hineinzulassen. (Aber wie gesagt: nur mein Gesicht, der Rest von mir war damals unter Schuhen und übriger Dienstkleidung verborgen). Irgendwie geht es bei Wahlen in Zofingen doch humaner zu als etwa bei Präsidentenwahlen in den USA.

Ich habe übrigens gegen Schengen gestimmt, womit ich zwar nicht mit der Mehrheit der Schweiz einer Meinung bin, aber immerhin hat man im Kanton Aargau und auch im Bezirk Zofingen mehrheitlich gegen Schengen gestimmt. Wer für Schengen stimmt, der unterstützt auch das europaweite Fahndungssystem SIS. In diesem sind alle Schwerverbrecher gespeichert, samt Fingerabdrücken. Da Barfußlaufen zwar nicht verboten ist, jedoch aus Sicht vieler Zofinger Polizisten so gehandhabt wird, sehe ich es schon kommen, daß auch ich in die Mühlen des "Polizeistaates Schengen" gerate. Man wird wie von jedem Verbrecher Fingerabdrücke nehmen. Und anders als bei "normalen" Verbrechern werden bei Barfüßern sicher auch noch von sämtlichen Zehen Abdrücke angefertigt.

Und noch ein Wahlergebnis aus der Stadt St. Gallen: Die Bevölkerung stand eindeutig hinter der Forderung, der Polizei mehr Rechte zu geben. Was die Beamten in Zofingen und Umgebung (illegal) schon angewendet hat, darf sie jetzt in St. Gallen offiziell: STÖRENDE PERSONEN VON ÖFFENTLICHEN PLÄTZEN WEGWEISEN! Nur: Was sind "störende Personen"? Ausdrücklich erwähnt waren Linksradikale, Rechtsradikale, Hooligans, Drogensüchtige, Betrunkene, Bettler. Barfüßer waren in der Liste nicht enthalten. Ich bin aber davon überzeugt, daß speziell in St. Gallen Barfüßer als störend empfunden werden, und zwar aus mehreren Gründen. St. Gallen ist eine katholische Hochburg, strenggläubige Katholiken sind eher barfußfeindlich als Reformierte. Ganz davon abgesehen, daß es in St. Gallen auch von hohen katholischen Würdenträgern nur so wimmelt.

Dann besitzt St. Gallen eine berühmt-berüchtigte Hochschule, der Kaderschmiede der Wirtschaftsbonzen. Das sind diejenigen Leuten, die ohne richtige Fachausbildung im Schnellzugstempo in hohe Positionen in Unternehmen kommen, dort die Belegschaft verkleinern, das Unternehmen zugrunde richten und dann mit einer millionenschweren Abgangsentschädigung das nächste Unternehmen zugrunde richten "dürfen". Gerade diese "Karrieremänner" sind doch diejenigen, die "an allem Schuld sind":

Etwa an Massenarbeitslosigkeit!
An der Tatsache, daß nur Männer in höchste Positionen gelangen.
An der Tatsache, daß bei gleicher Position Männer selbst bei hochsommerlichen Temperaturen Anzug, Krawatte, lange Hosen, geschlossene Schuhe und Socken tragen müssen, während Frauen stoffarme Kleidung und aus wenig Riemchen bestehenden Schuhen zugebilligt werden (wobei auch nur Frauen die Schuhe unter dem Schreibtisch abstreifen dürfen).
An der Tatsache, daß es für Frauen mehr Auswahl an Kleidung, vor allem an barfußkompatibler Kleidung gibt.
(Lediglich an der Tatsache, daß Männer es beim Pinkeln einfacher haben, haben "Elitemänner" aus St. Gallen nicht schuld, sondern nur der liebe Gott persönlich)

Wenn es also in St. Gallen von diesen "Elitemännern" nur so wimmelt, dann fühlen sie sich sicher beim Anblick eines Barfüßers gestört. Also rufen sie die Polizei, damit dieser "Störer" auf der Stelle entfernt wird. Welcher Polizist würde schon einem "Elitemann" den Gehorsam verweigern? Er läuft doch Gefahr, daß der Elitemann sich beim Vorgesetzten beschwert.

Ob man als Barfüßer in St. Gallen auch die Möglichkeit hat, Leute, die einen stören, wegweisen zu lassen? Etwa solche, die Flaschen in der Fußgängerzone zerdeppern? Oder Kaugummis ausspucken? Eines ist sicher: Die Leute, die MICH in der Stadt am meisten stören, wird die Polizei nicht wegweisen. Welcher Polizist weist schon seine Kollegen weg!

Nachdenkliche Grüße

Michael aus Zofingen

Keine andere Wahl!

MR, Monday, 06.06.2005, 10:25 (vor 7053 Tagen) @ Michael aus Zofingen

sag mal, was laberst du eigentlich für nen scheiss?

ich bin in St. Gallen an der Uni (die ihren guten Ruf übrigens zu Recht hat!!!) und auch in der city schon so oft barfuss gelaufen!
Im Sommer sieht man an der Uni auch viele andere barfüsser (zumindest nicht weniger als an der uni in zürich oder der eth).

Auch in Bern oder Zürich war ich, auch oftmals in einer Gruppe mit anderen Barfüssern, schon oft barfuss unterwegs, habe viele Polizistzen gesehen, wegen falschparkoeren auch schon mit ihnen Probleme gehabt, aber noch NIE!!! wegen barfusslaufen.

Viele Grüsse, M.

Letztes Wochenende war Abstimmungswochenende in der Schweiz. Es ging einmal um eine Abstimmung über Kostenaufteilung Kanton/Gemeinden, dann um ein Partnerschaftsgesetz. Beides hat absolut nichts mit barfuß zu tun. Eine weitere Abstimmung bezog sich auf den Beitritt der Schweiz zum Schengen-Abkommen, und daß dürfte vielleicht für Barfüßer Konsequenzen haben.
Es war übrigens meine erste Wahl in der Schweiz, da ich erst seit 15.3.2005 Schweizer Staatsbürger bin. Als "freier Schweizer", der gegen keinerlei Gesetze verstößt, sollte es einen zugestanden werden, auch auf freiem Fuß zu leben, also auch auf freiem Fuß zur Wahl zu gehen. Würden die anderen Schweizer böse darauf reagieren, wenn ich das Wort "Freiheit" auch auf meine Füße beziehe? Ich hat zwei Wahllokale zur Auswahl, entweder das Büro der Stadtpolizei oder das Rathaus.
Eigentlich hatte ich aber doch keine Wahl. Als meistgesuchter und meistgehaßter Barfüßer der "Freien Reichsstadt" Zofingen traute ich mich schlicht und einfach nicht in das Büro der Stadtpolizei (auch mit Schuhen wäre ich da nicht reingegangen). Also "mußte" ich barfuß ins Rathaus. Ich stellte mein Velo in den Ständer und ging in den vorgesehen Raum, wo gerade keine anderen Wähler waren, nur zwei Wahlhelfer, von denen der eine der Stadtweibel (Hausmeister vom Rathaus) war. Ich wurde höflich behandelt, keine Bemerkung zu meiner Barfüßigkeit. Man wollte auch nicht meinen Ausweis sehen, theoretisch hätte ich also Stimmausweis und Stimmzettel einer anderen Person abgeben können, ohne daß es einer gemerkt hätte. Oder kannte mich der Stadtweibel etwa persönlich? Wußte er, als er den Namen auf meinem Stimmausweis las, daß ich auch der rechtmäßige Inhaber war? Vielleicht kannte er mein Gesicht noch von der der Einwohnerratssitzung im Dezember 2003, als die Stadt mir das Gemeindebürgerrecht zusicherte und der Stadtweibel die ehrenvolle Aufgabe hatte, mich während der Abstimmung selbst aus dem Saal zu begleiten und mich hinterher wieder hineinzulassen. (Aber wie gesagt: nur mein Gesicht, der Rest von mir war damals unter Schuhen und übriger Dienstkleidung verborgen). Irgendwie geht es bei Wahlen in Zofingen doch humaner zu als etwa bei Präsidentenwahlen in den USA.
Ich habe übrigens gegen Schengen gestimmt, womit ich zwar nicht mit der Mehrheit der Schweiz einer Meinung bin, aber immerhin hat man im Kanton Aargau und auch im Bezirk Zofingen mehrheitlich gegen Schengen gestimmt. Wer für Schengen stimmt, der unterstützt auch das europaweite Fahndungssystem SIS. In diesem sind alle Schwerverbrecher gespeichert, samt Fingerabdrücken. Da Barfußlaufen zwar nicht verboten ist, jedoch aus Sicht vieler Zofinger Polizisten so gehandhabt wird, sehe ich es schon kommen, daß auch ich in die Mühlen des "Polizeistaates Schengen" gerate. Man wird wie von jedem Verbrecher Fingerabdrücke nehmen. Und anders als bei "normalen" Verbrechern werden bei Barfüßern sicher auch noch von sämtlichen Zehen Abdrücke angefertigt.
Und noch ein Wahlergebnis aus der Stadt St. Gallen: Die Bevölkerung stand eindeutig hinter der Forderung, der Polizei mehr Rechte zu geben. Was die Beamten in Zofingen und Umgebung (illegal) schon angewendet hat, darf sie jetzt in St. Gallen offiziell: STÖRENDE PERSONEN VON ÖFFENTLICHEN PLÄTZEN WEGWEISEN! Nur: Was sind "störende Personen"? Ausdrücklich erwähnt waren Linksradikale, Rechtsradikale, Hooligans, Drogensüchtige, Betrunkene, Bettler. Barfüßer waren in der Liste nicht enthalten. Ich bin aber davon überzeugt, daß speziell in St. Gallen Barfüßer als störend empfunden werden, und zwar aus mehreren Gründen. St. Gallen ist eine katholische Hochburg, strenggläubige Katholiken sind eher barfußfeindlich als Reformierte. Ganz davon abgesehen, daß es in St. Gallen auch von hohen katholischen Würdenträgern nur so wimmelt.
Dann besitzt St. Gallen eine berühmt-berüchtigte Hochschule, der Kaderschmiede der Wirtschaftsbonzen. Das sind diejenigen Leuten, die ohne richtige Fachausbildung im Schnellzugstempo in hohe Positionen in Unternehmen kommen, dort die Belegschaft verkleinern, das Unternehmen zugrunde richten und dann mit einer millionenschweren Abgangsentschädigung das nächste Unternehmen zugrunde richten "dürfen". Gerade diese "Karrieremänner" sind doch diejenigen, die "an allem Schuld sind":
Etwa an Massenarbeitslosigkeit!
An der Tatsache, daß nur Männer in höchste Positionen gelangen.
An der Tatsache, daß bei gleicher Position Männer selbst bei hochsommerlichen Temperaturen Anzug, Krawatte, lange Hosen, geschlossene Schuhe und Socken tragen müssen, während Frauen stoffarme Kleidung und aus wenig Riemchen bestehenden Schuhen zugebilligt werden (wobei auch nur Frauen die Schuhe unter dem Schreibtisch abstreifen dürfen).
An der Tatsache, daß es für Frauen mehr Auswahl an Kleidung, vor allem an barfußkompatibler Kleidung gibt.
(Lediglich an der Tatsache, daß Männer es beim Pinkeln einfacher haben, haben "Elitemänner" aus St. Gallen nicht schuld, sondern nur der liebe Gott persönlich)
Wenn es also in St. Gallen von diesen "Elitemännern" nur so wimmelt, dann fühlen sie sich sicher beim Anblick eines Barfüßers gestört. Also rufen sie die Polizei, damit dieser "Störer" auf der Stelle entfernt wird. Welcher Polizist würde schon einem "Elitemann" den Gehorsam verweigern? Er läuft doch Gefahr, daß der Elitemann sich beim Vorgesetzten beschwert.
Ob man als Barfüßer in St. Gallen auch die Möglichkeit hat, Leute, die einen stören, wegweisen zu lassen? Etwa solche, die Flaschen in der Fußgängerzone zerdeppern? Oder Kaugummis ausspucken? Eines ist sicher: Die Leute, die MICH in der Stadt am meisten stören, wird die Polizei nicht wegweisen. Welcher Polizist weist schon seine Kollegen weg!
Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen

Keine andere Wahl! sooo schlimm wird es wohl nicht sein !

Bully @, Monday, 06.06.2005, 11:17 (vor 7053 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Ich bin der Meinung, dass wir vom Polizeistaat noch ein paar Kilometer entfernt sind. Die Probleme die Du in Zofingen hast sind wohl einzigartig in der Schweiz, wenn nicht sogar in Europa.

Geht man das ganze juristisch an, wird es wohl kein Gesetz oder eine Verordnung geben, die das Barfussgehen verbietet oder einschränkt.

Ob die Polizei in St. Gallen. nun ausgestattet mit neuen Befugnissen, Barfüsser aus der Stadt vertreiben wird ist wohl auch eher fraglich. Da werden wohl andere Aufgaben wichtiger sein.

Es ist nun halt so, dass wer barfuss geht die Blicke, Bemerkungen und z.T auch Unverständniss auf sich zieht. Sollte man dies nicht wollen, bleibt immer noch der Spaziergang in freier Natur wo es keine Menschenansammlungen gibt.

Auch ich war zur Abstimmung im Wahllokal, jedoch mit Schuhen. Es gibt Gewisse Gelegenheiten, da "fügt" man sich halt besser und schwimmt mit der Masse, sprich hat Schuhe an. Ein wenig Provokation tut sicher gut muss aber nicht bei jeder Gelegenheit sein.

In diesem Sinne wünsche ich Dir weiterhin viel Spass beim barfussgehen und lass halt ab und zu "s'Fünfi grad stoh"

Bully

Keine andere Wahl!

Mike S @, Stammposter, Monday, 06.06.2005, 20:28 (vor 7053 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Letztes Wochenende war Abstimmungswochenende in der Schweiz. Es ging einmal um eine Abstimmung über Kostenaufteilung Kanton/Gemeinden, dann um ein Partnerschaftsgesetz. Beides hat absolut nichts mit barfuß zu tun. Eine weitere Abstimmung bezog sich auf den Beitritt der Schweiz zum Schengen-Abkommen, und daß dürfte vielleicht für Barfüßer Konsequenzen haben.
Es war übrigens meine erste Wahl in der Schweiz, da ich erst seit 15.3.2005 Schweizer Staatsbürger bin. Als "freier Schweizer", der gegen keinerlei Gesetze verstößt, sollte es einen zugestanden werden, auch auf freiem Fuß zu leben, also auch auf freiem Fuß zur Wahl zu gehen. Würden die anderen Schweizer böse darauf reagieren, wenn ich das Wort "Freiheit" auch auf meine Füße beziehe? Ich hat zwei Wahllokale zur Auswahl, entweder das Büro der Stadtpolizei oder das Rathaus.
Eigentlich hatte ich aber doch keine Wahl. Als meistgesuchter und meistgehaßter Barfüßer der "Freien Reichsstadt" Zofingen traute ich mich schlicht und einfach nicht in das Büro der Stadtpolizei (auch mit Schuhen wäre ich da nicht reingegangen). Also "mußte" ich barfuß ins Rathaus. Ich stellte mein Velo in den Ständer und ging in den vorgesehen Raum, wo gerade keine anderen Wähler waren, nur zwei Wahlhelfer, von denen der eine der Stadtweibel (Hausmeister vom Rathaus) war. Ich wurde höflich behandelt, keine Bemerkung zu meiner Barfüßigkeit. Man wollte auch nicht meinen Ausweis sehen, theoretisch hätte ich also Stimmausweis und Stimmzettel einer anderen Person abgeben können, ohne daß es einer gemerkt hätte. Oder kannte mich der Stadtweibel etwa persönlich? Wußte er, als er den Namen auf meinem Stimmausweis las, daß ich auch der rechtmäßige Inhaber war? Vielleicht kannte er mein Gesicht noch von der der Einwohnerratssitzung im Dezember 2003, als die Stadt mir das Gemeindebürgerrecht zusicherte und der Stadtweibel die ehrenvolle Aufgabe hatte, mich während der Abstimmung selbst aus dem Saal zu begleiten und mich hinterher wieder hineinzulassen. (Aber wie gesagt: nur mein Gesicht, der Rest von mir war damals unter Schuhen und übriger Dienstkleidung verborgen). Irgendwie geht es bei Wahlen in Zofingen doch humaner zu als etwa bei Präsidentenwahlen in den USA.
Ich habe übrigens gegen Schengen gestimmt, womit ich zwar nicht mit der Mehrheit der Schweiz einer Meinung bin, aber immerhin hat man im Kanton Aargau und auch im Bezirk Zofingen mehrheitlich gegen Schengen gestimmt. Wer für Schengen stimmt, der unterstützt auch das europaweite Fahndungssystem SIS. In diesem sind alle Schwerverbrecher gespeichert, samt Fingerabdrücken. Da Barfußlaufen zwar nicht verboten ist, jedoch aus Sicht vieler Zofinger Polizisten so gehandhabt wird, sehe ich es schon kommen, daß auch ich in die Mühlen des "Polizeistaates Schengen" gerate. Man wird wie von jedem Verbrecher Fingerabdrücke nehmen. Und anders als bei "normalen" Verbrechern werden bei Barfüßern sicher auch noch von sämtlichen Zehen Abdrücke angefertigt.
Und noch ein Wahlergebnis aus der Stadt St. Gallen: Die Bevölkerung stand eindeutig hinter der Forderung, der Polizei mehr Rechte zu geben. Was die Beamten in Zofingen und Umgebung (illegal) schon angewendet hat, darf sie jetzt in St. Gallen offiziell: STÖRENDE PERSONEN VON ÖFFENTLICHEN PLÄTZEN WEGWEISEN! Nur: Was sind "störende Personen"? Ausdrücklich erwähnt waren Linksradikale, Rechtsradikale, Hooligans, Drogensüchtige, Betrunkene, Bettler. Barfüßer waren in der Liste nicht enthalten. Ich bin aber davon überzeugt, daß speziell in St. Gallen Barfüßer als störend empfunden werden, und zwar aus mehreren Gründen. St. Gallen ist eine katholische Hochburg, strenggläubige Katholiken sind eher barfußfeindlich als Reformierte. Ganz davon abgesehen, daß es in St. Gallen auch von hohen katholischen Würdenträgern nur so wimmelt.
Dann besitzt St. Gallen eine berühmt-berüchtigte Hochschule, der Kaderschmiede der Wirtschaftsbonzen. Das sind diejenigen Leuten, die ohne richtige Fachausbildung im Schnellzugstempo in hohe Positionen in Unternehmen kommen, dort die Belegschaft verkleinern, das Unternehmen zugrunde richten und dann mit einer millionenschweren Abgangsentschädigung das nächste Unternehmen zugrunde richten "dürfen". Gerade diese "Karrieremänner" sind doch diejenigen, die "an allem Schuld sind":
Etwa an Massenarbeitslosigkeit!
An der Tatsache, daß nur Männer in höchste Positionen gelangen.
An der Tatsache, daß bei gleicher Position Männer selbst bei hochsommerlichen Temperaturen Anzug, Krawatte, lange Hosen, geschlossene Schuhe und Socken tragen müssen, während Frauen stoffarme Kleidung und aus wenig Riemchen bestehenden Schuhen zugebilligt werden (wobei auch nur Frauen die Schuhe unter dem Schreibtisch abstreifen dürfen).
An der Tatsache, daß es für Frauen mehr Auswahl an Kleidung, vor allem an barfußkompatibler Kleidung gibt.
(Lediglich an der Tatsache, daß Männer es beim Pinkeln einfacher haben, haben "Elitemänner" aus St. Gallen nicht schuld, sondern nur der liebe Gott persönlich)
Wenn es also in St. Gallen von diesen "Elitemännern" nur so wimmelt, dann fühlen sie sich sicher beim Anblick eines Barfüßers gestört. Also rufen sie die Polizei, damit dieser "Störer" auf der Stelle entfernt wird. Welcher Polizist würde schon einem "Elitemann" den Gehorsam verweigern? Er läuft doch Gefahr, daß der Elitemann sich beim Vorgesetzten beschwert.
Ob man als Barfüßer in St. Gallen auch die Möglichkeit hat, Leute, die einen stören, wegweisen zu lassen? Etwa solche, die Flaschen in der Fußgängerzone zerdeppern? Oder Kaugummis ausspucken? Eines ist sicher: Die Leute, die MICH in der Stadt am meisten stören, wird die Polizei nicht wegweisen. Welcher Polizist weist schon seine Kollegen weg!
Nachdenkliche Grüße
Michael aus Zofingen

Hallo Michael

Ich nehme an, dass in Zofingen keine solchen Menschen wohnen, welche oft irgendwo herumlungern und deshalb unter dieses Gesetz des Wegweisens kommen. Ansonsten denke ich, würdest du anders denken.
Tatsache ist, dass oft wirklich viele Rechts- und Linksradikale in Städten herumlungern. Oft handelt es sich dabei nicht um friedliche Menschen, sondern um agressive Personen, welche die Menschen erschrecken. Ich persönlich befürworte ein solches Gesetz. Ein Barfüsser wird da noch lange nicht weggewiesen werden.
Viele Grüsse
Mike

Keine andere Wahl!

Michael aus Zofingen, Stammposter, Wednesday, 08.06.2005, 10:19 (vor 7051 Tagen) @ Mike S

Hallo Mike,

in Zofingen ist es ruhig, fast zu ruhig! Wenig Kriminelle, keine Chaoten, keine Penner und Frauen mit aufgedunsenen Gesichtern, dafür ein aufgeblähter Polizeiapparat, der eigentlich nicht viel zu tun hat, und ein paar wenige extrem prüde Spießer, die sich in ihrem Schamgefühl verletzt fühlen, wenn ein Mann (keine Frau) barfuß oder/und in kurzen Hosen durch die Stadt geht. Diese Spießer rufen bei jeder Gelegenheit die Polizei und die greift dann ein. Noch darf sie mich nicht von öffentlichen Plätzen wegweisen. In St. Gallen dürfte sie es. Wenn sich nämlich ein paar Spießer an Barfüßern stören sollten, dann dürfte die Polizei diese wegweisen, nur des leiben Friedens Willen.

Ich selber verabscheue JEDE Gewalt, egal ob sie von Rechtsradikalen, Linksradikalen, Schweizern, Ausländern, Polizisten oder Zöllnern ausgeht.

Ein Satz, der manchmal (vermutlich fälschlicherweise) Goethe zugeschrieben wird, lautet: "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!" Es gibt auch gewaltfreien Widerstand, und den muß anwenden, wenn Amtsträger über die Strenge schlagen. Und das ist der Fall, wenn Polizisten einen Menschen lediglich aufgrund der Tatsache kontrollieren, weil sie barfuß sind oder kurze Hosen tragen. Anders sieht die Sache natürlcih aus, wenn sie zusätzlich bewaffnet sind oder Gullydeckel entfernen. Dann wäre ein Polizeieinsatz berechtigt (auch in Kombination mit normaler Kleidung).

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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