Potsdam: Hist. Straßenbahnen - Viele Barfüßer - Barfuß in Schlössern verboten (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 29.05.2005, 22:47 (vor 7120 Tagen)

Hallo

Nachdem ich bereits vorige Woche in Potsdam mit der Pferdebahn gefahren bin, zog es mich heute wieder dorthin, da erneut historische Straßenbahnen im Einsatz waren. Natürlich war ich den ganzen Tag barfuß, und fuhr auch schon so mit der S-Bahn dorthin. Ich hätte eigentlich auch mein Auto nehmen können, das wäre schneller und billiger gewesen, aber ich wollte meine Sohlen etwas mehr Abwechslung bieten.
Außer einigen Blicken nach unten gab es keinerlei Reaktionen auf meine Füße. Die zweieinhalbstündige Straßenbahnrundfahrt war ein Genuss. Der Fußboden bestand aus schmalen Holzleisten mit Abständen dazwischen, wie sie zu Kaisers Zeiten bei Straßenbahnen üblich waren. Der eine Zug war immerhin fast 100 Jahre alt. Gehen kann man auf diesem Boden ganz gut, aber nach einer Stunde stehen wird das doch unbequem. Gut, ich hätte mich auch im Wagen setzen können, aber der Genuss auf einer der offenen Plattformen im Fahrtwind zu stehen war doch größer.
Nach Beendigung der Rundfahrt wanderte ich vom Hauptbahnhof zunächst zu den Anlegestellen am Lustgarten, wo schon einige Leute barfuß waren. Auch von der Straßenbahnfahrt aus habe ich verschiedene Barfüßer sehen können, einen Punk, zwei junge Frauen, aber den restlichen Tag über wurden es noch viel mehr.
Ich sah mir dann am Alten Markt eine Ausstellung an, in der gezeigt wird, wie der Platz umgebaut werden muss, wenn das Stadtschloss wieder aufgebaut wird. Quer über dessen Grundfläche führt heute eine Straßenbahnstrecke auf dem Mittelstreifen einer Hauptverkehrsstraße. Hier befand sich teilweise recht scharfkantiger feiner Splitt, der aber einsackte und dadurch recht harmlos war. Weiter ging es dann durch die Fußgängerzone Brandenburger Straße, wo ich in einem türkischen Restaurant einen Döner aß und anschließend auf Toilette ging. Die Türken haben sich dabei keine Verwunderung anmerken lassen. Mir waren inzwischen noch ein kleines Mädchen und eine junge Frau barfuß begegnet.
Weiter ging es dann durchs Brandenburger Tor zum Park Sanssouci, wo ich zunächst die Friedenskirche besichtigte. Die Aufseherin bot mir ein Informationsblatt über die Kirche an, das ich beim Verlassen wieder abgeben sollte. Weder nackte Füße noch kurze Hosen störten sie. Der kühle Fußboden war höchst angenehm, auf dem Weg zur Gruft wurde er fast schon kalt.
Anschließend ging ich durch den Park, der barfuß kein rechtes Vergnügen ist. Die Wege sind zwar sandig, auf ihnen liegt aber auch überall Splitt, der nicht im Boden einsackt. Als Höhepunkt des Tages wollte ich dann die Barfußmöglichkeiten der Potsdamer Schlösserwelt erkunden. Da ich Sanssouci und das Neue Palais früher schon mit Schuhen kennen lernte, entschied ich mich das von Schinkel gestaltete Schloss Charlottenhof zu besichtigen. Beim Kauf der Eintrittskarte wurde meine Barfüssigkeit zwar vermutlich bereits gesehen, aber gesagt wurde dazu nichts. Da ich für einen Euro mehr sogar eine Kombikarte bekam, die mir auch den Zutritt zu den Römischen Bädern erlaubte, nahm ich diese.
Zu Beginn der Schlossführung dann die Überraschung. Barfuß im Schloss wird nicht erlaubt! Neben der Eingangstür stehen aber Kisten voller riesiger Filzpantoffeln in die jeder Besucher hineinzuschlüpfen hat. Sie sind so gedacht, dass auch der mit den größten Füßen da mit seinen Schuhen hineinpasst. Auch mit meinem Hinweis, dass ich lieber barfuß bleiben würde und das auch die Böden schonen würde, konnte ich mich nicht durchsetzen und musste in diese Dinger hinein. Mit meinen Füßen nun ungeschützt in diesen Filzpantoffeln herumzurutschen, die vor mir vielleicht schon Tausende von Besuchern getragen haben, fand ich nicht so schön.
In die Römischen Bäder kam ich problemlos hinein. Filzpantoffeln gibt es da nicht, Führungen aber auch nicht. Die Aufpasser sahen bei mir zwar erst mal verwundert nach unten, aber das war es auch.
Im Park konnte man andere Barfüßer nur auf den Rasenflächen beobachten, meist liegend oder sitzend, eine junge Frau ging barfuß mit Schuhen in der Hand, die sie aber anzog, als sie einen Weg erreichte. Der war ihr wohl zu unangenehm.
Ich verließ dann den Park und spazierte wieder durchs Brandenburger Tor und die Brandenburger Straße. Dort sah ich nacheinander zwei barfüßige junge Frauen in Begleitung beschuhter Männer und schließlich sogar drei Frauen, die auf dem Boden sitzend Eis aßen und allesamt barfuß waren.
Ich sprach sie an, meinte dass es schön sei und wollte wissen, ob sie schon den ganzen Tag barfuß wären, was sehr knapp bejaht wurde. Ein echtes Gespräch kam nicht zu Stande, ich wünschte noch einen schönen Tag und ging weiter.
Am Hauptbahnhof drückte ich noch meinen Fußabdruck in den weichen Teer am Straßenbahngleis und fotografierte das, um auf einen kürzlich hier im Forum erfolgten Wortwechsel zwischen mir und Andi35 noch mal eingehen zu können. Der Film muss allerdings noch entwickelt werden.
In der S-Bahn gab es eine Reihe weiterer Sichtungen nackter Füße, man kann also sagen: In Berlin und Umgebung geht man jetzt barfuß!

Viele Grüße

Ulrich


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