Von Zühlsdorf nach Bernau (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Saturday, 28.05.2005, 10:11 (vor 7062 Tagen)

Hallo

Wegen des wunderbaren Wetters nahm ich mir am Freitag, also gestern, frei und wanderte von Zühlsdorf nach Bernau. Da ich nicht wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrte, hätte die Benutzung meines Autos nicht viel Sinn gemacht. Ich fuhr daher mit der S-Bahn ab Sundgauer Straße mit umsteigen an der Bornholmer Straße nach Berlin-Karow, wo der Triebwagen der Heidekrautbahn abfährt, der mich nach Zühlsdorf bringen wollte. Dort wollte ich gern in Erfahrung bringen, zu welchen Minuten die S-Bahn in Bernau-Friedensthal abfährt, weshalb ich schließlich jemanden vom Wachdienst der S-Bahn ansprach. Die Zugabfertiger sitzen dort leider unzugänglich und nicht ansprechbar in einem geschlossenen Häuschen auf dem Bahnsteig. Die diensthabende S-Bahn-Wache sah kurz zu meinen Füßen, äußerte sich dazu aber nicht. Auskunft konnte man mir aber leider nicht geben.
Als ich dann mit der Regionalbahn in Zühlsdorf eintraf und zur Tür ging, hörte ich eine ältere Dame zu einer anderen sagen: "Das ist gefährlich!" Ich bezog das gleich auf mich und meine Füße, entnahm dann aber dem weiteren Gespräch, dass es sich um irgendwelche Kinder handelte, die immer gleich losrennen. Ich war kein Thema. Als diese Dame dann einen Rentnerporsche (wie heißen denn diese Einkaufstaschen mit zwei Rädern und griff, die man hinter sich herzieht richtig?) aus dem Zug wuchten wollte, half ich ihr kurz entschlossen, wofür sie sich ausgesprochen herzlich bedankte und sich freute, dass es doch noch solche Hilfsbereitschaft gibt. So toll fand ich meine Leistung auch nicht, habe aber zweifellos einen guten Eindruck als Barfüßer hinterlassen.
Ich wanderte dann durch Zühlsdorf, landete in einer Sackgasse, an der das entsprechende Verkehrszeichen fehlte, eine häufige Schlamperei in Brandenburg und erreichte schließlich den Waldweg zum Schloss Dammsmühle. In Zühlsdorf sind herrlich sandige Wege, der asphaltierte Fuß- und Radweg, der die Landstraße nach Basdorf begleitet ist allerdings voller Rollsplitt. Der Waldweg nach Dammsmühle ist sandig besitzt allerdings ein paar kurze geschotterte Abschnitte von insgesamt vielleicht 100 m Länge. Dort kam ich auch an einem Wachturm vorbei, wie sie früher immer an der DDR-Grenze standen. Er war offen, eine Leiter führte nach oben und ich stieg hinauf. Eine Aussicht verhinderte allerdings der umliegende Wald. Kurz vor Dammsmühle bekam ich wiedermal einen Schreck, als ich eine Schlange am Boden sah. Sie bewegte sich nicht, und ich ging vorsichtig um sie herum. Am Schloss Dammsmühle fand ich noch zwei weitere solcher Schlangen, eine davon allerdings überfahren, so dass mir die Gegend doch etwas unsympathisch wurde.
Schloss Dammsmühle wurde übrigens von Berliner Fabrikanten erbaut, gehörte zu NS-Zeiten dem Reichsführer Himmler und diente später als Gästehaus der Stasi. Heute steht es leer und verfällt.
Die Nebengebäude sind zugänglich und entsprechend dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Zertrümmerte Möbel und überall Glasscherben. Ich sah mir ein Haus an, ging dort auch in den Keller, aber das genügte mir dann.
Die asphaltierte Zufahrt zum Schloss lief sich unangenehm, da der grobe alte Asphalt sich stellenweise auflöst und jede Menge Splitt herumliegt.
Ich ging dann nördlich um Schönwalde herum, in der Hoffnung auf schattigen Wald, die Hoffnung wurde aber bald getrübt. Ich erreichte eine Schneise, der ich in östlicher Richtung folgte und wo der Weg am nördlichen Rand in praller Sonne lag. Der Weg bestand aus schönstem, aber doch recht heißen Sand. Mir fiel das Lied vom brennend heißen Wüstensand ein. War das Freddy Quinn?
An der Heidekrautbahn wartete ich noch auf einen vorbeifahrenden Zug, um ihn zu fotografieren.
Weiter ging es dann sonnig bis zur B109, dann verließ ich diese sonnige Schneise bei erster Gelegenheit und suchte mir einen parallelen Weg, der mich zum Gorinsee führte. Im gleichnamigen Ort freute ich mich dann auf der sandigen Siedlungsstraße die Spuren anderer nackter Füße zu entdecken. Das war mir dieses Jahr bisher nicht gelungen. In einem Restaurant gönnte ich mir dann ein Eis. Ich aß es im Haus, da es mir draußen zu warm war. Anschließend ging ich mit den Füßen in den See, kühlte meine Arme ein wenig ab und setze meinen Weg fort. Das dort zahlreiche Leute barfuß waren ist logisch. Am Ortsrand von Gorinsee sah ich dann eine junge Mutter mit Kind auf die Straße gehen. Das Kind trug Sandalen mit Socken, aber die Mutter war barfuß. Beide liefen in Richtung See, der über einen halben Kilometer entfernt war. Wenn die Mutter selbst barfuß ist, hat sie wohl kaum die Möglichkeit es ihrem Kind zu verbieten. Vielleicht wollte es nicht.
Dann folgte ich weiter dem Weg durch die Rieselfelder bei Hobrechtsfelde, dem nördlichsten Zipfel Berlins. Er war zwar voller Splitt, aber es ging. Musste es ja auch. Bei erster Gelegenheit bog ich dann aber auf einen Sandweg nach links ab, dann noch mal rechts und links und ich erreichte den recht lehmigen Weg nach Schönow, der stellenweise noch nass war. Die Pfützen bildeten einen wunderbaren Schlamm. Hinterher folgte ein weicher Sandweg, so dass ich sofort panierte Füße hatte. Herrlich!
Schönow berührte ich nur am südlichsten Rand, die Siedlungsstraßen sind teils sandig, teils asphaltiert. Einen Betongehweg neben der Sandstraße benutzte ich nur teilweise, allerdings nicht weil der Sand angenehmer war, sondern weil ich stets die schattige Seite bevorzugte.
Vor dem Bahnhof Bernau-Friedensthal bezeichnete mich eine Gruppe von vier herumlungernden Jugendlichen, als B-Sozial, was wohl eine Steigerung von asozial sein sollte. Diese Meinung beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit.
Meine Füße waren noch voller Lehm, den ich dann, bevor ich in die S-Bahn stieg, ein wenig reduzierte, um dort nicht alles voll zu krümeln.
Einem Fahrscheinkontrolleur waren meine Füße jedenfalls egal.
Auf dem Bahnhof Blankenburg lief eine Frau barfuß über den Bahnsteig. Als ich an der Bornholmer Straße umstieg und in den Zug der S1 einstieg, verließ diesen ein barfüßiger Mann durch genau jene Tür durch die ich einstieg. Am Bahnhof Sundgauer Straße warteten zwei Frauen barfuß auf den Zug in Richtung Innenstadt. Weitere nackte Füße sah ich vielfach in all den Gärten an denen ich vorbeikam.
Ich hatte etwa 21 km zurückgelegt und war wegen der Hitze völlig KO. Daher auch heute erst der Bericht.

Viele Grüße und wanderfreudige Füße

Ulrich

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