Barfuß Fahrrad repariert - dabei Krawatte und Socken getragen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 23.05.2005, 09:55 (vor 7067 Tagen)

Wenn einer nun aufgrund der Überschrift glaubt, ich würde einen neuen Modestil erfunden haben (was in Zofingen bekanntlich nicht einfach ist, da es dort von Spießern, die nichts wichtigeres zu tun haben als hinter Gardinen zu lauern und bei jeder Abweichung die Polizei auf einen hetzen, nur so wimmelt), der soll erst mal genauer lesen (oder es bleiben lassen, wenn es ihn nicht interessiert):

Der gestrige Sonntag (22.5.2005) war zwar nicht gerade kalt, jedoch unbeständig. Am Vormittag regnete es noch kräftig, gegen Mittag kam die Sonne durch. Da aber immer mal schwarze Wolken durchzogen, wollte ich nicht unbedingt weg und mich total naßregnen lassen. Erschwerend kam hinzu, daß meine Fahrräder einer Reparatur bedurften. Zweifellos fahre ich lieber mit dem Fahrrad als daß ich sie repariere, aber Fahrräder reparieren ist wenigstens angenehmer als die Wohnung sauber machen oder zum Friseur gehen. Am liebsten führe ich Reparaturen draußen auf dem Rasen durch, und zwar bei warmem Wetter. Das hat mehrere Gründe:

Was Reinigung anbelangt, so geht das am besten mit warmem Wasser. In einem Raum wäre das eine ziemliche Schweinerei, auf dem Rasen kann man mit Wasser pütschern, soviel man will. Prinzipiell geht das natürlich auch bei schlechtem Wetter draußen, aber dann besteht die Gefahr, daß das Wasser nicht abtrocknet, was zu Rostbildung führt. Da beim Pütschern auch mal Wasser auf die Füße gelangen kann, ist das Tragen von Schuhen aus wasserempfindlichen Materialien nicht gerade empfehlenswert. Da ich keine Lust hatte, in meiner Wohnung nach wasserunempfindlichen Schuhen zu suchen, blieb mir "leider" nichts anderes übrig als barfuß die Fahrräder zu reparieren. Ich kann fast schon sagen, daß es Spaß bringt, auf einem Rasen, der kurze Zeit vorher noch vom Regen aufgeweicht war, im warmen Sonnenschein barfuß und in leichter Kleidung mit viel Wasser ein Fahrrad zu reinigen.

Es waren aber auch andere Tätigkeiten fällig: Reifen austauschen, Bremsseil verlegen, Bremsklötze austauschen, Beleuchtung erneuern. Früher trug ich bei solchen Tätigkeiten grundsätzlich Schuhe, aus Angst vor irgendwelchen Verletzungen. Selbst wenn ich am Badestrand war und dort irgendwelche Reparaturen durchführen mußte, zog ich Schuhe an. Wozu eigentlich? Genützt haben sie damals auch nicht, da ich in der Regel nur in Sandalen am Badestrand war, nicht in Sicherheitsschuhen. Barfuß nimmt man sich doch mehr in Acht.

Wozu aber trug ich Socken und Krawatte? Ich trug sie allerdings nicht dort am Körper, wo ich sie in Kombination mit Dienstkleidung trage, sondern nur in der Hand. Eine alte Socke eignet sich hervorragend, um Speichen sauber zu machen. Und mit einer ausrangierten Krawatte bekommt man hervorragend den Dreck zwischen den Zahnkränzen heraus. Da barfuß für mich kein Dogma ist, fühlte ich mich auch nicht "unbarfuß", während ich die Speichen reinigte. Dann dürfte ich unterwegs im Reparaturset ja auch keine alten Socken mitführen, da ich dann ja nur "unecht" barfuß wäre (eine alte Krawatte tangiert das "Problem" barfuß ja nicht).

Ein weiterer Vorteil von barfuß: Wenn man Luft in den Reifen pumpt, sind manchmal zwei Hände einfach zu wenig. Man bräuchte noch eine dritte, die dafür sorgt, daß das Rad am Boden bleibt. Wenn man einfach mit dem beschuhten Fuß auf die Felge tritt, dann rutscht man ab (außer wenn man einen Schlitz in die Sohle sägen würde, aber wer macht das schon). Barfuß geht das aber ausgezeichnet, wenn man eine Speiche zwischen die Zehen klemmt, so wie man es bei Flipflops machen würde.

Ohne Verletzungen ging es allerdings doch nicht. Ich mußte von einem Kabel etwas abisolieren und bediente mich dazu des Feuerzeugs. Als ich glaubte, daß ich genug Plastikisolierung abgebrannt hatte, nahm ich das Feuerzeug weg. Ich bemerkte nicht, daß das Plastik noch weiter brannte (die blaue Flamme konnte man in der hellen Sonne nicht sehen). Dabei tropfte mir brennendes Plastik auf den Fuß. Nur ein Tropfen, trotzdem das tat weh. Demnach ist meine Fußoberseite doch nicht so resistent wie die derjenigen Forumsteilnehmer, die reihenweise barfuß glimmende Zigaretten austreten. Vielleicht sind Zigaretten doch nicht so tragisch. Trotzdem möchte ich die Experten in Sachen Zigaretten austreten davor warnen, zum Löschen von Kabelbränden sich der nackten Füße zu bedienen.

Vielleicht benutzt jetzt auch manch ein Teilnehmer häufiger das Fahrrad (barfuß natürlich). Für diejenigen, die sich nach jahrzehntelanger Fahrradabstinenz entschließen sollten, ihr Fahrrad aus dem Keller zu holen, die werden sicher Luft pumpen müssen. Viel Spaß beim Pumpen (siehe oben) und beim Fahren!

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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