Rückreise von Rügen (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 22.05.2005, 22:44 (vor 7068 Tagen)

Am Sonnabend hatte ich dann Zweifel, wie der Tag wohl ablaufen würde. Bisher war es zwar nicht besonders warm, aber wenigstens trocken geblieben. Nun war Regen angesagt. Sollte ich da auch barfuß bleiben? Im Hochsommer wäre das ja nicht unangenehm, bei diesen Temperaturen allerdings wollte ich das gar nicht. Noch war es aber trocken.
Wir wollten uns erst gegen 10 Uhr treffen, weshalb ich Zeit hatte mir vorher noch andere Dinge anzusehen. Ich wollte aber keine Zeit verlieren, um nun meiner Wirtin meine nun erst zu entdeckende Barfüssigkeit erklären zu müssen, weshalb ich beim Verlassen des Hauses doch wieder meine Sandalen anzog. Ich hinterließ aber zwischen zahlreichen Prospekten, die im Zimmer lagen, auch eines zum Thema "barfuß". Das werde ich künftig immer machen, wenn ich mir irgendwo ein Zimmer nehme. Ich fuhr dann nach Ralswiek, sah mir dort Hafen und Holzkirche an. Von der Naturbühne der Störtebekerfestspiele war nicht viel zu sehen. ich fuhr dann weiter nach Kartzitz und Zirmoisel, wo ich eine alte Kleinbahntrasse vermutete und auch fand. In Zirmoisel hatte ich eine Begegnung mit einem Hund, der sehr interessiert meine Füße beschnupperte, einen menschlichen Begleiter sah ich allerdings nur in einiger Entfernung. Bei Neuendorf fand ich einen Gleisrest im ehemaligen Bahnübergang. Zwischen Laase und Liddow besichtigte ich dann noch die Reste einer abgebrannten Holzbrücke, neben der ein Provisorium nur für Fußgänger errichtet wurde. An dieser Stelle fanden übrigens gerade Dreharbeiten für die Fernsehserie "Hallo Robby" statt. Ein kurzer Rundgang um die Kirche in Neuenkirchen ließ mich dann etwas zu spät in Patzig eintreffen, meine Bekannten warteten schon auf mich. Dass ich wieder barfuß war, wurde gar nicht mehr erwähnt.
Wir fuhren dann im Konvoi nach Rambin, wo wir einen kleinen Bauernmarkt besichtigten und Eis aßen, während plötzlich die ersten Tropfen fielen.
Bei diesen Tropfen blieb es aber auch zunächst. Wir fuhren weiter nach Altefähr, von wo man einen wunderbaren Blick auf Stralsund hat. Der Boden war hier zwar feucht, aber der Regen hatte aufgehört. Die Tochter fragte mich, ob es nicht auf dem nassen Boden besonders eklig sei barfuß zu gehen, aber ich meinte dann, dass der Regen den Boden ja nicht schmutziger werden lässt, was sie akzeptierte.
Wir fuhren dann weiter im Konvoi nach Stralsund, wo wir im Hafengebiet am Langenkanal parkten. Wir gingen dann über die Querkanalbrücke, einer gemeinsamen Klappbrücke für Straße und Hafenbahn, wo es das wohl letzte Brückendeckungssignal Deutschlands gibt. Dahinter sahen wir das Segelschiff Gorch Fock liegen, das sich meine Begleiter ansahen, während ich noch mal kurz zum Auto zurückging, da ich etwas vergessen hatte. Sie mussten dann recht lange auf mich warten, da inzwischen die Brücke hochgeklappt wurde.
Wir verließen dann den Hafen, wo mich der Vater noch auf Scherben aufmerksam machte, und gingen auf recht unangenehmen Betonplatten zum Kniepertor. Dort lag in den neunziger Jahren noch ein Gleis der 1966 stillgelegten Straßenbahn, das aber jetzt verschwunden war.
Ab hier fanden sich nun, wie fast überall in Stralsund, wunderbar glatte Steinplatten und Kopfsteinpflaster auf dem wir den Alten Markt mit dem gotischen Rathaus erreichten. Wir besuchten in Stralsund noch verschiedene Kirchen, gingen in verschiedene Geschäfte, aßen eine Kleinigkeit in einem Straßencafé und bestiegen auch den Turm der Marienkirche mit seinen 366 Stufen. Von oben hat man einen phantastischen Blick über Stralsund, der die zwei Euro Eintritt fast vergessen lässt. Beim Abstieg fingen plötzlich die Glocken an zu läuten und hörten überhaupt mich mehr auf. Es war dermaßen laut, dass wir uns alle die Ohren zu hielten. Da die Treppen aber so steil sind, dass man sich festhalten möchte, ergab sich ein Problem. Ohren zu halten und Geländer benutzen geht nicht, also blieben wir eine Weile stehen und schützten unser Gehör. Der Boden vibrierte unter meinen Füße. Er bebte regelrecht. Die anderen spürten das auch sehr deutlich. Mit jedem Glockenschlag gab es einen Rumms, alles bebte und dröhnte. Die Glocken hörten gar nicht auf. Schließlich mussten wir den Lärm ertragen und doch mit ungeschützten Ohren hinuntergehen. Auf dem Weg zum Auto fing es auf den letzten paar hundert Metern an zu tropfen, aber das hörte auch bald wieder auf, so dass ich alles wunderbar barfuß erledigen konnte.
Stralsund zu besichtigen ist unbedingt empfehlenswert. Die Altstadt gehört wegen ihrer Backsteingotik zum Weltkulturerbe.
Von hier fuhren wir weiter nach Bad Sülze, das in meinem Atlas als sehenswert eingestuft wird, aber so großartig fand ich diese Stadt nun auch wieder nicht.
Der letzte Zwischenstopp sollte dann am Gut Belitz erfolgen, wo die Fernsehserie gedreht wurde, die das Leben im Gutshaus vor hundert Jahren zeigte. Leider wird dort wieder gedreht, so dass man nicht mal in die Nähe darf. :-( Auch fotografieren ist dort verboten. Wir suchten dann einen Feldweg, um wenigstens von hinten einen Blick darauf werfen zu können, was auch zwischen ein paar Bäumen hindurch gelang, aber sofort kam wieder einer angerannt und jagte uns fort, obwohl keine Absperrung von uns missachtet wurde!
In Belitz schien sogar kurz die Sonne, später regnete es etwas, aber im wesentlichen blieb das Wetter optimal.
Für den Abend in Berlin war ich dann noch bei meinen Bekannten zum Essen eingeladen. Ich blieb barfuß, wollte dann aber fragen, ob ich das wohl dürfte, weil noch ein Gast anwesend sein sollte. Da der aber schon da war, es stellte sich heraus, dass er das Haus gehütet hatte, kam ich nicht dazu. Er sagte nichts über meine Füße. Ich kannte ihn auch bisher nicht. Was der nun wohl von mir denkt? Na, mal sehen, ob ich das Thema mal darauf bringen kann.

Viele Grüße

Ulrich


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