Treffen mit guten Bekannten auf Rügen (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 22.05.2005, 22:43 (vor 7068 Tagen)

Am Freitag den 20. Mai sah ich meine Wirtin überhaupt nicht. Das Frühstück hatte sie mir morgens hingestellt. Ich blieb barfuß, und ging so auch aus dem Haus. Da ich bis zu dem um 9:30 Uhr terminierten Treffen in Patzig noch etwas Zeit hatte, sah ich mir noch den Bahnhof in Bergen an. Es war noch recht kühl, aber niemand reagierte auf meine Füße.
Wie würden wohl meine Bekannten reagieren? Ich hatte wieder Hemmungen und traute mich zunächst nicht. :-( Mit meinen Birkenstock-Sandalen erschien ich dort, was bereits die Frage aufwarf, ob das wohl die richtigen Schuhe seien, denn wir wollten ja wandern. Meine Bekannten, ein Ehepaar (etwa 50) mit einer dreizehnjährigen Tochter, bereiteten sich vor und zogen feste Wanderschuhe an. Das hatte ich auch nicht anders erwartet.
Von Patzig aus fuhren wir dann mit zwei Autos zurück nach Bergen, wo ich mein Auto abstellte und mich mitnehmen ließ. Ich sollte zwar noch "richtige" Schuhe mitnehmen, "vergas" das aber. Wir sahen uns dann noch die Kirche in Bergen an, wo ein recht kühler Wind wehte, so dass ich darum bat noch mal zurück zu fahren, um mir eine Jacke mitzunehmen. Wir waren ja noch nicht weit. Da man mich bei dieser Gelegenheit noch mal an die Schuhe erinnerte, "um nicht noch mal zurückfahren zu müssen", sagte ich nun, dass das schon so ginge.
Wir fuhren dann nach Binz, wo wir zu einer Wanderung durch den Granitzer Wald starteten. Bisher hatte ich mich nicht barfuß gezeigt, aber als nach ein paar hundert Metern die Eltern ein Stück vorausgingen und nur die Tochter neben mir herlief, die mit mir sprach, und außerdem herrliches Laub am Boden lag, war der Moment gekommen. Ich sagte zu der Tochter: "Ich glaube das ist hier sehr angenehm", als ich mich kurz bückte und die Schuhe auszog. Sie äußerte nur ein kurzes "Oh" und erzählte dann aber einfach weiter.
Ich hielt nun die Sandalen in der Hand, was ich sonst eigentlich nie tue. Nach einem kurzen Stück drehten sich ihre Eltern um und wunderten sich. "Du gehst jetzt barfuß?" fragte der Vater. Ich begründete dies mit dem angenehmen Boden, der allerdings keineswegs so angenehm blieb. Die Mutter meinte dann noch: "Ich hab gar nicht gewusst, dass Du so ein Naturbursche bist." Sie haben es dann aber problemlos hingenommen. Wir kamen dann auf einen Weg aus Betonplatten, der gar nicht so angenehm war, aber es ging noch und am Wegesrand war auch stets ein Streifen aus Rasen oder Waldboden. Von anderen Leuten kamen gar keine Reaktionen. Wir erreichten den Schwarzen See, machten dort eine kleine Pause und gingen oberhalb der Steilküste wieder zurück nach Binz. Fragen, ob es nicht weh tun würde barfuß zu gehen und wie es mit Scherben sei, beantwortete ich natürlich, ich erwähnte auch, dass ich es nicht zum ersten mal tue, aber mehr wollte man auch gar nicht wissen. Irgendwann stopfte ich dann die Sandalen in meinen Rucksack, der mit meiner überflüssigen Jacke bereits ziemlich voll war, woraufhin ich gefragt wurde, ob ich meine Schuhe auch nicht irgendwo liegen gelassen hätte. Ich konnte meine Bekannten aber beruhigen.
Den Rest des Tages blieb ich barfuß.
Wir wollten dann noch einen Blick auf Schloss Granitz werfen, aus Zeitgründen aber nur von außen, ließen uns aber durch einen viel zu entfernt gelegenen teuren Parkplatz davon abhalten. Na ja, ich war da auch schon mal drin. Bei Garftitz sahen wir die Kleinbahn, den Rasenden Roland, sprangen aus dem Auto und fotografierten den Zug.
Bei Baabe sahen wir uns dann eine Fähre an, bei der ein Fährmann in einem kleinen Boot Fußgänger nach Moritzdorf hinüberrudert. An einer Stelle, dicht am Wasser, stellte die Tochter fest, dass der Boden dort ganz weich sei und man einsacken würde, barfuß hatte ich das natürlich besonders genießen können.
Auf der Halbinsel Mönchgut bestiegen wir dann den Schafberg bei Mariendorf, eine besonders angenehm zu begehende Sanddüne mit herrlicher Aussicht.
Anschließend aßen wir in Middelhagen etwas Kuchen und gingen dort auch auf Toilette. Dass ich das natürlich auch barfuß tat, wurde mit keinem Wort beachtet.
Wir fuhren dann nach Klein-Zicker, bestiegen dort eine weitere Düne mit herrlicher Aussicht, wo wir uns allerdings vor Tausenden kleiner Fliegen kaum retten konnten. Am Parkplatz sah ich den einzigen anderen Barfüßer außerhalb des Strandes, ein Junge, der Birkenstock-Sandalen in der Hand trug. Möglicherweise war er im Wasser, an einer Stelle allerdings, die zum Baden überhaupt nicht einlud.
Wir machten uns dann auf den Weg nach Göhren, wo eine Wanderung zur Ostspitze Rügens, auch Nordperd (nicht Nordpferd!)genannt folgte. Auf dem Weg entdeckten wir eine Schlange von etwa 25 cm Länge. Genaugenommen entdeckte ich sie nachdem alle anderen schon über sie rüber waren, glücklicherweise ohne sie zu treten. Sie lebte also! Ich machte einen vorsichtigen Bogen um sie herum, die Tochter versuchte sie dann mit einem Stock aufzuheben, um sie vom Weg zu bekommen. Dass ich mich da barfuß möglicherweise in Gefahr begeben hätte, wurde aber nicht thematisiert. Vom Nordperd aus gingen wir noch zu einem sehr steinigen Strand hinunter, wo wir nach Hühnergöttern suchten. Ich fand auch einen, was ja Glück bringen soll. Meine Begleiter fanden übrigens schon an anderen Tagen zahlreiche.
Anschließend gingen wir in Göhren Essen, auf die Seebrücke und zum Strand, wo ich mir nun doch meine Jacke überzog, da die abendliche Kühle bemerkbar wurde und etwas Wind wehte. Der Sand war schon ausgesprochen kalt. Am Bahnhof, sahen wir noch einmal den Rasenden Roland, der letzte Zug nach Putbus war kurz vor der Abfahrt. Als er weg war, folgten wir ihm, fotografierten ihn noch bei seiner Fahrt durch Philippshagen und sahen ihn noch mal am Bahnübergang in Sellin. Da er nur mit 25 km/h rast, war es nicht schwierig ihm mit dem Auto zu folgen. In Sellin, wo man mit einem Schrägaufzug zum Strand hinunter fahren kann, besichtigten wir noch die abends beleuchtete Seebrücke am Nordstrand. Die Tochter lief noch mal auf den Strand, um ihn ein letztes mal zu berühren. Ich tat das auch. Sie bückte sich, um mit den Händen den Sand zu fühlen, worauf ich darauf hinwies, dass ich das nicht nötig hätte. Ich berührte schließlich den Sand mit den Füßen.
Darüber, dass ich immer noch barfuß war, erstaunten sich meine Begleiter zwar immer wieder, aber es störte sie auch nicht. Sie brachten mich dann wieder nach Bergen, wo ich auch barfuß ins Haus ging, aber niemandem begegnete.

Fortsetzung folgt

Ulrich

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