Reise nach Rügen (Anreise) (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Sunday, 22.05.2005, 22:41 (vor 7068 Tagen)

Hallo

Bekannte von mir verbrachten die Woche nach Pfingsten auf der Insel Rügen. Für drei Tage wollte ich auch dort hin, um mit ihnen gemeinsame Touren zu unternehmen. Da mir der Anfang der Woche zu verregnet schien, entschied ich mich schließlich am Donnerstag aufzubrechen und am Sonnabend mit ihnen gemeinsam zurückzukommen. Da meine Bekannten mich bisher allerdings nur mit Schuhen kennen, war ich schon recht aufgeregt, ob sie mich auch barfuß akzeptieren würden, ob sie mich für verrückt erklären würden oder ob ich mich überhaupt überwinden würde ihnen gegenüber wirklich barfuß aufzutreten, doch darüber später mehr, denn am Donnerstag trafen wir uns noch gar nicht, da sie einen Tag auf Hiddensee verbrachten und wir erst für Freitag früh verabredet waren.
Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, um die Anfahrt mit zahlreichen Besichtigungen auf nackten Sohlen anzureichern. Mein erster Abstecher von der Autobahn nach Rostock erfolgte bereits in Hennigsdorf, wo ich stets nachsehe, ob gerade interessante Züge, die dort gebaut werden, getestet werden. Ich sah dort sogar schon U-Bahnen für Shanghai! Am Donnerstag fuhr dort aber anscheinend nichts.
Ich fuhr dann über die Autobahn weiter bis Linstow, suchte dann die Hügelgräber bei Hallalit, die ich allerdings nicht fand, und kam nach Vollrathsruhe. Dort reizte mich ein bis über das Dach mit Efeu überwuchertes altes Gebäude beim Gutshof zu einer kleinen Runde ums Schloss, ein heruntergekommenes leerstehendes Gutshaus. Meine Füße bemerkte hier aber niemand. Am Ortsausgang gibt es dann einen wunderschönen Blick über die Mecklenburgische Schweiz mit einem kleinen Aussichtsturm. Die Stufen bestanden aus Metallgittern, die ich grundsätzlich recht unangenehm finde, aber auch kein Hindernis darstellen. Oben war dann ein angenehmer Eisenboden vorhanden. Unten machten zwei Männer, die gerade noch Rasen gemäht hatten, eine Pause. Sie müssten meine Füße eigentlich bemerkt haben, aber sagten nichts.
Einen weiteren großartigen Ausblick kann man am Röthelberg westlich von Karstorf genießen. Dort stieß ich auf eine vierköpfige Radwandergruppe, die gerade Pause machte. Ein Mann fragte mich: "Ist Ihnen nicht kalt an den Füße?" Eine Frau meinte dann entstetzt:" Das seh ich jetzt erst!" Ich antwortete: "Nein, das ist sehr schön angenehm so." "Da frier ich ja schon vom hinsehen," meinte der Mann dann noch, worauf ich erwiderte: "Das brauchen Sie nicht, es ist warm genug." Ich verabschiedete mich dann noch mit "Schönen Tag noch" und ging weiter. Genaugenommen war es wirklich recht kühl, aber es ging gerade noch.
Mein nächstes Etappenziel war Teterow. Ich fuhr geradeaus mitten in die Altstadt hinein, parkte dort und ging zunächst zum Malchiner Tor. Ein kleines Mädchen rief: "Papa, guck mal, der ist barfuß", aber das war auch die letzte Bemerkung zu meinen Füßen für den Rest des Tages. Anschließend ging ich über den Marktplatz, am Rathaus vorbei zum Rostocker Tor, von dort am Wall entlang zum Mühlenteich und schließlich an der Kirche vorbei wieder zurück zum Auto. In der Kirche war ich auch kurz drinnen, aber sie schien mir nichts besonderes zu bieten. Teterow ist ein sehr hübsches, gut erhaltenes kleines Städtchen mit zwei typischen Stadttoren der Backsteingotik, wie sie in der Gegend üblich sind.
Von Teterow aus suchte ich dann das Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs auf den Heidbergen, von dem aus eine großartige Aussicht über die Landschaft besteht. Zunächst fand ich es nicht und landete statt dessen am "Bergring" einer Motorradrennstrecke, die man anscheinend gut barfuß besuchen kann, aber die mich nicht weiter interessierte. An der B104 gibt es aber westlich von Teterow einen Wegweiser zu einem Wanderparkplatz. Ich startete einen letzten Versuch diesen Aussichtsturm zu finden. Am Parkplatz fuhr ich aber vorbei, bis zum Ende der Straße und wanderte von dort aus einen recht matschigen Forstweg weiter, bis ich nach ein paar hundert Metern den Waldrand erreichte und das Ehrenmal erblickte. Ein aus feinem Schotter bestehender Weg, der aber doch recht gut begehbar war, führte hinauf zum Turm, der dem Knauf eines in der Erde steckenden Schwertes gleichen soll. Der Turm scheint nicht abschließbar zu sein, dürfte also Tag und Nacht kostenlos zugänglich sein. Im Inneren war er übrigens schön sauber, was ich angesichts der Zugänglichkeit kaum vermutet habe. Außen lagen stellenweise ein paar Scherben.
Von hier fuhr ich dann weiter nach Malchin. Dort sind noch das Kalensche Tor, das Steintor und der Fangelturm aus der Zeit der Backsteingotik gut erhalten, einen Rest der Stadtmauer gibt es im Südosten, auch das Rathaus von 1842 sieht ganz nett aus, der Rest der Altstadt besteht aber neben ein paar wenigen alten Häusern zum Großteil aus Freiflächen und Plattenbauten. Teterow ist viel schöner.
Ich ließ noch zwei Abstecher an den Kummerower See folgen, sowohl von Kummerow, als auch von Sommersdorf aus. Dazwischen suchte ich auch einen Weg der zum See hinunter führt, fand aber keinen, und fragte einen entgegenkommenden Mann, ob man irgendwo an den See käme, was er verneinte ohne auf meine Füße zu achten. Er verwies mich nur freundlich auf Sommersdorf.
Ich fuhr dann weiter nach Demmin, wo die Altstadt auch sehr gelitten hat und teilweise durch Plattenbauten ersetzt wurde, aber nicht in so großem Stil wie in Malchin. Am Hafen sind noch ein paar alte Speicherhäuser vorhanden, und eine Klappbrücke wurde gerade hochgeklappt, um mehreren Schiffen auf der Peene die Passage zu ermöglichen. Die Altstadt liegt ganz hübsch auf einem Berg. Ich stieg vom Bollwerk am Hafen aus eine Treppe hinauf, ging an der Stadtmauer entlang, wo es teils etwas steinig war zum backsteingotischen Luisentor, und von dort an Kirche und Rathaus vorbei zu meinem Auto, das ich in einer Plattenbausiedlung hinter dem Markt, also mitten in der Altstadt, geparkt hatte.
Anschließend lies ich einen Abstecher nach Nehringen folgen, wo sich eine wunderschöne alte hölzerne Zugbrücke über das Flüsschen Trebel befindet. Dort befand sich seit dem 13. Jahrhundert die Landesgrenze zwischen Mecklenburg und Pommern.
Nun wurde es Zeit endlich Rügen zu erreichen. Die sehr schön erhaltene Stadt Grimmen interessierte mich nicht, da ich sie schon kannte. Eine Besichtigung ist dort aber durchaus empfehlenswert.
Da ich noch kein Zimmer auf Rügen gebucht hatte, und ich es nicht mehr vor Ladenschluss schaffen konnte den Verkehrsverein in Bergen auf Rügen zu erreichen, rief ich dort bereits aus Demmin an. Das Buchen eines Zimmers war kein Problem, allerdings kam ich so um den Genuss dort barfuß zu erscheinen. Dadurch kamen mir auch wieder Bedenken, wie wohl die Wirtsleute auf meine Barfüssigkeit reagieren würden. Als ich im letzten September in die Gegend von Bamberg reiste, hatte ich durchaus das Gefühl das einige Adressen nur wegen meiner nackten Füße "ausgebucht" waren. Beim Verkehrsverein hätte ich fragen können, ob das in Ordnung geht. Um keine Probleme zu bekommen, muss ich nun leider gestehen mir ein paar Sandalen angezogen zu haben, als ich dort erschien. Meine Hemmungen schlagen leider manchmal immer noch zu. Hinterher ärgerte mich das selbst. Eine freundliche ältere Frau ließ mich hinein, gab mir ein Zimmer und ich glaube sie hätte nichts gegen nackte Füße gehabt. Die zwei Minuten hätte ich auch barfuß bleiben können. :-(

Fortsetzung folgt

Ulrich

Reise nach Rügen (Anreise)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 23.05.2005, 12:58 (vor 7067 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich!

"Da ich noch kein Zimmer auf Rügen gebucht hatte, und ich es nicht mehr vor Ladenschluss schaffen konnte den Verkehrsverein in Bergen auf Rügen zu erreichen, rief ich dort bereits aus Demmin an. Das Buchen eines Zimmers war kein Problem, allerdings kam ich so um den Genuss dort barfuß zu erscheinen. Dadurch kamen mir auch wieder Bedenken, wie wohl die Wirtsleute auf meine Barfüssigkeit reagieren würden. Als ich im letzten September in die Gegend von Bamberg reiste, hatte ich durchaus das Gefühl das einige Adressen nur wegen meiner nackten Füße "ausgebucht" waren. Beim Verkehrsverein hätte ich fragen können, ob das in Ordnung geht. Um keine Probleme zu bekommen, muss ich nun leider gestehen mir ein paar Sandalen angezogen zu haben, als ich dort erschien. Meine Hemmungen schlagen leider manchmal immer noch zu. Hinterher ärgerte mich das selbst. Eine freundliche ältere Frau ließ mich hinein, gab mir ein Zimmer und ich glaube sie hätte nichts gegen nackte Füße gehabt. Die zwei Minuten hätte ich auch barfuß bleiben können."

Da ich Dich nicht für einen Menschen halte, bei dem barfuß ein Dogma ist, sehe ich auch keinerlei Gefahr, daß Du wegen "2 Minuten schändlicher Beschuhtheit" ewig traurig sein wirst oder Dich gar vor den nächsten "Rasenden Roland", die nächste Pferdebahn oder den nächsten Kraftomnibus werfen würdest.

In Sachen Zimmer nehmen habe ich nicht allzu viel Erfahrung. So etwas benötige ich eigentlcih nur geschäftlich, und dann erledigt das eine Sekretärin. Und zu geschäftlichen Unterkünften erscheine ich auch nicht barfuß.Auch vor meiner Barfußzeit übernachtete ich lieber draußen im Schlafsack als im Hotel. Ausnahme war "Scotty's Inn" in Düsseldorf anläßlich des Düsseldorfer Barfußtreffens. Und da habe ich mich einfach darauf verlassen, daß barfuß kein Problem ist (und war es auch nicht). Daß ein paar besoffene Bargäste lästern würden, hat mich nicht überrascht. Die hätten aber auch gelästert, wenn ich Schuhe angehabt hätte. Das Tragen einer kurzen Hose hätte schon gereicht, zumindest im Winter.

Eines frage ich mich aber doch (vielleicht kann mir da ein Rechtsexperte weiterhelfen): Wenn man ein Zimmer telefonisch oder wie auch immer reserviert hat, darf man dann noch abgewiesen werden, weil man barfuß erscheint? (Beim barfüßigen Erscheinen ohne vorgängige Anmeldung kann man ja nicht wissen, ob die "Ausbuchung" echt ist oder andere Gründe hat.) Zweifellos gibt es "Hausrecht", aber ist mit der Reservation schon der Vertrag gültig? Und wie zieht es aus, wenn man schon für etwas bezahlt hat?

Schöne Grüße aus der verregneten Schweiz

Michael aus Zofingen

Reise nach Rügen (Anreise)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 23.05.2005, 19:06 (vor 7067 Tagen) @ Michael aus Zofingen

Hallo Michael!

Da ich Dich nicht für einen Menschen halte, bei dem barfuß ein Dogma ist, sehe ich auch keinerlei Gefahr, daß Du wegen "2 Minuten schändlicher Beschuhtheit" ewig traurig sein wirst oder Dich gar vor den nächsten "Rasenden Roland", die nächste Pferdebahn oder den nächsten Kraftomnibus werfen würdest.

Keine Sorge, so schlimm fand ich es auch wieder nicht. Ich hatte nur einen Moment überlegt, ob ich das hier zugeben soll, aber ich hielt die Wahrheit für wichtiger als irgendwelche Bedenken.

In Sachen Zimmer nehmen habe ich nicht allzu viel Erfahrung. So etwas benötige ich eigentlcih nur geschäftlich, und dann erledigt das eine Sekretärin. Und zu geschäftlichen Unterkünften erscheine ich auch nicht barfuß.Auch vor meiner Barfußzeit übernachtete ich lieber draußen im Schlafsack als im Hotel.

Ulrich: Also Hotels sind mir zu teuer. Ich bevorzuge kleine Pensionen, und habe daher ganz gezielt nach dem billigsten Zimmer gefragt. Im Freien möchte ich lieber nicht übernachten, da mich all die kleinen Tierchen am Boden doch ziemlich stören würden. Es müsste schon ein völlig trockener, sauberer und unbewachsener Platz sein. Im Elbsandsteingebirge gibt es solche Plätze, und da habe ich auch schon im Freien übernachtet. Ansonsten schlief ich auch schon oft in meinem Auto. Ich lege dann aber Wert auf einen Standort an dem ich mit einiger Sicherheit nicht beobachtet werde, sowie Tiefsttemperaturen nicht unter 15°C. Auf Rügen waren es aber etwa 10° weniger. Da wollte ich auf ein Zimmer keinesfalls verzichten.

Eines frage ich mich aber doch (vielleicht kann mir da ein Rechtsexperte weiterhelfen): Wenn man ein Zimmer telefonisch oder wie auch immer reserviert hat, darf man dann noch abgewiesen werden, weil man barfuß erscheint?

Vermutlich nicht! Aber ich hatte auch keine Lust mich auf Diskussionen mit mir völlig fremden Leuten einzulassen. Ich hatte ja auch keine Ahnung, auf was für Typen ich da stoßen würde. Außerdem will ich ja auch ordentlich behandelt werden und nicht wie einer, den man eigentlich gar nicht bei sich haben will. Der erste Eindruck ist da vermutlich nicht ganz unwichtig.

Zweifellos gibt es "Hausrecht", aber ist mit der Reservation schon der Vertrag gültig?

Das weiß ich nicht, ich denke aber schon.

Und wie zieht es aus, wenn man schon für etwas bezahlt hat?

Dann dürfte der Vertrag sicher zu Stande gekommen sein. Ich hatte aber noch nicht bezahlt. Letzten Endes ist mir das aber auch egal. Ich möchte mich einfach nicht mit jemandem herumstreiten. Da ziehe ich lieber sicherheitshalber kurz mal Schuhe an.

Schöne Grüße zurück aus dem immer noch trockenen Berlin

Ulrich

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