Viele Männer - wenig Frauen: 4 Teilaspekte (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Friday, 20.05.2005, 06:56 (vor 7070 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar!

"Ich halte das nicht für ein Männerproblem sondern für ein gesellschaftliches Problem und hier vor allem unter beruflichen Gesichtspunkten.
Als ich in der Bank gearbeitet habe, wurde sowohl von den Kunden als auch von der Geschäftsleitung bei den Frauen nahezu jede Kleidung akzeptiert. Bei den Frauen war es egal, ob sie in einer Jeans erschienen sind, welches Schuhwerk sie trugen usw. wenn die Kleidung nicht gerade irgendwie zerfetzt oder schmutzig war.
..........
Und dann kam es auch vor, dass Kunden sich beschwert haben, weil sie
"Mann" in ihrer Ansicht nach unangemessener Kleidung in der Freizeit angetroffen haben. Bei Frauen kam so was niemals vor."

Leider hast Du recht. Zwar darf auch eine Frau nicht in jedem Beruf das tragen, was ihr gerade paßt. Eine Maurerin oder Schlosserin wird kaum barfuß ihren Beruf ausüben dürfen, nicht einmal in Flipflops. Aber was Berufe anbelangt, wo man "ordentliche Kleidung" tragen muß, sind Frauen eindeutig im Vorteil. Während der "minimale Bedeckungsgrad" von ordentlicher Frauenkleidung im Beruf nur unwesentlich größer ist wie von Strandkleidung, wird von einem Mann in gleicher beruflicher Position zumindest in bestimmten Berufen verlangt, daß sie sich wie ein Eskimo vermummen, aber alles muß aufeinander abgestimmt sein. Was den Beruf anbelangt, so hat man da wenig Einfluß, außer in der Berufswahl. Wer gerne barfuß läuft, der weiß, der kann von Anfang an einen Beruf ansteuern, in dem es möglich ist, z. B. Bademeister. Wer aber die Liebe zum Barfußlaufen erst später entdeckt und einen "ordentlichen" Beruf ausübt, der muß entscheiden, was ihm wichtiger ist.

Meine Entscheidung ist gefallen: Ich bleibe der Chemie treu, sogar dort, wo noch mit echten Chemikalien gearbeitet wird (also nicht im reinen Verwaltungsbereich). Das hart zur Folge, daß ich bei der Arbeit nicht barfuß laufen darf, sondern geschlossene Schuhe tragen muß, auch sind kurze Hosen im Labor nicht erlaubt. Dagegen bekomme ich anders als im Bankenwesen nicht gleich Ärger, wenn die Hose etwas faltig ist oder in der Farbe nicht ganz zum Hemd oder zu den Socken paßt. Auch mischt mein Arbeitgeber sich nicht ernsthaft in meine Kleidung ein, die ich außerhalb der Arbeitszeit trage. Oder vielleicht doch? Hätte ich in der Firma vielleicht eine besser bezahlte Position, wenn ich nach Feierabend meine Dienstkleidung nicht gleich in die Ecke pfeffern würde, sondern anbehalten? Reicht mein Verhalten in der Freizeit nur gerade eben aus, daß man mich nicht rausschmeißt?

Was Theater, Tanzveranstaltungen, Restaurantbesuche usw. anbelangt, so ist man auf den Goodwill der Türsteher, Kellner usw. abhängig, die von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Wo Scherben auftreten könnten, würde man vielleicht auch Frauen den Zutritt verweigern, wenn sie barfuß ankämen. Wenn aber die Frau drinnen die Schuhe auszieht, passiert nicht, während ein Mann beim gleichen Verhalten rausgeschmissen wird. Männer in kurzen Hosen oder in langen Hosen mit Flipflops werden gar nicht reingelassen, während eine Frau in Minirock und Flipflops selbst im tiefsten Winter kein Problem hätte, in ein Restaurant gelassen zu werden.

Sogar auf der Straße, im Park usw. ist der Mann im Nachteil. Eine Frau darf eigentlich jedes Kleidungsstück mit jedem kombinieren, mag es noch so "unmöglich" sein und unabhängig von der Jahreszeit. Ein Mann läuft leichter Gefahr, bei "unmöglicher" nicht nur beschimpft zu werden, sondern auch bei der Polizei verzeigt zu werden. Oder die Polizei schreitet eigenmächtig ein.

Ein paar Beispiele, bei denen die Polizei einschreiten würde (bzw. eingeschritten ist):
- Mann in Sommerjacke, kurzer Hose und barfuß im Dezember bei +2°C (selber erlebt)
- Mann in Sommerjacke, kurzer Hose und Flipflops im Februar bei 0°C (selber erlebt)
- Mann in T-Shirt, kurzer Hose, Turnschuhe ohne Socken im Februar bei 12°C (selber erlebt)
- Mann im Anzug, aber mit zwei verschiedenfarbigen Socken (meinem Uniprofessor passiert, hat er selbst erzählt)
- Mann mit Rollkragenpullover, Krawatte(!), langen Jeans, Sandalen mit Socken (gemäß Gerede in der Firma einem ehemaligem Mitarbeiter passiert)
- Mann im besten Anzug und Krawatte, aber mit Flipflops im April (einem Manager passiert, der nach der Arbeit direkt ins Hallenbad gefahren war, wo ihm die Schuhe geklaut wurden, nicht aber die Flipflops, die er beim Duschen im Hallenbad trägt)

Hätte eine Frau in solchen Situationen Ärger mit der Polizei bekommen? Nein!

Viele Grüße
Michael aus Zofingen


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