Ein nicht alltägliches Erlebnis (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 17.05.2005, 12:41 (vor 7073 Tagen)

Pfingstsonntag 2005: Der einzige Tag des Pfingstwochenendes, der "ziemlich sonnig bei 18°C" werden sollte. So entschloß ich mich, mit dem Fahrrad nach Boniswil an den Aabach zu fahren. Eigentlich ist das barfüßige Radfahren bei mir zumindest bei Temperaturen über 10°C ebenso ist der Aufenthalt an einem Ort, an dem "jeder Trottel" barfuß läuft, nichts außergewöhnliches, so daß es eigentlich schon keinen Eintrag in diesem Forum verdient. Trotzdem erntete ich an einigen Stellen große Glotzaugen. Dabei war die Temperatur sicher über 15°C!

Badewetter war allerdings nicht. Einmal war die Wassertemperatur nicht gerade hoch. Zum anderen sorgte die Algenblüte davor, daß man die Wasserqualität guten Gewissens als "ihh" bezeichnen konnte. Es kamen auch keinerlei Leute, um sich längere Zeit am Ufer aufzuhalten, die meisten waren auf der Wanderschaft und auch entsprechend fett bewanderschuht. Niemand außer mir lief barfuß, auch die Leute in den wenigen Booten. Überhaupt waren die Leute relativ winterlich gekleidet, von einigen Radfahrern einmal abgesehen. Aber niemand von den Leuten, die vorbeikamen, fühlte sich derart irritiert, daß er zum Handy griff und die Polizei rief. Die meisten grüßten nur freundlich.

Im Laufe des Tages kam eine Gruppe von Jungen vorbei. Vielleicht waren es Pfadfinder, vielleicht auch irgendeine kirchliche Gruppe. Sie spannten zwei Seil über den Aabach, darauf wollten sie das Überqueren des Gewässers üben. Nun konnte es losgehen: Alle Jugendlichen und der Betreuer befanden sich auf der gegenübliegenden Seite, der erste mutige schritt auf dem unteren Seil, indem er sich am oberen festhielt und zusätzlich durch eine Art Seilbahn vor dem Sturz ins Wasser (nicht sehr tief, aber sehr steinig) abgesichert war. Bei der Gelegenheit muß ich sagen, daß Schuhe mit dicker Sohle nicht ideal zum "Seiltanzen" sind. Barfuß wäre sicher die intelligentere Lösung gewesen. Schließlich handelte es sich nicht um ein Stahlseil mit Fleischhaken. Kaum war der Junge über das Wasser gegangen, sprang er vom Seil auf den Boden. Nun wollte er wieder zurück, wozu er zu dem Baum mußte, an dem die Seile befestigt waren. Erst jetzt wurde klar, daß ein Ast zwischen den Seilen hing, eine ungestörte Passage wäre nicht möglich gewesen. Er versuchte noch, den Ast zur Seite zu biegen, aber biegen und gleich zeitig rübergehen war nicht möglich. Bei der Gelegenheit verhedderte sich auch noch das Seil der "Seilbahn" mit dem Ast. Der Knabe war ratlos. Da seine Kollegen alle auf der anderen Seite waren, mischte ich mich ein. Als er sah, wie ich, nur in Badehose bekleidet versuchte zu helfen, fragte er zaghaft: "Wollen Sie nicht erst Schuhe holen? Sonst verletzen Sie sich noch!" "Wenn ich das wollte, dann müßte ich erst nach Zofingen fahren, wo ich wohne. Da habe ich meine Schuhe stehen. "Was? Sie sind barfuß mit dem Auto von Zofingen hierher gefahren?" "Nein", beruhigte ich ihn, "nur mit dem Velo!" Da war er noch mehr erstaunt.

Das nächste ist schnell erzählt: Ich stieg auf einen anderen Ast, konnte so den störenden Ast ergreifen und dann so verbiegen, daß er hinter dem Stamm eines anderen Baumes hängen blieb und auch nicht zurückschnellen konnte. Die Seilbrücke konnte nun ohne Hindernisse überquert werden. So verging einige Zeit. Zuletzt kam der Betreuer selber über die Seilbrücke und löste sämtliche Seile, die die Jugendlichen (sie gingen jeweils einzeln auf "meine" Seite und gleich wieder zurück) dann hinüberzogen. Dem Betreuer blieb nun nichts anderes übrig, als etwa 10 Minuten zu wandern, um den Aabach auf der nächsten festen Brücke zu überqueren und zu seinen Schützlingen zu gelangen. Das tat er auch, wobei er sich vor noch bei mir für die Hilfe bedankte. Man sieht: Es gibt auch ordentliche Leute, auch junge. Längst nicht alle Jugendlichen machen sinnlos Flaschen kaputt mit dem Ziel, Barfüßern das Leben schwer zu machen.

Auf meinem Weg nach Hause begegnete ich keinen Barfüßern, mit einer Ausnahme: Ein etwa 30-jähriger Mann lief so auf der Terrasse herum, aber das "gildet" nicht.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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