Erlebnisse am Pfingstmontag (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 17.05.2005, 08:18 (vor 7073 Tagen)

Pfingsten 2005 war hier ziemlich durchzogen. Am Samstag anfangs trocken, später Regen, am Sonntag recht sonnig, am Montag anfangs trocken, später Regen, sogar heftig. So entschloß ich mich, am Montag nicht allzu weit weg zu fahren. Eigentlich ist das barfüßige Radfahren bei mir zumindest bei Temperaturen über 10°C nichts außergewöhnliches, so daß es eigentlich schon keinen Eintrag in diesem mehr Forum verdient. Trotzdem erntete ich große Glotzaugen von einem Jungen, der zusammen mit seinem Vater auf dem Fahrrad vorbeifuhr, während ich, nur mit T-Shirt und kurzen Hosen (und der am besten dazu passenden Fuß-"Bekleidung" Altglas im Container entsorgte. Dabei war die Temperatur sicher über 15°C!

In Reiden kamen mir wieder ein Vater und dessen Sohn entgegen, letzterer war noch so klein, daß er noch nicht selber Fahrrad fahren konnte, sondern auf dem Kindersitz mitgenommen wird. Der Junge schaute mich an und sagte dann: "Papi, sieh mal, ein Mann ohne Füße!" Ich mußte schmunzeln. In unser heutigen Gesellschaft scheint zumindest aus Kindersicht ein "richtiger" Fuß erst dann ein solcher zu sein, wenn ein Schuh darüber ist. Ich fühlte mich an meine Kindheit erinnert, als ich etwa so alt war wie der Junge und ebenfalls von meinem Vater zu Pfingsten (oder war es Himmelfahrt?) auf dem Fahrrad mitgenommen wurde. Wir kamen in einem Wald, wo ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Mann auf einem Pferd reiten sah. Ich rief empört: "Der hat ja gar keinen Wagen dahinter!" Grund: Ich lebte damals noch inmitten einer Stadt (Pinneberg), in die sich natürlich nie ein Reiter verirrte. Wohl aber wurde ein Teil des Verkehrs noch mit Pferdewagen durchgeführt, obwohl Kraftfahrzeuge natürlich auch 1959 schon in der Überzahl waren. "Meine" Logik war also, daß zu einem Pferd immer ein Wagen gehörte, ohne den war etwas verkehrt. 60 Jahre vorher war es dagegen "verkehrt", wenn statt der Pferdekutsche plötzlich eine lärmende und stinkende Benzinkutsche unterwegs ist. Und in unserer heutigen "Zivilisation" ist ein nackter Fuß schon kein Fuß mehr, sondern nur noch ein fett beschuhter.

Ich radelte nach Großwangen, jenem Dorf, in dem der Anteil barfüßiger Kinder vergleichsweise hoch ist. Sogar dieses Jahr war das schon der Fall, aufgefallen war mir ein etwa 8-jähriges Mädchen, das bei etwa 13°C vor der Garage mit einem Ball spielte, zwar mit dicker Jacke, jedoch mit knielangem Rock und barfuß. Die Schuhe, die der Form nach auch eher unzweckmäßig waren, wurden als "Torpfosten" mißbraucht. An diesem Tag war jedoch niemand barfuß außer mir. Auf meiner Rückfahrt begegnete ich noch einen Arbeitskollegen, der mit Frau und Sohn ebenfalls mit dem Rad unterwegs war.
Nur ein freundliches Lächeln, er kannte meine Marotten.

In Aarburg führte der Weg an einer Sporthalle vorbei. Vor der Halle saß eine Mädchengruppe und machte Sportübungen. Viele fingen an zu kichern, als sie mich sahen. Ich vermute, daß es sich um keinen Sportverein handelte, sondern um irgendeine kirchliche Gruppe, die über Pfingsten in der Sporthalle übernachtet hatte und nun vor dem Abmarsch zum Bahnhof noch eine paar Bewegungsübungen machte. Niemand trug Sportkleidung, sondern eher "winterliche" Kleidung, alle hatten Rucksäcke dabei. "Richtige" Sportlerinnen hätten wohl auch nicht gekichert, wenn eine Mann barfuß Rad fährt. Bei der Gelegenheit fiel mir ein Posting von Andi ein, in dem von einer Frau die Rede war, die es für asozial hielt wenn, Männer barfuß laufen, im gleichen Atemzug aber Frauen das Recht zugestehen, daß ihre Unterhosen oberhalb der Hose zum Vorschein kommt. Genauso war es hier. Die Mädchen lästerten über mich, weil ich barfuß war oder/und kurze Hosen trug, aber daß bei einigen von ihnen durch "unmögliche" Bewegungen Unterwäsche zum Vorschein kommt, störte sie gar nicht. Wie die es bloß immer schaffen, daß die Unterwäsche immer OBEN aus der Hose herausrutscht. Sicher wird nachgeholfen. Mir passiert so etwas nämlich nie, auch dann nicht, wenn ich keinerlei Anstrengungen unternehme, das zu verhindern.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen

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