Regenspaziergang (Hobby? Barfuß! 2)

Eugen, Stammposter, Sunday, 15.05.2005, 14:12 (vor 7075 Tagen) @ Don Primo

Hallo Don Primo,

vielen Dank für deinen Bericht -- und ich kann deine Erlebnisse vom verregneten Pfingstsamstag eigentlich bestätigen. Nicht viel los, nur einige Hundegassiführer.

Da die Familie zu Hause bleiben wollte (Söhne am Internet-PC game), mußte der Vater einfach am Nachmittag ins feindliche Leben - wir leben ja im Schillerjahr. Solche total veregneten Frühlings/Sommertage sind eigentlich mein Spezialgebiet als Barfuss-Radfahrer. Etwa 13 Grad und Dauerregen hier in Bonn -- nichts wie raus. Kleiderordnung auf dem Fahrrad: kurze Hose, langärmeliges Hemd, darüber meine Regenjacke und auf dem Kopfe mein ostfriesischer Seemannshut -- breite lange Krempe hinten und kurze vorne. Man sieht darin eher aus wie ein Afrikaforscher des 19. Jahrhunderts -- halt mit Regen-Tropenhelm und nackten Beinen und Füßen (Na Ja, eine Frau mit Regenschirm, die mich gleich zu Anfang sah, fing an zu lachen).

Ziel der Radtour: Linksrheinisch von Bonn nach der Insel Nonnenwerth (Augustinerinnen-Kloster mit Mädchengymnasium). Schom nach 5 Minuten war ich überall klitschnass. So gut wie niemand an der Rheinpromenade zu sehen. Vorbei am Rheinhotel Dreesen ging es zu den mehr wilden Uferbereichen des Rheins. Hier kann man von Zeit zu Zeit Stops einlegen und durch das herrliche nasse Gras seine Füße entspannen. Wunderschöne Glockenblumen wuchsen an einem wilden Pfad direkt am Ufer des Rheines. Meine total nassen Beine und Füße wurden aber schön warm -- die Anzugsordnung war also richtig gewählt. Ich hatte das Gefühl, dass meine Füsse den Regen und das nasse Gras geradezu lieben und alles um sich aufsogen. Hier mit Stiefeln zu laufen -- unvorstellbar.

Wurde das Gelände zu steinig und lagen zu viele Muscheln herum, konnte man einfach in das flache ufernahe knietiefe Wasser des Rheins ausweichen -- sehr erfrischend. Beeindruckend waren auch einige alte Bäume, deren Wurzelwerk durch Hochwasser völlig freigelegt waren. Hier waren kleine Kletterübungen gefragt.

Dann der Blick zum gegenüberliegenden Ufer: Der Drachenfels war nicht zu sehen -- alles war in tiefliegenden Wolken verhangen. Man hatte den Eindruck, als ob die Wälder des Siebengebirges verdampfen. Der Fels ragt normalerweise etwa 300 Meter über den Rhein, doch die grauen Regenwolken waren höchsten 200 Meter hoch. Trotzdem ein schöner verzaubender Anblick -- begleitet vom Gesang unentwegter Vögel und dem ständigen Geräusch von fallenden Regentropfen auf meinen Seemannshut und auf das schnell fließende Wasser des Rheins.

Südlich des Drachenfels verläßt man Nordrheinwestfalen und gelangt nach Rheinland Pfalz. Hier ging es an einem Campingplatz vorbei. Eine größere Jugendgruppe versuchte gerade, im strömenden Regen ein großes Zelt aufzubauen -- oder sie versuchten es zummindest. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Lieber ein Zelt im Regen aufbauen als abbauen.

An einer meiner Lieblingsstellen, direkt gegenüber von Nonnenwerth, machte ich dann noch eine längere Rast, lief abenteuerliche Wege am Ufer entlang, beobachtete einen wilden Kajak(?Kanu)-Fahrer im Rhein, wie er einem schnellen Schlepper ausweichen mußte und dabei in turbulente Heckstrudel geriet.

Zu Hause wieder angekommen, mußte ich erstmal einen heißen Kaffee trinken. Kalt war mir nur an den Haut-Stellen geworden, wo die kurze nasse Hose die Haut berührte. Die Füße waren nach dieser 3-stündigen Tour im Dauerregen herrlich durchblutet und warm.

Es gibt einfach kein schlechtes Wetter -- man muß es so nehmen wie es kommt. Heute, am Pfingstsonntag, ist es nur 10 Grad hier in Bonn. Mal schauen, ob ich wieder zu einem kleinen Abenteuer aufbrechen werde.

Beste Pfingstgrüße an alle

Eugen


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