Auf der Suche nach einem unbekannten See (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Friday, 13.05.2005, 23:53 (vor 7141 Tagen)

Hallo

Heute musste ich unbedingt nach Potsdam fahren, denn dort begann der Vorverkauf für Fahrkarten der Pferdebahn, die dort am 22. Mai anlässlich des 125. Straßenbahnjubiläums fahren wird. Bei einer angekündigten Höchsttemperatur von 18°C hatte ich zunächst Bedenken, diese Besorgung barfuß zu erledigen, überwandt mich aber und war gespannt auf die Reaktionen. Ich war dort etwa 1½ km unterwegs, überquerte dabei auch zweimal den Platz der Einheit mitten im Stadtzentrum, aber meine Füße schienen niemandem aufzufallen.
Anschließend fuhr ich zum Wandern nach Rieben (ca. 25 km südlich von Potsdam). Ich hatte in einem Buch ein Bild von einer Sandfläche am Hang des Eichheidebergs gesehen, die mich interessierte. Dahinter sollte sich in den letzten Jahren durch Bodensenkung ein neuer See von etwa zwei Quadratkilometer Fläche gebildet haben. Der Beschreibung nach sollte in Rieben ein sandiger Weg beginnen, der dort hin führt. Der Weg erwies sich jedoch als neu angelegter Radweg mit unangenehm wirkendem rötlichen Splitt, wie er überhaupt nicht in die Gegend passt. Ich stieg gar nicht erst aus meinem Auto, sondern fuhr gleich weiter nach Dobbrikow, um die Sache von der anderen Seite anzugehen.
Von Dobbrikow aus wanderte ich durch Wald zu einer kleinen Brücke über den Pfeffergraben. In der Ferne sah ich schon die Sandfläche am Eichheideberg. Ich ging über die Brücke, machte kurz Rast an einer netten kleinen Bank unter einem Baum mit wunderschöner Sicht über die Wiesen am Pfeffergraben und erreichte wieder den Radweg aus Rieben. Von hier sollte es über einen Feldweg zum Eichheideberg gehen, dort standen aber überall Schilder, die das Betreten der Wege im Naturschutzgebiet verboten. Pech! Der Eichheideberg war zwar zu sehen, aber nicht erreichbar. Aber würde ich irgendwie an diesen neuen See kommen, der ja auch im Naturschutzgebiet liegt?
Ich ging zurück über die kleine Brücke, hielt mich links in Richtung dieses Sees, der auf meiner Wanderkarte nicht eingezeichnet ist. Der Weg wurde immer zugewachsener, und schließlich sah ich zwischen Bäumen hindurch eine recht große Wasserfläche. Um sie zu fotografieren war aber noch zu viel Wald davor. Ich ging weiter, einen Hang hinunter, hatte nun keine Bäume mehr vor mir, aber dafür sah ich auch den See kaum noch, weil ich zu tief war und das Schilf alles verdeckte. Näher kam ich dort auch nicht ans Wasser, da ein Elektrozaun für Kühe der mit Verbotsschildern ausgestattet war, ein weiteres Vordringen verhinderte. Ich ging nun meinen Weg oberhalb des Hanges durch den Wald weiter und erreichte bald einen anderen Weg, der direkt auf die eben noch versperrten Wiesen führte. Von einem etwas höher gelegenen Platz war auch ein akzeptabler Blick auf den See möglich, aber auch nur aus einiger Entfernung, da die Wiesen zum See hin recht feucht sind und sich dort allerhand Brennnesseln und Disteln fanden. Hätte ich Schuhe dabei gehabt, hätte ich sie mir vielleicht angezogen, um näher ans Wasser zu kommen, aber so war ich auch erst mal zufrieden.
Zur anderen Seite blickend entdeckte ich eine Baumreihe quer über die Wiesen und dachte mir, ob dort ein Weg ist? Der Blick auf die Wanderkarte verriet mir aber, dass es sich dort um den Verlauf des Pfefferfließes handelt. Das fliest etwas östlich fast parallel zum Pfeffergraben. Ich sah mir noch das Pfefferfließ an, überquerte es zweimal und machte mich auf den Rückweg nach Dobbrikow. Etwa zwei Kilometer vor dem Dorf überholte mich eine Reiterin. "Das ist ja ganz schön weit und noch dazu barfuß" rief sie mir zu. "Ja, das geht wunderbar" antwortete ich ihr, aber sie ritt schon weiter. In gut drei Stunden hatte ich 10 km zurückgelegt, war aber noch unzufrieden. Ich wollte näher an den See kommen und überlegte mir, ob es vielleicht von der Straße, die Rieben mit Zauchwitz verbindet einen Weg dorthin gibt.
Nördlich von Rieben entpuppte sich der erste in Frage kommende Weg aber wieder als der unsympathische Radweg. Der zweite Weg führte mich direkt auf einen Hof zwischen zwei Häusern, wo gleich ein paar Leute gekuckt haben wieso da ein Auto kommt. Der dritte Weg führte dann an einem kleinen Graben entlang zu einer Verzweigung bei einer Schranke, die zwar offen war, aber ich parkte dennoch davor, damit man mein Auto nicht dahinter einsperren kann. Von hier ging ich zunächst nach rechts und nach einer Linkskurve führte der Weg tatsächlich bis fast ans Wasser heran. Von einem Hochsitz aus konnte ich dann einen großartigen Rundblick über den See genießen. Dort sorgte der Weg übrigens für besonders schwarze Sohlen.
Als ich wieder beim Auto war entschied ich mich noch den anderen Weg zu gehen. Dieser war zwar recht unangenehm geschottert, aber auf dem Gras daneben ging es. Nach etwa 200 m begann dann wieder ein schöner grasiger Feldweg, der auch bis dicht an den See heran führte. An seinem Ende befand sich wieder ein Hochsitz und davor ein Schild "Betreten auf eigene Gefahr". Hier war es also sogar erlaubt ihn zu besteigen! Von oben genoss ich ein herrliches Panorama über den See. Ich sah die Wiese auf der anderen Seite, auf der ich vorher noch zu weit ab war, und ich sah den Eichheideberg, der auch von dieser Seite nicht erreicht werden darf.
Auf dem Rückweg zum Auto stellte ich fest, dass ich auf dem Schotterweg tatsächlich nur im Ballengang einigermaßen gehen konnte, was sich bei mir sonst keineswegs von selbst ergibt. Normalerweise laufe ich barfuß genauso wie mit Schuhen, was auf den sonst üblichen Wegen auch kein Problem ist.
Zum Schluss legte ich noch eine kleine Pause an der Nieplitz ein. Von der Brücke bei Zauchwitz fuhr ich ein Stück an diesem Flüsschen entlang bis zu einem etwa 500 m entfernten Wehr. Eigentlich schien es mir ziemlich überflüssig, da das Wasser dort fast ungestaut hindurchfloss. Das Gefälle betrug nur ein paar Zentimeter. Am Wehr überquerte ich die Nieplitz noch auf einer Brücke aus Eisengittern, was barfuß nicht gerade angenehm, aber doch durchaus machbar ist. Dort gibt es einen recht verwilderten Rastplatz mit Bänken und Tischen, der vermutlich nur selten genutzt wird.
Anderen Wanderern bin ich nirgends begegnet, nur der Reiterin, die mit mir sprach und drei Autos, die mir entgegenkamen.

Viele Grüße

Ulrich


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