Nicht ganz schmerzfreie Nachwirkungen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 10.05.2005, 17:44 (vor 7080 Tagen) @ Markus U.

Hallo Markus!

"Ein einzelner Stachel macht zwar nicht viel aus und verursacht in der Regel nicht einmal eine blutende Wunde, aber die haut wird dadurch doch erheblich gereizt, und die Reizung verliert sich auch durch das Herausziehen nicht gleich vollständig. Und wenn Du auf Deiner Wanderung andauernd auf irgendwelche Maronischalen getreten bist, dann potenziert sich diese Reizung natürlich, und zwar an beiden Füßen (ich trage beim Maronisammeln im Herbst immer Sandalen)."

Frisch gefallene, noch grüne Maronischalen im Herbst sind längst nicht so eklig wie die "alten Sieche". Die Stacheln sind relativ weich und biegen meist um, wenn man darauf tritt. Manchmal bleibt auch ein ganzes Ding am Fuß hängen und man kann es dann abschütteln. Die alten (braunen) Schalen sind härter und zerfallen anderseits in vereinzelte Stachelagglomerate (teils durch der Alterung an sich, teils durch Einwirkung von Reifen oder fetten Schuhen), welche (Ich meine die Stacheln, nicht die Schuhe!) sich tiefer in die Haut bohren und man nur mit der Hand herausziehen kann. Zur Pinzette brauchte ich übrigens nicht greifen. Auch bohren sich die Stacheln leichter fest, wenn die Schalen auf hartem Untergrund liegen als etwas auf feinem Sand, nassem Lehm usw. Die Stacheln werden natürlich auch vom Regen fortgespült. Während die auf die Straßen gefallenen Schalen laufend von Kehrmaschinen usw. entfernt werden, ist dieses bei Bergwegen nicht der Fall. In Spalten, Mulden und hinter Wurzeln können sich die Schalen ewig halten.

"Ich weiß auch nicht, wie viel der Rucksack ausmacht, denn ich habe Dich als einen sehr dünnen Menschen, dessen Füße nicht allzu viel natürliches Körpergewicht zu tragen haben, in Erinnerung, aber wenn Du tagelang einen riesigen Rucksack, der soviel wiegt wie Du selbst, mit Dir rumschleppst, dann haben Deine Füße plötzlich doppelt soviel zu tragen wie sonst, und darauf sind sie nicht vorbereitet."

Der Rucksack ist recht voluminös, allerdings nicht allzu schwer. In Düsseldorf hatte ich einen kleineren dabei, da ich nicht im Schlafsack übernachtete. In Köln hatte ich den großen dabei. Wie üblich war der Schlafsack in dem Riesenrucksack, ein Fotoapparat, diesmal 2 Liter Getränke in Glasflaschen sowie die gesamte Verpflegung für alle 4 Tage (Ich rechnete damit, daß ich meist nicht in Gegenden war, wo man so leicht auf Läden, Kneipen usw. stößt wie etwa in der Düsseldorfer Altstadt). Die Flüssigkeitsmenge hat übrigens nicht gereicht, aber an Brunnen mangelte es nicht. Auch früher, als ich noch nicht barfuß lief, spürte ich den Rucksack anfangs wenig, später enorm, und am letzten Tag, wenn die Vorräte verbraucht sind, wieder weniger. Damals war der Rucksack aber etwas schwerer, weil ich meist neben den Schuhen an den Füßen auch andere im Gepäck hatte (für unwegsames Gelände trug ich Turnschuhe, für die An- und Abreise Sandalen, letzteres natürlich nur im Sommer).

"Natürlich macht sich diese Mehrbelastung nicht sofort bemerkbar, aber nach einiger Zeit eben doch, zumal man mit Sicherheit vermuten kann, daß Du an "arbeitsamen" Tagen keine schweren Lasten zu schleppen hast."

Das ist wahr!

"Dennoch bewundere ich Dich für Deinen Mut, wakker durchgehalten zu haben, denn ich hätte vor den Maronischalen "kapituliert", indem ich umgekehrt wäre, und im Freien zu übernachten ist auch nicht mein "Ding", weil ich viel zu viele Bedenken wegen plötzlicher Unbilden des Wetters, Räubern und Tieren hätte."

So wie ich im Berufsleben nicht allzu schnell kapitulieren darf, nur weil mal eine chemische Reaktion nicht so funktioniert wie ich es gerne hätte, so kapituliere ich auch nicht gerne vor anderen Dingen. Was natürlich nicht bedeutet, daß ich die Gefahr herausfordere. Z. B. würde ich nicht vor nicht versuchen, Flaschen zu zerschlagen, um dann barfuß durch die Scherben gehen zu "müssen". Ich lasse die Flaschen heil. Soweit ich Dich kenne, bist Du auch kein Fan von Mutproben wie barfuß durchs Feuer laufen und die Benützung dieser (angeblichen) "Scherbenfühlpfade". Die meisten Tiere in Mitteleuropa würden keinen schlafenden Menschen angreifen, von Mücken, Zecken usw. einmal abgesehen. Was Räuber anbelangt: Die Wahrscheinlichkeit, in irgendeiner Absteige erleichtert zu werden, ist größer als im Wald überfallen zu werden. Zumindest hier. In den USA oder Israel mag das anders sein. Und wenn man überfallen wird, dann ist es meistens sowieso schon zu spät. Auch wenn man mit Schuhen im Dunkeln schneller vorankommen würde als barfuß, da ist die Chance, mit Schuhen besser davon zu kommen, nur unwesentlich größer.

Mit freundlichen Grüßen

Michael aus Zofingen


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