Barfuß in der City (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 02.05.2005, 23:01 (vor 7087 Tagen)

Heute erreichte das Thermometer in Berlin erstmals dieses Jahr über 30 Grad. Das ideale Wetter, um den ganzen Tag barfuß unterwegs zu sein. Leider ging das für mich nicht, da ich arbeiten musste. :-(
Ich war aber fest entschlossen nach Feierabend eine Runde durch die City zu spazieren.
Im Laufe des Tages war ich schon recht viel unterwegs und hatte dabei erwartet, dass doch bei diesem Wetter endlich auch ein paar Barfüßer zu sehen sein müssten. Bisher hatte ich nur an zwei verschiedenen Tagen ein paar Kinder mit nackten Füßen gesehen, aber noch keinen einzigen Erwachsenen. Na ja, von Rolf (F) abgesehen, mit dem ich mich ja mal verabredet hatte. (Schöne Grüße an dieser Stelle)
Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass es auch heute nichts mit einer solchen Sichtung werden würde, bis ich gegen 17:10 Uhr endlich zwei barfüßige Mädchen in Berlin-Karow sah. Zuvor sah ich auch einen Mann an einer Bushaltestelle mit nackten Füßen sitzen, aber da er nur kurz seine Schuhe ausgezogen und seine Füße auf den Schuhen ausruhen lies, zählt das für mich nicht. Auf der Fahrt von Karow zurück zu meinem Arbeitgeber sah ich dann im Vorbeifahren zwei junge Männer am Straßenrand sitzen, deren nackte Füße auch wirklich den Boden berührten, ob sie allerdings irgendwo Schuhe dabei hatten, konnte ich nicht erkennen. Es schien mir da doch wichtiger auf den Verkehr zu achten. :-)
Den Höhepunkt bot mir dann eine junge Frau, die ich um 17:40 an der Prenzlauer Allee Ecke Torstraße sah, als ich rot hatte. Sie war barfuß, trug aber diese "Barfußschuhe" oder wie das heißt, bei denen zwischen den Zehen und den Knöcheln auf dem Fußrücken eine rosa Blüte befestigt war. Sah toll aus!
Nun hatte ich nichts eiligeres zu tun, als endlich Feierabend zu machen und selbst barfuß durch die Stadt zu gehen. Ich fuhr dann zunächst zum Kulturforum, wo ich noch letztes Jahr prima mein Auto abstellen konnte und auf kurzem Weg den Potsdamer Platz erreichte, aber nun ist da auch eine Parkgebührenzone eingerichtet worden, also fuhr ich woanders hin. Ich parkte schließlich in der John-Foster-Dulles-Allee zwischen der Kongresshalle und dem Bundeskanzleramt und näherte mich dann dem Dienstsitz von Herrn Schröder. Offensichtlich wirkte ich trotz meiner nackten Füße seriös genug, um von einer sehr fernöstlich aussehenden Touristin angesprochen zu werden. Statt auf meine Füße einzugehen fragte sie mich auf englisch, was das Bundeskanzleramt für ein Gebäude sei, vielleicht ein Museum? Ich antwortete ihr dann radebrechend, dass es das Haus von Herrn Schröder sei, da ich nicht wusste was Bundeskanzleramt auf englisch heißt. Sie fragte mich dann, ob das unser Prämierminister sei und ich dachte mir, diese Bezeichnung könne man noch durchgehen lassen. :-) Dann fragte sich mich noch mit Blick auf das Reichstagsgebäude, ob das das Parlament sei, was ich bestätigte. Meine Füße schien sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Anschließend überquerte ich die Spree und sah mir den "Bundespressestrand" an. Auf dem Zugangsweg war die einzige Stelle, an der ich Scherben fand. :-( Zum Baden ist dieser "Strand" übrigens völlig ungeeignet. Außer zwei kleiner Planschbecken, wie sie mancher im Garten hat, gibt es dort nämlich kein Wasser! Es ist nur eine extra aufgeschüttete Sandfläche in der Stadt, vom Ufer der Spree durch einen Zaun eine Straße und eine Kaimauer deutlich abgetrennt. Ein rein gastronomischer Ort mit Ausschank und Bühne auf Sandboden. Da waren auch einige barfuß, aber auf Sand kann man das halt auch nicht richtig mitzählen.
Anschließend machte ich noch eine Runde über die Luisenstraße und am ARD-Hauptstadtstudio vorbei zur Straße Unter den Linden, wo zur Zeit U-Bahn gebaut wird und dachte mir beim Blick auf die festungsartig bewachte britische Botschaft, ob man da wohl als Barfüßer kontrolliert werden müsste, wie in unserem südlichen Nachbarland. Da ich da aber gar nicht vorbei wollte, sondern noch auf Reaktionen irgendwelcher Leute hoffte, ging ich die Linden weiter bis zur Friedrichstraße, folgte dieser bis zu Dorotheenstraße und ging dann an der Botschaft der USA vorbei. Da war mindestens so viel Polizei, wie vor der britischen Botschaft, aber um mich wollte sich einfach niemand kümmern. Die Straßen sind dort aus Angst vor Anschlägen großräumig abgesperrt und Fußgänger können auch nur auf einem ganz schmalen Weg auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig an dieser Festung vorübergehen.
Schließlich sah ich mir noch eine Fotoausstellung vor dem Brandenburger Tor an und ging durch dasselbe hindurch, am Reichstag vorbei, wieder zu meinem Auto. Zahlreiche Leute haben meine Füße gesehen, ich merkte das am nach unten wandernden Blick, aber gesagt hat niemand was. Leider bin ich auch keinem Barfüßer mehr begegnet.
Ich war etwas über eine Stunde unterwegs, die Gehwegplatten waren wie immer ein Genuss, die Straßen schön sauber, aber für schwarze Sohlen reichte es.
Am Ende habe ich noch barfuß mein Auto getankt, aber das ist eigentlich nichts besonderes.

Viele Grüße

Ulrich

Barfuß in der City

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Tuesday, 03.05.2005, 12:46 (vor 7087 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

schönen Dank für Deinen Bericht. In Berlin scheint es nicht allzu anders zu sein als hier. Barfuß läuft "man" nur in Parks, am Strand, auf privaten Grundstücken. Ab und zu "verirrt" ich mal einer auf die Straße vor dem Grundstück. Und einige Frauen (VIEL seltener Männer) entledigen sich mal kurz ihrer Schuhe, wenn sie irgendwo sich mal hinsetzen. Kinder fahren auch mal barfuß Fahrrad, aber selten allzu weit. Auch gehen sie mal barfuß in den Dorfladen. Wenn aber ein Erwachsener, vor allem ein Mann ohne Begleitung, das über einen längeren Zeitraum tut, dann ist das verdächtig.

"da ich nicht wusste was Bundeskanzleramt auf englisch heißt. Sie fragte mich dann, ob das unser Prämierminister sei und ich dachte mir, diese Bezeichnung könne man noch durchgehen lassen. :-)"

Ich würde "Bundeskanzleramt" mit "Chancellor's office" übersetzen. In anderen Ländern nennt sich derjenige, dem die Funktion des deutschen Bundeskanzlers am ähnlichsten ist, Premierminister (Prime Minister). Der Ausdruck "Chancellor" ist im Englischen auch gebräuchlich, auch wenn damit häufig die Kanzler im Mittelalter gemeint sind. Dann fragte sich mich noch mit Blick auf das Reichstagsgebäude, ob das das Parlament sei, was ich bestätigte. Meine Füße schien sie gar nicht zur Kenntnis zu nehmen.

"Anschließend machte ich noch eine Runde über die Luisenstraße und am ARD-Hauptstadtstudio vorbei zur Straße Unter den Linden, wo zur Zeit U-Bahn gebaut wird und dachte mir beim Blick auf die festungsartig bewachte britische Botschaft, ob man da wohl als Barfüßer kontrolliert werden müsste, wie in unserem südlichen Nachbarland. Da ich da aber gar nicht vorbei wollte, sondern noch auf Reaktionen irgendwelcher Leute hoffte, ging ich die Linden weiter bis zur Friedrichstraße, folgte dieser bis zu Dorotheenstraße und ging dann an der Botschaft der USA vorbei. Da war mindestens so viel Polizei, wie vor der britischen Botschaft, aber um mich wollte sich einfach niemand kümmern. Die Straßen sind dort aus Angst vor Anschlägen großräumig abgesperrt und Fußgänger können auch nur auf einem ganz schmalen Weg auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig an dieser Festung vorübergehen."

Vor Botschaftsgebäuden innerhalb der Schweiz wurde ich noch nie kontrolliert. Gegenden mit starker Polizeipräsenz meide ich allerdings in der Regel, egal ob ich barfuß bin oder in Dienstkleidung, und zwar möglichst unauffällig, sonst ist das auch verdächtig.

"Leider bin ich auch keinem Barfüßer mehr begegnet."

Gestern nach der Arbeit war ich noch mit dem Rad unterwegs. Nur ein paar Kinder waren barfuß auf der Straße. Barfüßige Erwachsene sah ich nur auf einem Beachvolleyballfeld, aber das zählt nicht. Jetzt ist das Wetter umgeschlagen, am Wochenende soll die Temperatur allmählich in den einstelligen (jedoch noch positiven Bereich) sinken, noch dazu regnerisch. Vielleicht sollte ich doch in den Süden fahren. Da der Freitag nach Himmelfahrt bei uns arbeitsfrei ist, hätte ich 4 freie Tage hintereinander. Oder, wie meine Chefin zu mir vor versammelter Mannschaft sagte: "Eine Woche mit nur 3 Tagen Schuhzwang!"

Viele Grüße
Michael aus Zofingen

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