Barfuß in einer "preußischen" Metropole mit französischem Flair (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 02.05.2005, 13:09 (vor 7088 Tagen)

Die Monate ohne "r" hatten noch nicht ganz begonnen. Ich war am vergangenen Samstag (30.4.2005) am Neuenburger gewesen. Mit dem Rad hatte ich morgens die ca. 100 km lange Strecke zurückgelegt, selbstverständlich barfuß. Auf der Hinfahrt fiel meine Barfüßigkeit höchstens auf, als ich mein Rad durch die Fußgängerzone von Solothurn schob, wo gerade Markt war. In Neuenburg, wo sich gerade ein Demonstrationszug bewegte, fiel ich dagegen gar nicht auf, erst recht nicht am Strand von Auvernier.

Natürlich ist es nichts ungewöhnliches, daß am Strand Leute bei über 25°C barfuß laufen. Eher ungewöhnlich ist es aber, daß man sich vom Lagerplatz recht weit entfernt. Zum Glück war der Strand nicht zu voll und nicht zu leer, so daß die Gefahr des Beklautwerden nicht allzu groß war. Die Liegewiese war teilweise recht matschig, richtig angenehm nach einer langen Radtour. Östlich des Strandes führt ein baumbestandener Wanderweg direkt am Seeufer entlang. Früher war für mich hier die Grenze für barfuß, jetzt ging ich einfach weiter. Leute, die hier gingen, trugen zumindest Sandalen, mit einer Ausnahme: Eine junge Frau kam mir auf dem Weg entgegen, mit Hund. Sie sah nicht so aus, als ob sie vorhatte, sich am Strand niederzulassen. Sie war mit Wollpullover und langer Hose auch nicht allzu sommerlich gekleidet, aber ihre Halbschuhe hatte sie am Gürtel angebunden. Auch ihr schien der feuchte Boden unter den nackten Füßen zu gefallen, sie ließ keine Schlammstelle aus, so, wie sich Helmut Kohl mit den Fettnäpfchen verhielt (der jedoch mit Schuhen). Sie lächelte, als sie mich sah und sagte: "Bonjour!" Ich antworte in einer Sprache, die ich nicht verstehe, aber soviel verstand ich doch.

Ich wanderte vorbei an einer Fabrik, die das produziert, was der Gesundheit abträglich ist (nicht nur der des Konsumenten, sondern auch der des "Mitkonsumenten". "Barfußlaufen und das konsumieren, was dort produziert wird? Ein Widerspruch in sich", würde Markus U. sagen. Ich wanderte weiter vorbei am Hafen von Serries und dann über einen weiteren Strand bis zu der Stelle, wo zwischen Seeufer und Gleis der Littorail http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.photos-trains.ch/photos/galleries/Suisse/TN/Ligne_5/thumbnail/TN_Littorail_Bas_des_allees_Colombier.gif&imgrefurl=http://www.photos-trains.ch/photos/picture.php%3Fcat%3D167%26image_id%3D1627&h=150&w=200&sz=21&tbnid=SUoPtCQqLzIJ:&tbnh=74&tbnw=99&hl=de&start=7&prev=/images%3Fq%3Dlittorail%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DN bis zur Endstation der Littorail am Place Pury nur der Radweg liegt (anders als in Frankfurt mit dem Mainufer und der...). Damit es nicht Off-topic wird, kehrte ich um so daß ich die Züge der Littorail nicht sehen konnte, weil Bäume die Sicht versperrten.

Später am Tag verließ ich meinen Badeplatz abermals, diesmal zog es mich über die Hauptstraße über das alte Kopfsteinpflaster des Weinortes Auvernier hinauf bis zum SBB-Bahnhof, folgte dann der Straße ein Stück, um dann wieder durch den Ort an den Strand zu gehen. Hier (es war offensichtlich irgendeine "weinspezifische" Veranstaltung) wurde ich mehr angestarrt, obwohl die meisten Leute nicht allzu winterlich gekleidet waren. Ab und zu mußte ich auf Scherben aufpassen.

Gegen 19.30 Uhr verließ ich den Strand und radelte parallel zur Littorail zum Place Pury, wo ich das Velo ankettete. Ein Spaziergang durch die ehemals preußische Stadt (kein verspäteter Aprilscherz!) zog es mich hinauf zur Befestigungsanlage, vorbei an der Stiftskirche, hinunter in die Altstadt, eine Treppe den Hang hinauf, eine andere wieder hinunter, durch etliche Altstadtgassen, zum Hafen, bis ich schließlich gegen 22.45 Uhr wieder am Fahrrad war. Neuenburg ist wirklich eine Stadt, die man ideal barfuß erschließen kann. Wem die Füße warm werden, der kann sie in einem "Bächli", das durch die Altstadt fließt, abkühlen. Obwohl ich der einzige war, der ohne Schuhe durch die Stadt lief, fiel meine Barfüßigkeit nicht auf. Nicht einmal die Polizei, die zufällig an mir vorbei fuhr (pikanterweise in der Nähe des Gefängnisturmes http://images.google.ch/imgres?imgurl=http://www.picswiss.ch/Land02/l2NE-01.jpg&imgrefurl=http://www.picswiss.ch/Land02/NE-l2-01.html&h=402&w=588&sz=80&tbnid=XxqnehDAUVIJ:&tbnh=90&tbnw=132&hl=de&start=1&prev=/images%3Fq%3Dneuchatel%2Btour%2Bde%2Bprison%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DG), ließ mich in Ruhe. Die Beamten drehten sich nicht einmal um. Vielleicht ist die Kriminalität in Neuenburg höher als im kleinen Zofingen, so daß dort Barfüßer, selbst wenn sie kurze Hosen tragen, als kleine Fische derart unwichtig sind, daß man sie nicht kontrolliert. Oder kannten sie mich etwa, wollten sich aber nicht auf Diskussionen einlassen, weil sie kein Deutsch können und ich kein Französisch?

Ich radelte zurück zum Strand von Auvernier, wo ich im Schlafsack übernachtete. Am nächsten Morgen hatte ich eine Tour vor mir, nach Biel, zum Baden oder wer weiß nicht was. Hauptsache barfuß!
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion