Gestern war Angestelltenversammlung in der Firma, in der ich arbeite. Selbstverständlich war ich da nicht barfuß, sondern in der üblichen Dienstkleidung. Bei solchen Veranstaltungen trifft man auch mit Arbeitskollegen zusammen, mit denen man sonst nichts zu tun hat. Wobei sich herausstellte, daß auch solche Leute erstaunlich viel über einen wissen. Anderes dagegen erfährt man dort.

So hörte ich, wie ein Mann (von dem ich bisher nichts wußte, außer in welcher Abteilung er arbeitet) von der Renovation in seinem Haus erzählte und ihm dabei was auf den Fuß fiel. Als ihn eine Frau fragte, ob er falsche Schuhe getragen hätte sagte er: "Im Haus und im Garten trage ich nie Schuhe!" Als er sah, daß ich in der Nähe stand, drehte er sich zu mir um und sagte: "Aber wenn ich durch die Zofinger Innenstadt gehe, trage ich welche. Und jetzt besonders, wo ich weiß, daß man dort von der Polizei gejagt wird. Ich hätte nie gedacht, daß die Polizei derart wenig zu tun hat, daß sie solchen Dingen nachsäckelt." Worauf die Frau (sie wohnt bei mir in der Nähe und kennt mich meine "Laster") sagte: "Was? Seit wann ist denn Barfußlaufen verboten?"

Ein anderer Mitarbeiter glaubte mich übrigens auf dem Fahrrad gesehen zu haben, vergleichsweise leicht gekleidet. Ob ich Schuhe anhatte oder nicht, konnte er nicht mit aller Sicherheit sagen. Eine andere Frau sagte, eine mittlerweile pensioniert Mitarbeiterin hätte sie getroffen und erzählt, ich wäre am letzten Samstag im strömenden Regen barfuß und in kurzen Hosen Fahrrad gefahren. Keiner machte negative Bemerkungen über meine Barfüßigkeit in der Freizeit.

Gegen 19 Uhr war die Veranstaltung vorbei, es war sonnig und noch 17°C warm. Was tun? Nach Hause fahren, die Dienstkleidung in die Ecke pfeffern, und dann so weiter Fahrrad fahren, wie es sich für einen vernünftigen Menschen gehört. Ich war übrigens nicht der einzige Barfüßer, es waren noch ca. 15 weitere. Der "Wehrmutstropfen": Die Leute waren nicht unabhängig voneinander barfuß, sondern es war eine Gruppe von Mädchen bei Sport auf dem Sportplatz. Alle waren barfuß, auch wenn nicht alle Sportkleidung trugen. Auch deutete die Zahl der abgestellten Turnschuhe darauf hin, daß es sich um "unechte" Barfüßer handelte. Ob alle, kann ich nicht sagen, da ich weder die Schuhe, noch die Personen gezählt habe (und auch prinzipiell nicht mache). Bleibt nur zu hoffen, daß die Mädchen nicht per Sattelbefehl zum Barfußsport gezwungen wurden. Besser wäre es sicher, wenn ein Mensch den Anfang gemacht hätte (oder gleich ohne Schuhe gekommen wäre) und der Rest hätte nachgezogen.

Unter den Sportlerinnen hat übrigens keine über meine Barfüßigkeit gelästert nach dem Motto, daß das, was eine Gruppe junger Mädchen auf dem Sportplatz darf, ein Mann auf dem Velo noch lange nicht darf.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen